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A & O: grundlegende meditation
Senizid - Der eingeladene Corona-Tod
Beim Ansteigen der Corona-Infektionszahlen geht es ja auch wieder los mit den "Entscheidungen" um Leben & Tod - um Daumen hoch oder Daumen runter - bei den Entscheidungen vor Ort: wer hat Anspruch auf eine intensivmedizinische Betreuung und Beatmung in den Kliniken bei knapper werdenden Betten-Ressourcen - und wer wird der "Palliativ"-Abteilung zugeschoben - den Stationen zur "liebevollen Sterbebegleitung" und den Hospiz-Einrichtungen.
Die Entscheidungen, die dabei getroffen werden müssen nennt man inzwischen ganz technisch "Triage"-Entscheidungen - ein Begriff von den Schlachtfeldern des Militärs: bei wem lohnt sich noch ein ärztliches Eingreifen - und wem gibt man den "Gnadenschuss/Gnadenstoß".
Auch bei den akuten Unfallopfer-Versorgungen auf Deutschlands-Straßen werden ja implizit ähnliche Entscheidungen tagtäglich getroffen: z.B. wenn bei 6 schwerstverletzten Menschen nur ein Unfallarzt vor Ort ist: wem wendet er sich am ehesten und intensivsten in welcher Reihenfolge zu - oder auch bei einem Vollbrand in einem Altenheim: Wo "lohnt" sich ein Löschen und was muss man "aufgeben" und ausbrennen lassen...
Und bei diesen ethisch-moralischen Entscheidungen oft genug in minutenschnelle kommt man den inzwischen 80 Jahre alten Gedankengängen um die NS-Euthanasie recht nahe - als ganz bewusst und überlegt eine menschliche Auslese betrieben wurde, der "Brauchbaren" und der "Unbrauchbaren" - vom Wem oder Was hat die Gesellschaft noch etwas - und Wer "ist dabei über" ???
Beim Begriff "Gnadenschuss" auf dem Schlachtfeld fällt mir zumindest Hitlers "Befehl" zum "Gnadentod/Gnadenstoß", zum Beginn der verschiedenen Euthanasie-Phasen zwischen 1939 und 1945 ein - und es erschreckt mich die Erkenntnis, dass "versteckt" und "implizit" auch heutzutage solche von Menschen unentscheidbaren "Urteile"über Leben & Tod - Daumen hoch oder runter - immer wieder neu getroffen werden - ohne dass immer ein unbedingtes "Muss" aus dem Nu heraus dahinterliegt ...
Der SPIEGEL schreibt in seiner neuesten Ausgabe von der schwedischen Corona-Auslesepolitik, die hierzulande so oft als "vorbildhaft" hingestellt wird. Da wir mir als Diabetiker Typ II und als Hypertoniker mit 73 ganz anders ...
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Senioren im schwedischen ÖstersundDie grausamen Hintergründe von Schwedens "vorbildlicher" Corona-Politik
Senizid: Triage-Entscheidungen mit unfreiwilliger Corona-Euthanasie gegen die Alten
Der eingeladene Tod
Schweden Warum das Corona-Desaster in den Pflegeheimen eine Vorschau auf die deutsche Zukunft sein könnte.
Von Dietmar Pieper | aus: DER SPIEGEL Nr. 42 v. 10.10.2020
Wenige Staaten geben sich so viel Mühe wie Schweden, ihre Bürger jederzeit und überall vor Gefahren zu schützen. Bald soll es dort keine tödlichen Verkehrsunfälle mehr geben (»Vision Zero«). Alkohol darf nur in den staatlichen Systembolaget-Läden verkauft werden, mit Ausnahme von Leichtbier.
Als die Corona-Pandemie das Land erreichte, fühlten sich die meisten Bewohner wie üblich gut aufgehoben. Sie hielten den schwedischen Sonderweg, ohne Lockdown durch die Krise zu manövrieren, für sicher und vernünftig. Staatsepidemiologe Anders Tegnell und die Regierung betonten, dass die Risikogruppen, vor allem die Alten, umfassend geschützt würden.
Dann aber drang das Virus in die Alten- und Pflegeheime ein und verbreitete sich in einigen Einrichtungen nahezu unkontrolliert. Die Corona-Todesrate liegt vor allem deshalb in Schweden rund zehnmal höher als in den Nachbarländern Finnland und Norwegen. Für ihn, sagte Tegnell in einem Interview, seien die vielen Toten »wirklich eine Überraschung« gewesen.
Bei genauem Hinsehen ist allerdings vor allem die Überraschung erstaunlich. Der Umgang mit den Alten ist ein eigenes, zu wenig beleuchtetes Kapitel der fortdauernden Coronakrise. Außerhalb des Familienkreises wird nur selten darüber gesprochen, welche Fehler Ärzte, Pfleger und andere Verantwortliche gemacht haben, wo medizinische Ressourcen fehlten und welchen Härten die Kranken und ihre Angehörigen ausgesetzt waren. Doch ihre Geschichten verraten viel über den inneren Zustand und die Werte einer Gesellschaft.
Beim Blick nach Schweden schauen die Deutschen auf ein anderes Land, aber immer auch ein bisschen auf sich selbst. Ikea, Abba, Pippi Langstrumpf – was von den Skandinaviern zu uns kommt, scheint leicht heimisch werden zu können.
Auf Kundgebungen gegen die Corona-Restriktionen hat sich in Deutschland die blau-gelbe Schwedenfahne hinzugesellt, als eine Art Symbol der Freiheit. Die Fahnenschwenker sind sich sicher, dass in Stockholm klügere Entscheidungen getroffen wurden als in Berlin.
In Schweden sind die Opfer des Virus, wie anderswo auch, vor allem die Alten. Tegnell spricht immer wieder von den »älteren Alten«. Was genau meint er damit?
Die naheliegende Antwort führt in eine dunkle Zone der Gesellschaft. Was sich dort abspielt, ist nicht schön. Berichte von Angehörigen und Recherchen zeigen, dass zahlreiche schwedische Covid-19-Opfer noch leben könnten.
»Man hat nicht versucht, ihr Leben zu retten«, sagt Anders Vahlne, emeritierter Professor für Virologie am Karolinska-Institut bei Stockholm. Eine leitende Krankenschwester warnte in einem Bericht an die Sozialbehörde zu Beginn der Pandemie, es könne zu Fällen »aktiver Sterbehilfe« kommen.
