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bedeutungsvoll - das bedeutet mir nichts




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„BEDEUTUNGSVOLLES LEBEN“

„Fakt ist, dass [einige] alte Menschen physisch, geistig und emotional abbauen“

Von Mareike Kürschner
Redakteurin | DIE WELT

Vor vier Jahren hat der Onkologe Ezekiel Emanuel mit der Erklärung Furore gemacht, nicht älter als 75 Jahre werden zu wollen. Er meint, danach sei kein bedeutungsvolles Leben möglich. Gilt das immer noch?

Wie alt sollten Menschen werden? Der amerikanische Onkologe und Medizinethiker Ezekiel Emanuel meint: 75 Jahre. Danach nehme die Fähigkeit ab, erfüllende Arbeit zu leisten und bedeutsame Beziehungen zu führen. Das werde sich auch in naher Zukunft nicht ändern.

WELT: Sie haben vor vier Jahren einen viel beachteten Essay verfasst mit dem Titel „Warum ich mit 75 sterben will“. Jetzt sind Sie fast 61. Haben Sie Ihre Meinung seitdem geändert?

Ezekiel Emanuel: Nein, warum sollte ich sie ändern? Ich stimme der Aussage heute sogar noch mehr zu als vor vier Jahren. Die Daten, die ich dazu habe, bestärken mich immer mehr.

WELT: Warum ist es so wenig erstrebenswert für Sie, älter als 75 zu werden?

Emanuel: Ein bedeutungsvolles Leben enthält drei Komponenten: bedeutsame Arbeit für das Individuum, bedeutsame Beziehungen und Spaß, sei es durch Reisen, Kochen, Malen oder andere Hobbys. Diese Komponenten nehmen im Alter ab. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die nach dem 70. Lebensjahr noch bedeutsame Arbeit leisten. Sie erfordert geistige, aber auch physische Fähigkeiten. Auch bedeutsame Beziehungen erfordern gute kognitive Fähigkeiten.

WELT: Was sagen die Statistiken zum Alterungsprozess?

Emanuel: Wenn man sich anschaut, wie Menschen altern, sehen wir einen physischen Verfall. Das Ideal, dass wir altern und dabei jung bleiben, wird nicht getragen von den Daten, die wir über den Alterungsprozess der Menschen haben. Natürlich gibt es Ausnahmen, allerdings habe ich selbst nur fünf Menschen in der Menschheitsgeschichte gefunden, die noch nach dem 75. Lebensjahr produktiv waren: Benjamin Franklin, Verdi, Michelangelo, Goethe und Sophokles. Vielleicht habe ich auch welche vergessen, aber es ist trotzdem nur eine Minderheit. Schauen Sie sich im Vergleich dazu die Alzheimerzahlen an – die schießen in die Höhe. Zwischen dem 75. und dem 85. Lebensjahr haben 33 bis 50 Prozent der Menschen eine Form von Demenz.

WELT: Die Menschen haben also ein falsches Bild vom Altern?

Emanuel: Natürlich streben wir alle danach, so lange wie möglich zu leben. Wir sind biologisch so gepolt. Und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, über unsere biologischen Möglichkeiten hinauszugehen. Aber wenn Menschen davon sprechen, eine lange Zeit zu leben, dann denken sie, dass sie so leben werden wie in ihren 40ern und 50ern. Doch Fakt ist, dass sie physisch, geistig und emotional abbauen. Wir haben nicht vor Augen, dass wir in einem Pflegeheim enden können oder anderweitig Hilfe brauchen. Das ist auf jeden Fall kein Zustand, den ich erleben möchte.

WELT: Sie wollen mit 75 sterben. Denken Sie daran, Ihr Leben zu beenden?

Emanuel: Nein, nur weil ich sage, ich will nicht so lange leben, heißt das nicht, dass ich mir das Leben nehmen werde oder dass ich Sterbehilfe befürworte. Ich werde nur nach dem 75. Lebensjahr keine medizinischen Eingriffe mehr durchführen lassen, die allein dazu dienen, mein Leben zu verlängern: Darmspiegelung, cholesterinspiegelsenkende Pillen, eine eventuelle Chemotherapie – darauf werde ich verzichten. Das bedeutet aber nicht, dass ich meinen Oberschenkel nicht behandeln lassen würde, falls ich ihn mir breche. Meine Philosophie ist: Jeder sollte darüber nachdenken, ob er nach dem 75. Lebensjahr durch sämtliche Möglichkeiten, die es gibt, sein Leben verlängern will.

WELT: Finden Sie es nicht seltsam, dass ein Arzt, der seine ganze Karriere um das Wohl von Patienten bemüht ist, meint, das Leben sollte mit 75 enden?

Emanuel: Ich finde das sogar sehr schlüssig. Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, die Sterbebegleitung für Menschen zu verbessern. In dieser Zeit bewerten wir unser Leben neu. Viele Menschen erkennen oft erst dann, dass ihr Leben keine Aneinanderreihung von unschönen, medizinischen Maßnahmen sein soll. Ich will anregen, dass sie eine Entscheidung treffen und nicht einfach mit dem Strom schwimmen. Zu viele machen genau das. Deshalb wurde der Artikel wohl auch so stark wahrgenommen. Menschen sollten ihre eigene Sterblichkeit konfrontieren und hinterfragen, wie sie leben wollen.