Nur mit Mühe gelang es dem Stockholmer Arzt Bengt Hildebrand, seinen 78-jährigen Vater zu retten, der sich im Pflegeheim mit Covid-19 angesteckt hatte: »Sie haben ihm Morphium verschrieben. Er wäre still gestorben.« Sein Vater kam dann doch ins Krankenhaus, er überlebte.
Die 78-jährige Rita Hemsén aus Gävle erhielt im Wohnheim Morphium und starb, weil angeblich kein Krankenhausbett frei war. Nach Recherchen eines TV-Senders war diese Auskunft gegenüber den Angehörigen falsch, es habe mehrere freie Betten in Gävle gegeben.
Der 72-jährige Moses Ntanda starb in einem Pflegeheim nahe Stockholm an Covid-19. »Der Arzt sagte, sie würden den Richtlinien für die Behandlung älterer Patienten folgen«, berichtet seine Nichte, »er sei kein Fall fürs Krankenhaus.«
Dass es sich nicht um Einzelschicksale handelte, legen auch offizielle Angaben nahe. Selbst auf dem Höhepunkt der Pandemie habe es genügend freie Intensivbetten in den Kliniken des Landes gegeben, sagte die schwedische Sozialministerin Lena Hallengren. Sie verkündete dies als Erfolgsmeldung, als Beweis für kluges Gesundheitsmanagement.
Völlig abwegig ist ihre Sichtweise nicht. »Flatten the curve« war im Frühjahr das globale Mantra der Virus-Bekämpfung. Um jeden Preis wollten Politiker und Ärzte verhindern, dass bei steil ansteigenden Infektionszahlen die Krankenhäuser überlastet würden. Wer stets freie Intensivbetten vorweisen konnte, hatte wenigstens diesen Kampf gewonnen.
Triage
Gleichzeitig gehörte es zur Vorsorge im Corona-Ausnahmezustand, für die mögliche Überlastung des Systems einen Plan zu fassen. Wer wird zuerst behandelt, wer danach, wer gar nicht mehr? Aus der Militärmedizin hat sich dafür der Begriff Triage eingebürgert. In den schwedischen Richtlinien für die »Priorisierung« sind mehrere Gruppen definiert, die keine Intensivbehandlung erhalten sollen, falls das Gesundheitssystem seine Belastungsgrenze erreicht. Ein Kriterium ist das geschätzte »biologische Alter«, ein zweites sind Vorerkrankungen.
»Wir leben in einer Peter-Pan-Kultur, in der die Jugend verherrlicht wird.«
Wer nach Ansicht der Ärzte biologisch zwischen 60 und 70 Jahre alt ist und zwei Organschwächen aufweist, etwa an Herz und Nieren – keine Priorität. Wer biologisch zwischen 70 und 80 ist sowie ein Organleiden hat – keine Priorität. Wer zwar keine gravierenden Leiden hat, aber biologisch über 80 ist – keine Priorität.
Da die schwedischen Kliniken nie überlastet waren, hätte diese Anweisung in der Schublade bleiben können. Doch so war es anscheinend nicht.
Krankenhausärzte berichten, sie hätten manche der eingelieferten Covid-Patienten nicht angemessen behandeln dürfen. Einer sagte der Zeitung »Dagens Nyheter«: »Wir wurden gezwungen, Menschen vor unseren Augen sterben zu lassen, obwohl wir wussten, dass sie bei Intensivbehandlung eine gute Überlebenschance hatten.« Ein anderer Arzt bestätigte: »Dies passierte mehrmals täglich.« Die Verantwortlichen wiesen die Vorwürfe zurück. Eine Untersuchung wurde eingeleitet, die Ergebnisse stehen noch aus.
Schon jetzt zeichnet sich ab: Der Tod wurde in Schweden geradezu eingeladen. Es begann mit den gravierenden Mängeln in den Alten- und Pflegeheimen. Dann fiel dort oft die Entscheidung, palliative Sterbebegleitung zu verordnen, statt Kranke in die Klinik zu schicken. Und selbst im Krankenhaus mussten Ärzte offenbar aussichtsreiche Behandlungen verweigern.
Womöglich ist Schweden Ländern wie Deutschland nur einige Schritte voraus. Die Lebenserwartung hat dort bereits 85 Jahre für Frauen und 81 Jahre für Männer erreicht (in Deutschland sind es 83,6 und 78,9 Jahre). 60 Prozent der Schweden, die zwischen 65 und 84 Jahre alt sind, fühlen sich bei guter Gesundheit, 2002 lag dieser Anteil erst bei 53 Prozent.
Es gäbe viele Gründe, sich darüber zu freuen. Doch das alte Bild von den siechen Alten dominiert in der Öffentlichkeit. Der Stockholmer Autor Marcus Priftis, der ein Buch über »Supersenioren« geschrieben hat, sagt: »Wir leben in einer Peter-Pan-Kultur, in der die Jugend verherrlicht wird und das Altwerden als eine Verschlechterung mit wachsender Demenz gilt.«
Laut dem World Values Survey, einer internationalen sozialwissenschaftlichen Befragung, zählt Schweden zu den Ländern, in denen ältere Menschen eher geringgeschätzt werden. Danach betrachten kaum mehr als 20 Prozent im Land die über Siebzigjährigen mit Respekt, weniger als in den meisten anderen untersuchten Nationen. Zu diesem Befund passt die in Schweden bekannte Geschichte über die Klippen, an denen sich ein blutiges Ritual abgespielt haben soll.
Für nutzlos befundene Alte stürzten sich danach zur Wikingerzeit von hoch aufragenden Felsen hinunter, oder sie wurden gestoßen. Auch wenn es inzwischen als unwahrscheinlich gilt, dass die Ättestupa-Legende auf einem historischen Kern beruht, wird sie gern erzählt.
Senizid - die freiwillige oder unfreiwillige Euthanasie der Alten
Geschichten über den Senizid, die gesellschaftlich veranlasste Altentötung, gehören auch anderswo zum kulturellen Erbe, etwa in Russland oder Japan. Ihr Wahrheitsgehalt wird heute zwar überwiegend von Forschern in Zweifel gezogen, galt jedoch lange als hoch. Ethnologen lasen die Legenden als volkstümliche Geschichtsschreibung: In verschiedenen Weltgegenden sei es früher üblich gewesen, die Gemeinschaft durch sozial akzeptierten Mord von einer Last zu befreien.
Das Grausigste daran dürfte sein: In den Vorstellungen vom Senizid schlummert das Potenzial, wie eine menschliche Konstante zu erscheinen, die Länder und Zeiten miteinander verbindet. Der Senizid ist auf archaische Weise brutal – und gleichzeitig technokratisch rational.
Auch in Deutschland gibt es nun Diskussionen darüber, dass man sich – wie in Schweden – darauf konzentrieren sollte, die Freiheit der Jüngeren zu bewahren und die Älteren nach Möglichkeit zu schützen. Auch da schwingt mit: Wenn es nicht gelingt, sollen sie eben sterben.
Die Frage, wie lange Alte leben dürfen und wann sie besser sterben sollen, steht aber nicht nur während der Corona-Pandemie im Raum. Sie wird sich in Zukunft noch vermehrt stellen. Die gesundheitsökonomischen Modelle, mit denen die Kapazitäten des Gesundheitswesens berechnet werden, handeln letztlich von nichts anderem: Wem werden medizinische Ressourcen zugeteilt? Und wem nicht?
Um davon nicht überrascht zu werden, lohnt sich ein Blick auf den schwedischen Umgang mit den Alten im Corona-Jahr 2020. Die meisten dürften darin ein abschreckendes Beispiel sehen, eine Verirrung. Wer die nordische Kälte dieser Tage hingegen für zukunftsweisend hält, sollte sich fragen, warum.
Dieses und weitere Beispiele hierzu liest Du hier ...
aufklärung
Die Ethik der Genetik folgt immer noch auf Schritt & Tritt (click)
"der mensch denkt . gott lenkt"
St. Rochus . Schutzheiliger der Pesterkrankten . In Steinheim trägt er eine Maske
Triage-Entscheidungen bei Corona - Ein grundsätzlicher SPIEGEL-Artikel vom 7.11.2020
NEU: »Unerträgliche Fragen«
Corona:
Wer wird beatmet, wer nicht? Wenn die Infektionszahlen in Deutschland weiter steigen, werden Ärzte auf Intensivstationen wohl Entscheidungen über Leben und Tod treffen müssen. Sollte das Parlament ihnen mit klaren Regeln dabei helfen?
Click hierzu einem neuen SPIEGEL-Artikel vom 07.11.2020 zur "Triage"-Problematik bei Corona - auf der Seite: "Sterbehilfe - Euthanasie - 'Moderne' Formen gezielter Massentötungen"...
Die Entscheidungen auf Leben & Tod werden bei der Überlastung der Corona-Intensivstationen neu gestellt: Es geht um Fragen persönlicher Ethik, der Ethik der Politik - und um Menschlichkeit - und den "Wert" des Menschen im globalen Kapitalismus ... si.
Beifall für die echten Tränen
In seiner Erleichterung über den Sieg Joe Bidens bei der US-Präsidentschaftswahl ist Moderator Van Jones vor laufender Kamera in Tränen ausgebrochen. Seine Einschätzung, was dieser Sieg für Amerika bedeutet, beginnt Jones gefasst. Doch schon nach wenigen Worten zittert dem erfahrenen Kommentator die Stimme.
„Es ist einfacher, heute Morgen ein Elternteil zu sein, es ist einfacher, ein Vater zu sein“, sagt er im Live-Programm von CNN zur Wahl, kurz nachdem der Sender meldete, dass der Demokrat Joe Biden gewonnen hat. „Es ist einfacher, seinen Kindern zu sagen, dass Charakter wichtig ist. Das es wichtig ist, die Wahrheit zu sagen. Es ist wichtig, ein guter Mensch zu sein.“
Schon nach diesen Sätzen muss Jones eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. Bei seinen nächsten Sätzen bricht seine Stimme. Für eine ganz Menge Leute sei es mit dieser Entscheidung einfacher geworden. „Wenn du Muslim bist in diesem Land, musst du dir keine Sorgen machen, ob der Präsident dich hier nicht will. Wenn du Immigrant bist, musst du dir keine Sorgen machen, ob der Präsident deine Babys wegnehmen möchte.“
Jones bezieht sich damit auf zwei Ereignisse von Trumps Präsidentschaft, die besonders viel Entsetzen hervorgerufen hatten: den sogenannten „Muslim Ban“, also Muslim-Bann, mit dem Menschen aus mehreren mehrheitlich muslimischen Ländern pauschal die Einreise verboten wurde. Und das Vorgehen an der mexikanischen Grenze, wo US-Behörden ab 2017 systematisch Kinder von illegal einreisenden Immigranten von ihren Eltern trennten. Das jüngste Kind, das davon betroffen war, war damals vier Monate alt. Teils wurden die Kinder in Zellen gesperrt.
Gegen Ende des etwa zwei Minuten langen Statements fasst Jones sich wieder. „Es ist eine große Sache, dass wir ein bisschen Frieden bekommen und diese Chance auf einen Neuanfang“, sagt er. „Ich will, dass meine Söhne das sehen: Es ist einfach, es auf die billige Art zu machen und mit sehr viel durchzukommen. Aber irgendwann rächt sich das.“ Für Trumps Anhänger, sei es kein guter Tag. „Aber für eine ganze Menge Leute ist es ein guter Tag.“ tma - waz
Democracy is coming - die Hellsicht des Leonard Cohen 1992
Da bin ich der WELT dankbar, dass sie just zur Wahl Bidens und zur Abwahl Trumps in den USA an den hellseherischen Song von Leonard Cohen "Democracy is coming to the USA" von 1992 erinnert, dessen Sinn sich erst in diesen Momenten erschließt, 28 Jahre später. Denn wir begreifen sehenden Auges: "Demokratie" ist nicht einfach "natürlich" gegeben und fällt nicht vom Himmel, sondern ist ein mühsamer immer wieder neu durchzustehender Prozess des Werdens und Vergehens im Umgang der Menschen im Mit- und Untereinander.
Und gerade in diesen Tagen erleben wir in den USA, wie schwach und fragil entwickelt dort diese "Demokratie" nur ausgebildet scheint - wo wir hier in Deutschland glaubten, dort habe man die "Demokratie" quasi in den Genen mit geliefert bekommen.
Dieses Hin- und Her-Getöse von Donald Trump in den vergangenen 4 Jahren hat man ja vielleicht noch als "Fettnäpfchen" gewertet und als "Elefant im Porzellanladen", aber inzwischen sehen wir dieses zarte schützens- und behütenswerte Pflänzchen mit anderen Augen.
Aber diese "Demokratie", so meine ich, ist auch immer ein Spiegelbild der Menschen, die da zusammengekommen sind, um miteinander Leben zu teilen, "ein jeglicher nach seiner Facon".
Gerade zu Corona-Zeiten erleben wir hautnah, wie wichtig Vorsicht- und Rücksichtnahme sind in der Begegnung und im Miteinander. "Demokratie" ist so etwas wie eine zartwachsende Liebe, die zum Gelingen strebt.
Der Schlussakkord im Dokumentarfilm von 2019 "Marianne & Leonard: Words of Love" (Amazon - click here) führt das noch einmal vor Augen: Als die sterbende Freundin und Geliebte Cohens Marianne Ihlen in ihrem Bett mit Beatmungsschläuchen in der Nase eine Abschiedsmail von Leonard Cohen vorgelesen bekommt, der dann drei Monte nach ihr 2016 an Krebs stirbt:
„Marianne, wir sind nun beide in dem Alter angekommen, da unsere Körper langsam anfangen, zu vergehen – und ich denke, dass ich dir bald folgen werde. In dem Wissen, dass ich so nah bei dir bin, kannst du einfach deine Hand ausstrecken, und ich denke, du wirst meine erreichen. Du weißt, dass ich dich immer für deine Schönheit und deine Weisheit geliebt habe, aber ich muss gar keine Worte mehr darüber verlieren, denn du weißt das alles schon. Aber jetzt wünsche ich dir eine gute Reise. Good Bye, meine liebe Freundin. In unendlicher Liebe, ich sehe dich ganz bald. Du weißt, dass ich dich immer für deine Schönheit und deine Weisheit geliebt habe.“
Und so wie diese durch alle Tiefen und Höhen gegangene und trotzdem bleibende Liebe über den Tod der beiden hinaus zumindest ideell immer weiterlebt - so ist das mit diesem Flämmchen, diesem Pflänzchen der "Demokratie": ein Mühen und ein Bewahren, ein Werden und Vergehen - und immer wieder die Wiederkehr ins Leben und ins Bewusstsein: "Democracy is coming - over & over again... - si
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„DEMOCRACY IS COMING TO THE USA“
Die Prophezeiung des Leonard Cohen
Von Hannes Stein - WELT.de / Kultur
Was ist bloß los in Amerika? Steht das Land am Abgrund – oder vor einem neuen Anfang? Wer die USA im Jahr 2020 verstehen will, muss jetzt einen Song von 1992 hören. Der Prophet am Mikrofon: Leonard Cohen. Seine Hoffnung gründete auf ganz bestimmten Menschengruppen.
Das Jahr war 1992. Tout le monde war optimistisch: Die Mauer war gerade eben gefallen, Saddam Hussein besiegt, der amerikanische Präsident hatte eine „neue Weltordnung“ ausgerufen, die ethnischen Gemetzel im ehemaligen Jugoslawien hatten noch nicht begonnen. Manche sprachen allen Ernstes vom „Ende der Geschichte“.
Aber einer sah weiter und tiefer und klarer: der kanadische Liedermacher Leonard Cohen. Sein Lied fängt an wie ein langsamer Marsch. Schlagzeug im Hintergrund. Eine eintönige Melodie, dann beginnt Cohen auf der CD „Future“ zu singen. Ach, was heißt hier singen — eigentlich spricht er die Verse nur, mit seiner schönen rauen Bassstimme. „It’s coming through a hole in the air“, sagt er, „from those nights in Tienanmen Square.“
Die Erinnerung an das Massaker, das die Panzer auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking angerichtet hatten, war damals noch ganz frisch. Chinesische Studenten hatten dort aus Pappmaché eine plumpe, aber deutlich erkennbare Nachbildung der Freiheitsstatue von New York hergestellt.
Sie kommt durch ein Loch in der Luft, aus jenen Nächten am Tienanmen Square. Sie kommt aus dem Gefühl: Das hier ist nicht wirklich real — oder wenn es doch real ist, dann nicht ganz da.“ Wer kommt in Leonard Cohens Lied? „Democracy is coming to the USA.“ Die Demokratie kommt in die Vereinigten Staaten.
Kein Zustand, sondern ein Prozess
Eine tolle, eine raffinierte und frappierende Zeile. Denn schließlich glauben die meisten Menschen, dass die Demokratie längst dort ist, dass sie in Amerika seit 240 Jahren ihren festen Wohnsitz hat. Der Kanadier Leonard Cohen wusste es besser: Die Vereinigten Staaten waren am Anfang ein Mittelding aus Gulag (den Plantagen in den Südstaaten) und patriarchalischer Republik.
Seit 1828 durften alle weißen Männer wählen, aber natürlich nicht die Frauen, nicht die Sklaven, nicht die Ureinwohner. Bis 1965 waren Schwarze in den Südstaaten vom demokratischen Prozess ausgeschlossen. Die amerikanische Demokratie war nie ein Zustand, sie ist ein Prozess – mit Fortschritten und Rückschlägen, mit schönen und schrecklichen Überraschungen.
In der amerikanischen Demokratie baumelten die Leichen von schwarzen Männern und Frauen an Bäumen. In der amerikanischen Demokratie schossen Soldaten auf Ureinwohner und deckten sich Arbeitslose im Central Park mit Zeitungen zu. „Segle weiter, segle weiter, du mächtiges Schiff des Staates“, singt Leonard Cohen in seinem Lied. „Segle zu den Stränden der Bedürftigkeit, vorbei an den Sandbänken der Gier und durch die Sturmböen des Hasses. Segle weiter, segle weiter, segle weiter.“
Der Kummer in den Straßen
Woher kommt die Demokratie in Cohens Lied? Nicht aus den viel beschworenen „Checks and Balances“ der amerikanischen Verfassung, sondern vom Rand der Gesellschaft. Von der Straße: „It’s coming from the sorrow in the street/ The holy places where the races meet.“ Sie kommt aus dem Kummer in den Straßen, jenen heiligen Orten, wo die Rassen einander begegnen.
Es ist schwer, dabei nicht an die Demonstrationen nach dem Mord an George Floyd zu denken. Ja, hat dieser Liedermacher denn alles vorhergesehen? Die Demokratie kommt von den Feministinnen: „From the homicidal bitchin’/ That goes down in every kitchen/ To determine who will serve and who will eat.“ Die Demokratie kommt aus dem mörderischen Gezänk, das in jeder Küche tobt — und bei dem entschieden wird, wer das Essen aufträgt und wer essen wird.
Die Demokratie kommt aus der Religion — „aus der Bergpredigt“, sagt Leonard Cohen, „von der ich nicht vorgebe, dass ich sie auch nur im Geringsten verstehe.“ Und sie kommt von den Arbeitern, von denen, die in der Autoindustrie schuften: „From the proud, the brave, the battered/ Heart of Chevrolet.“
Wiege des Schlimmsten, Wiege des Besten
Cohen bewunderte die Vereinigten Staaten — er liebte die bunte, manchmal anarchische Vitalität des Landes. „It is coming to America first/ The cradle of the best and of the worst/ It is here they got the range/ And the machinery for change/ And it’s here they got the spiritual thirst.“ Die Demokratie kommt als Erstes nach Amerika, weil hier die Wiege des Schlimmsten und des Besten steht. Hier haben die Leute die Weite und die Maschinerie der Veränderung, und hier haben sie auch den spirituellen Durst.
Cohen mag dabei an die amerikanische Bürgerrechtsbewegung gedacht haben, die ja eine zutiefst religiöse Bewegung war: getragen von Pastoren wie Martin Luther King und Rabbinern wie Abraham Joshua Heschel. Leuten, die Amerika an seinem eigenen Anspruch maßen – am Versprechen von „Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück“.
Die letzte Strophe ist schon beinahe prophetisch.
„Ich bin sentimental, wenn du verstehst, was ich meine/ Ich liebe das Land, ich kann nur die Landschaft nicht aushalten./ Und ich bin weder links noch rechts/ Ich bleibe heute Nacht nur zu Hause/ Und verliere mich in diesem hoffnungslosen kleinen Bildschirm./ Aber ich bin stur wie Mülltüten/ Die von der Zeit nicht verwest werden können/ Ich bin Müll, aber ich halte immer noch/ Diesen wilden kleinen Blumenstrauß hoch:/ Die Demokratie kommt in die Vereinigten Staaten.“
Unter der Gewalt des Mondes
In dieser Strophe scheint beides gleichzeitig zu stecken: die abgrundtiefe Verzweiflung 2016, als Trump vom Wahlmännerkollegium – gegen den Willen der Mehrheit des amerikanischen Volkes – zum Präsidenten ernannt wurde, und die Erleichterung, die volksfesthafte, beinahe revolutionäre Fröhlichkeit, als der Albtraum 2020 endlich vorbei war.
Auch das Bündnis der Linksliberalen mit den Konservativen, den „Never-Trump-Republikanern“, scheint hier schon vorgeahnt zu sein. Die „hoffnungslosen kleinen Bildschirme“ trägt jeder als Smartphone in seiner Hosentasche. Und dass die Hoffnung auf die Demokratie in Amerika so wenig verwest wie die Mülltüten, ist keine poetische Metapher. Es ist einfach eine Tatsache.
„It’s coming like the tidal flood/ Beneath the lunar sway/ Imperial, mysterious/ In amorous array/ Democracy is coming to the USA”, heißt es am Schluss. Sie kommt wie eine Springflut unter der Gewalt des Mondes daher – imperial, majestätisch, in der Anordnung der Liebe. Das ist wie eine exakte Beschreibung des zähen Wartens auf die Auszählung der Stimmen in den Swing States, in denen es eine Nacht lang so aussah, als habe Trump gewonnen – bis endlich klar wurde, dass Joe Biden in Pennsylvania und Nevada, in Arizona und Georgia längst die erforderlichen Mehrheiten der Stimmen hatte.
Das Experiment
Sogar linke Demokraten lernten in diesen Stunden, das „Electoral College“ zu lieben, das Wahlmännersystem, durch das die Stimmen bei einer Präsidentschaftswahl über das ganze riesige Land verteilt werden: Kein Mensch, der bei Sinnen ist, kann dieses Ergebnis anzweifeln. Und war es nicht wie ein kollektiver Orgasmus, als am Samstag kurz vor Mittag die Fernsehanstalten das Ergebnis verkündeten, als die Leute auf Töpfe schlugen, klatschten, jubelten, als in Washington und New York die Kirchenglocken zu läuten anfingen?
externer stein unter der sonne
in der corona-zeit - oder vornehm und wissend heißt das auch: covid-krise - habe ich mich schwer getan, hier mein blog angemessen zu bespielen, mit kultur & spiritualität und son gedöns.
aber neulich sah ich bei instagram den account eines sehr berühmten schauspielers, der knapp am iffland-ring vorbeigeschrabbt ist, und der auch fotos macht - und ich glaub auch gedichte und son zeug - und der ne alte alditüte aus echtem luxusleder "entworfen" hat, mit der er nichtsesshafte an einem verrotteten graffiti mauerstück wohl zu beglücken bedachte - also bei dem aufm account bei instagram sah ich seine zufalls-fotoserien - und da hat es "zoom" gemacht:
- sinedi, hab ich mir gesagt, mensch eddy, hab ich mir gesagt: nach instagram gehst du partout nicht - aber du hast doch da so einen etwas verwaisten blog, den du wieder neu beleben kannst, mit deinen smartphonefoto-serien - und spontan-gedichten - die du in die logitech-tatstatur hackst:
damit etwas lebt in dieser zeit, wo - wie der (öster-)reichskanzler kurzum meint, niemand mehr niemand treffen darf - oder so ...
also - du bist zeuge - hier & jetzt - einer neuen leibesfrucht-erweckung hier im blog:
nein - ich gehe den letzten schritt (noch) nichtwo mir das geld noch in der tasche klimpertund blut aus den zeitungsseiten fließt.nein - ich stemme mich gegen die flutstandhalten aufrecht stehensturm in der brandungnein - ich habe den nagellackeintrocknen lassenich wusste das nichtdas mit dem deckel drauf
sinedi
schierlingsbecher
Hologramme zum Holocaust
Und wozu eben auch diese hier verlinkten Seiten zu "Erna' Story" einen Beitrag leisten sollen, in der Hoffnung, dass das Internet ja (in diesem Falle: 'hoffentlich') "nichts vergisst" - und alles irgendwie und wo auch immer archiviert und versiegelt daliegt oder kopiert aufgezeichnet wurde, so dass man es bei aktiver Recherche noch jahrelang auch aufzustöbern und abzurufen vermag oder im eigenen Fundus lagert.
Einen ersten wenn auch umstrittenen Lösungsweg bieten neuerdings Gedenkstätten und Museen an - z.B. das Holocaust Museum in Chicago mit der von Steven Spielberg ins Leben gerufenen USC Shoah Foundation - und hier in Deutschland die KZ-Gedenkstätte in Dachau in Zusammenarbeit mit dem Projekt "LediZ" der Ludwig-Maximilians-Universität München - um mit den betagten Zeitzeugen ein umfassendes Antwortenarchiv virtuell und digital zu erfassen, um dann die mit "maschinellem Lernen" und "Künstlicher Intelligenz" (KI) produzierten dreidimensionalen lebensechten Personenbild-Hologramme und den beliebig kombinierbaren interaktiven Antworten dazu die spontanen Fragen von Interessenten jeweils "hautnah" und "lebendig" zu beantworten, so wie das die "Technik" ganz neu ermöglicht.
Bei aller gebotenen Skepsis zum Umgang mit nichtlebenden "Sprachrobotern", scheint mir dieser Ansatz aber doch äußerst spannend - und zukunftsweisend - ich bin gespannt ... - si
click dazu auf meine website
verschluckte himmelsleiter
corona-demo
Abrechnung
Auszug aus einem Artikel in der ZEIT Schweiz Nr. 49/2020 vom 26. November 2020:
Corona-Todesfälle: Wieso uns die Toten nicht kümmern
In der Schweiz sterben täglich über 70 Menschen an Corona. Das sind gemessen an der Einwohnerzahl zweieinhalb mal soviel wie in Deutschland. Doch das Land trauert nicht um sie.
Von Matthias Daum und Sarah Jäggi
25. November 2020
40 Prozent der Menschen, die seit Anfang Oktober an Covid-19 starben, lebten bis dahin in einem Alters- und Pflegeheim. 45 Prozent starben in einem Spital. Die Hälfte von ihnen war älter als 80 Jahre.
"Diese Toten sind nicht alltagsrelevant. Ihr Tod stört nicht", sagt Soziologe Höpflinger. Sie sind nicht mehr in eine Nachbarschaft eingebunden, in keinem Verein, sie haben kaum mehr gleichaltrige Freunde, keine Klassenkameraden, vielleicht noch ein paar Kinder und Enkel und Urenkel. Und weil heutzutage kaum mehr ein Toter zu Hause aufgebahrt wird, Beerdigungen auch ohne Pandemie-Beschränkungen häufig im kleinen Kreis stattfinden und die Trauernden für viele Hochbetagte nicht einmal mehr eine Todesanzeige in der Lokalzeitung schalten, sagt Höpflinger: "Sterben und Tod sind heute ein Teil der Kleinfamilie, nicht der Gemeinschaft."
Flurin Condrau ist Medizinhistoriker an der Universität Zürich. Für ihn ist es nicht erstaunlich, dass sich in der Schweiz kaum jemand für die Pandemieopfer interessiert. Das habe aber weniger mit der Pandemie als mit der Schweizer Gesundheitspolitik zu tun: "Wir haben zwar das zweitteuerste Gesundheitswesen der Welt, aber die Idee, dass man in der Schweiz sterben kann, ignorieren wir leider gern." Dieses Denken gehe auf das Jahr 1994 zurück, als das heutige Krankenversicherungsgesetz (KVG) geschaffen wurde. Die Palliativmedizin wurde dabei, anders als in vielen anderen Ländern, nicht speziell geregelt. Das führte beispielsweise dazu, dass die Krankenkassen lange Zeit nur Leistungen abgelten mussten, die auf die Diagnose und Behandlung einer konkreten, benennbaren und behandelbaren Krankheit zielten. "Ein todkranker Mensch braucht aber keine Therapie im Sinne einer Hochleistungsmedizin, sondern sehr viel Betreuung und Pflege, also Zeit", sagt Condrau. Aber das lohnt sich im Schweizer Gesundheitswesen kaum. "Ein Spital, das Geld verdienen muss, hat wenig Anreiz, in diese Art der Medizin zu investieren. Auch wenn die Nachfrage noch so groß ist", sagt Condrau.
Auffallend ist, wie stark sich das öffentliche Reden über die Pandemiebekämpfung in der Schweiz um die Frage dreht, wie viele Kapazitäten in den Spitälern noch frei sind. "Gerade so, als ob es in Ordnung wäre, wenn jemand stirbt, solange er dabei in einem Intensivbett liegt", sagt Flurin Condrau. Er plädiert deshalb für eine Zero-Covid-Strategie. Also das Virus auszurotten, keine neuen Infektionen zuzulassen. Nur so könne der Tod von vielen weiteren alten Menschen verhindert werden.
- "Heute nehmen wir einfach hin, dass ein Teil der älteren Bevölkerung stirbt – und geben diesen Menschen damit zu verstehen, dass sie als nichtproduktiver Teil der Gesellschaft überflüssig sind und ihr Tod hinnehmbar ist", sagt Condrau. "Als Historiker finde ich das zwar recht abenteuerlich, aber es ist doch offensichtlich, dass sich darin Züge jener Eugenik zeigen, die in den 1930er-Jahren auch in der Schweiz weit verbreitet war."
Den kompletten Artikel liest Du hier
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Dazu Auszug aus einem neuen Artikel in WELT+:
Turnaround ohne Lockdown – was hinter dem Schweizer Mittelweg steckt
Von Virginia Kirst, Rom - 26.11.2020 mittags -
Trotz stark steigender Infektionszahlen entschied sich die Schweiz gegen einen harten Lockdown. Die Intensivstationen liefen voll, in manchen Kantonen war kein Bett mehr frei. Doch jetzt sinken die Zahlen – und die Unterstützung für die Strategie wächst.
Das folgt der Regierungslinie, die am Wochenende Ueli Maurer, Finanzminister von der rechtsnationalistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP), in einem Interview mit dem Radiosender SRF erneut verteidigte. Dieser sagte auf die Frage, ob die Pandemie angesichts der hohen Fallzahlen und Todesfällen in der Schweiz aus dem Ruder gelaufen sei: „Wir sind bewusst ein gewisses Risiko eingegangen, weil wir eine Güterabwägung gemacht haben.“ Nicht nur die Gesundheit sei wichtig, auch die Wirtschaft müsse leben. Diese Aussage würde derzeit wohl eine Mehrheit der Schweizer unterschreiben: Einer Umfrage des SRF vom 6. November zufolge fürchten mehr Menschen im Land eine Wirtschaftskrise (32 Prozent) als einen Zusammenbruch des Gesundheitswesens (23 Prozent).
Den Artikel kannst Du hier lesen ...
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die quintessenz aus diesen beiden artikelauszügen zeigt für mich eindeutig, dass die überproportional hohen sterberaten der alten menschen "in kauf" genommen werden - für ein in augen der eidgenössischen ökonomen"normales" wirtschaftsleben mit einem viertel-lockdown der einzelnen kantone in der schweiz: diese auf- und abrechnungen erinnern mich schon an die rechenaufgaben im ns-mathebuch der 30er jahre, als man die ausgaben für einen behinderten menschen in der anstalt hochrechnete - und mit dessen "nutzen für volk und vaterland" verglich ... - si.
ja - gehts noch ...
den obigen tweet fand ich eben gerade im twitter-channel von "GedenkortT4" - und bin einfach nur über die blauäugigkeit, herablassung und der "rassenhygienischen" einseitigkeit des bundesdeutschen "lehrmaterials" in schulunterrichts-handreichungen für die 9. jahrgangsstufe erschüttert - 80 jahre nach dazu relevanten zwangssterilisationen und ns-euthanasiemorden - und alle reden von integration, emanzipation, "gendern", diversität und inklusion ... - unfassbar - si
Entsorgungsmaßnahmen
CORONA IN PFLEGEHEIMEN
Wir opfern die Alten!
Von Elke Bodderas | DIE WELT v. 7.12.2020
Von Schweden wird gesagt, es lade in leichtfertiger Weise den Tod in die Altersheime ein. Doch Deutschland ist nicht besser. Was die Sterblichkeit unter alten Menschen betrifft, gehen wir den schwedischen Weg.
Als Winston Churchill im Mai 1940 seine „Blood, sweat and tears“-Rede im House of Commons hielt, war keinem der Parlamentarier bewusst, dass sie einer Rede von historischer Bedeutung beiwohnten. Die meisten reagierten sogar mürrisch bis unzufrieden.
Wenn heute, ebenfalls während einer scheinbar ausweglosen Katastrophe, der Leiter des Robert-Koch-Instituts und damit einer der obersten deutschen Corona-Dirigenten „noch viel mehr Tote“ verspricht, dann muss man zwischen Winston Churchill und Lothar Wieler einen kleinen Unterschied feststellen: Der eine bereitete auf einen vernichtenden Schicksalsschlag vor. Und der andere beschreibt mit mahnendem Unterton die Konsequenzen eines Geschehens, für dessen Verlauf er mitverantwortlich ist.
Vermutlich sind Wielers Äußerungen substanziell begründet, trotz künftiger Impfungen höchstwahrscheinlich ab Januar. Es ist auch offensichtlich, weshalb der Präsident des RKI sein düsteres „Bedenke das Ende“ ruft. Als heiliger Schrecken soll die Drohung in die Glieder aller fahren, die mit dem Gedanken spielen, jetzt sei es aber genug mit Opfern, Einschränkungen, Leid und Verlusten.
Wenn oberste Behördenvertreter, Politiker, Ministerpräsidenten es volkspädagogisch mit Tod, Teufel und letzten Dingen versuchen, dann riskieren sie immer den Nachteil, dass sie Argwohn begründen. Der Verdacht liegt dann nahe, dass es da etwas zu übertönen gilt, und tatsächlich, diesen Verdacht kann man auch haben. Es ist die Zahl der Corona-Toten, die Wielers Erziehungsgebärden und die der weiteren politischen Kümmerer allmählich unglaubwürdig erscheinen lässt.
„Die Sterblichkeit ist ein Qualitätsindikator für die Gesamtpolitik“, so formuliert es mit Engelsgeduld der Virologe Alexander Kekulé immer und immer wieder. Und die hat in Deutschland eine fatale Wendung genommen. Unter den Hunderten Menschen, die täglich an und mit Covid-19 sterben, ist ein erheblicher Anteil in der Altersgruppe 70 plus zu finden. Darunter wiederum sterben vor allem jene, die eng beieinander leben, in den Alten- und Pflegeheimen.
Bis heute zählt die Corona-Sterbestatistik fast 14.500 Menschen in der Altersgruppe 70 plus. Sie stellt einen Anteil von aktuell 86,7 Prozent an den Corona-Toten. Es ist eine Quote, die sich gefährlich den 89 Prozent in Schweden nähert. Zwar liegt die absolute Mortalität in dem Land nach wie vor höher.
Aber ausgerechnet der Schutz der Alten scheint in Deutschland momentan genauso linkshändig abgewinkt zu werden wie bei den Schweden. Von denen hatte es geheißen, sie lüden zugunsten von Freiheiten und Eigenverantwortung den Tod in die Altersheime ein. Was die Sterblichkeit unter alten Menschen betrifft, geht Deutschland allerdings momentan den gleichen schwedischen Weg.
Seit April drängen führende Wissenschaftler aus allen relevanten Bereichen darauf, die Senioren in die Mitte zu nehmen, sie als Kern der Pandemiebekämpfung zu erkennen. Ihre Leitidee lautet: „Schützt die Alten, und ihr senkt die Zahl der Corona-Toten.“ An praktikablen Vorschlägen hierzu hat es nicht gefehlt.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern um den Medizinprofessor Matthias Schrappe, einst Berater der Bundesregierung, brachte „Interventionsteams“ ins Spiel. Die Gesundheitsämter könnten sie als Schnelle Eingreiftrupps in bedrohte Heime schicken. „Aber wenn wir damit den Gesundheitsämtern kommen“, sagt Schrappe, „dann heißt es, geht nicht. Das steht in den RKI-Richtlinien nicht drin.“
Im Dezember legte das RKI Empfehlungen für Alten- und Pflegeeinrichtungen vor mit der Forderung, die Einrichtungen sollten „möglichst in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt ein einrichtungsspezifisches Testkonzept erstellen“. Doch wer mit Betreibern von Altersheimen spricht, erlebt Ratlosigkeit, Verzweiflung, Wut. Denn nur wer sich mit den Gesundheitsämtern einigt, hat eine Chance, an die Schnelltests zu kommen. Wer sie dann hat, würde sie gern auch einsetzen können, was jedoch laut RKI allein Sache „geschulten Personals“ sein soll.
„Warum dürfen Normalsterbliche das nicht?“, fragt sich zu Recht der prominente Virologe Alexander Kekulé. Ein müßiger Einwand, denn in der Praxis ist meist weder das eine noch das andere zu haben. Zwar hatte die Bundesregierung erst Mitte November 200 Millionen Euro für Corona-Schnelltests bereitgestellt. Auf die Verfügbarkeit hat sich das aber noch nicht ausgewirkt. Das könnte daran liegen, dass die Heime ohne Behördenhilfe auf sich allein gestellt sind. Sie sollen sich die Tests selber beschaffen. Die Kosten erstattet dann auf Antrag der Bund.
In Deutschland gibt es etwa 12.000 Pflegeeinrichtungen, mehr als tausend von ihnen melden Corona-Infektionen. Vor allem Baden-Württemberg ist von Ausbrüchen betroffen, aber auch Sachsen. Baden-Württemberg hat ab nächste Woche Ausgangssperren verhängt. Ein besonderer Schutz in Pflegeheimen? Mehrere Heime des Landes klagen über einen Mangel an Schnelltests. Aber dafür seien immerhin FFP2-Masken im Angebot „innerhalb der nächsten Wochen“.
Auch in Sachsen gibt es Ausbrüche in Heimen. FFP2-Masken sollen kostenlos an Senioren ausgegeben werden. Aber im zentralen Fokus der Landespolitik stehen die Heime nicht, auch nicht in Bayern, obwohl dort jetzt mehr getan werden soll und die Heime als besonderer Hotspot bezeichnet werden. Ausgangssperren für alle stehen auf der Tagesordnung. „Es geht um das Thema Kindergarten und Schule“, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, „es geht darum, möglicherweise Geschäfte zu schließen.“
Einen Strategiewechsel verlangt inzwischen ein bedeutender Teil der Politik und der Wissenschaft. Sie wenden sich ab von der Debatte über Restriktionen und Schutzmaßnahmen für die Gesamtbevölkerung, mit Schwerpunkt jüngerer oder mobiler Personen. Im Hintergrund treten überall in Deutschland Unlust, Verdrossenheit, Missvergnügen, sogar schon Verweigerung am Corona-Kurs über die Ufer.
Dazu passt ein furchtbarer, fast zynischer Begriff, den ein bekannter Epidemiologe in die Welt gesetzt hat. Er beschreibt eine Politik, die nur steigende Infektionszahlen anerkennt, aber die Alten nicht schützt und die Sterbenden und die Toten nicht sieht. Von „kalter Herdenimmunität“ ist die Rede. Denn wer tot ist, steckt niemanden mehr an.
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da ist immer die rede davon, die intensivstationen in den kliniken nicht "überlasten" zu wollen - und man sei "hier & da" bereits "kurz vorm limit". und das spiegelt sich auch in den steigenden fallzahlen bzw. der "fall-plateau-entwicklung als seitwärts-bewegung" wider: aber die damit einhergehende scheinbar "kampflos" hingenommene rasant steigende zahl der todesfälle sind scheinbar in diesem teuersten gesundheitssystem eines der reichsten länder der erde lediglich unvermeidbare "kollateralschäden", die mit allgemeiner langmut hingenommen werden (müssen) - mit einem anteil von rund 87% alten menschen.
da findet also offenen auges und wie selbstverständlich so etwas wie eine ethisch höchst fragwürdige "triage"-auswahl statt, in dem die infizierten hochbetagten bewohner der altenheime kaum noch arztbesuche und notfallmedizin-einsätze erhalten und (z.t.) lediglich "noch" palliativ versorgt werden - und auch kaum noch mit dem nötigen nachdruck zum beatmen und behandeln in die intensivstationen gelangen - wo man eben die die noch freien bettenplätze "zur reserve für dringendste notfälle" benötigt - aber die auslese beginnt da, wo man wie selbstverständlich "die alten" aussortiert - ja - und verrecken lässt, weil sie ja dem bruttosozialprodukt keinen gewinnbringenden eintrag mehr bringen.
altenheime haben ganz selten einen festen landeplatz für einen notfall-hubschrauber hergerichtet - und der wird auch scheinbar entgegen aller herkommlichen beteuerungen kaum in der praxis benötigt. die beerdigungsinstitute hingegen kennen ihren parkplatz zum einladen der särge dort jeweils - und die meisten alten lehnen in ihren letzten verfügungen ja auch - zum "glück""lebensverlängernde maßnahmen" ab - und unterstützen ja damit das "system" ... -
der zyniker in mir könnte ja auch denken: die alten menschen sterben früher oder später sowieso - und wenn man einigen von denen nun noch die todesursache "covid-19" verpasst,dann muss man das eben so hinnehmen: vor corona stand da eben: akutes herzversagen, lungenentzündung, nierenversagen, akute atemnot, krankenhauskeim-infektion, legionellen-infektion, noroviren-infektion usw. - und auf ein paar tage früher oder später kommt es ja in dem alter auch nicht mehr an ... - oder so ...
sterben ist ein prozess - und ist immer das zusammenwirken verschiedener organischer versagensmomente - ob nun corona oder sonstwas dieses "syndrom" auslöst - sei mal dahingestellt ...
und nun dreht euch wieder um ... - si