WELT: Würden Sie es schätzen, wenn mehr Menschen so denken würden wie Sie?

Emanuel: Ja, denn ich glaube, ich liege mit meiner Einschätzung richtig. Ich habe ja diesen Artikel nicht übers Wochenende geschrieben. Ich denke seit mehr als vier Jahrzehnten über dieses Thema nach – seitdem ich ein Teenager war.

WELT: Leben wir in dem gesündesten Zeitalter, das wir je hatten?

Emanuel: Wir haben definitiv die Spitze erreicht. Es sieht so aus, als ob diese Entwicklung nun wieder zurückgeht, vor allem in Amerika. Die Lebenserwartung ist immens gestiegen, weil wir viele Krankheiten ausgerottet haben: Wir haben die Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren reduziert, und wir haben Fortschritte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen gemacht. Ja, wir leben lange, wir leben mit weniger Ängsten um unsere Gesundheit, uns geht es besser als je zuvor. Trotzdem gibt es ein Limit.

WELT: Sie schreiben, dass es eine Zunahme der Lebenserwartung mit Krankheiten gibt und eine Abnahme der Jahre ohne Krankheiten.

Emanuel: Das ist ein Fakt.

WELT: Sind sich Ihre Patienten dessen bewusst?

Emanuel: Ich hatte lustige Unterhaltungen dazu – mit Personen, die 120 werden wollen. Dann frage ich immer: „Bist du dir sicher? Denn du bekommst nicht mehr von der Zeit, die du als 50- oder 60-Jähriger verbracht hast. Du bekommst mehr Zeit, in der du Schwierigkeiten hast, aus einem Stuhl aufzustehen oder dich zu konzentrieren. Und so willst du 20 Jahre mehr leben?“ Darüber denken die Menschen einfach nicht nach. Besonders in Amerika haben wir die Idee verkauft, dass wir alle vor allem retten können. Doch wir werden eben nicht jeden vor dem geistigen Rückgang retten können.

WELT: Für Ihre Kinder könnte das einmal anders sein. Bis dahin könnten Krankheiten wie Alzheimer geheilt sein.

Emanuel: Da bin ich skeptisch. Und es würde auch ein anderes Problem nicht lösen.

WELT: Welches ist das?

Emanuel: Kurz nachdem mein Essay herauskam, veröffentlichte die amerikanische Gesellschaft für Rentner eine riesige Werbung. Sie zeigte zwei Personen, um die 65 oder 70 Jahre alt, wandernd in den Bergen. Ein anderer Artikel beschrieb, was Menschen alles Großartiges in ihren 80ern tun: schnorcheln, Motorrad fahren, Liegestütze. Interessant ist dabei, dass all diese Aktivitäten in die Komponente „Spaß“ fallen. Nichts davon ist bedeutsame Arbeit oder eine bedeutsame Beziehung. Es ist gut, diese Spaßaktivitäten zu haben, um uns Abwechslung im Leben zu bieten zwischen den anderen zwei Komponenten. Aber wenn Kreuzworträtseln, Fahrradfahren und Tauchen zum Lebensmittelpunkt werden, dann nimmt unser Leben an Qualität ab.

WELT: Sie meinen, die Lücke, die auch fehlende Arbeit bei uns hinterlässt?

Emanuel: Wir wissen, dass die Pensionierung einen großen Anteil an dem Niedergang geistiger Funktionen hat, aber das ist nicht alles. Viele wissen einfach nicht, wie sie richtig älter werden wollen, und vor allem, was sie aus ihrem Leben mitnehmen wollen.

WELT: 75 ist für Sie noch 14 Jahre entfernt. Haben Sie eine Liste an Dingen, die Sie noch abarbeiten wollen?

Emanuel: Die Antwort ist Nein. Es gibt noch viele Dinge, die ich gerne machen möchte. Aber es gibt keine Liste: „20 Dinge, die ich noch tun möchte, bevor ich sterbe“ (lacht).

WELT: Versuchen Ihre Kinder Sie noch umzustimmen?

Emanuel: Das tun sie nicht mehr. Ich treffe immer noch auf Leute, die meinen: „Mit 74 wirst du deine Meinung ändern.“ Ich antworte dann, dass sie doch eine Wette mit meinen Kindern eingehen sollen. Die würden sich freuen, wenn es so wäre. Es ist unmöglich, dass ich meine Meinung ändern werde. Mein Vater meinte immer, dass ich warten sollte, bis ich Enkel habe. Einen habe ich jetzt und ich liebe ihn, aber ich denke, ich sollte eine bedeutsame Beziehung zu ihm haben. Vermutlich wird sich diese Fähigkeit verschlechtern. Und ich will nicht, dass er mich in einem klapprigen Zustand in Erinnerung behält.

WELT: Wie wird Ihr Leben denn aussehen, wenn Sie 75 sind?

Emanuel: Ich weiß es nicht. Ich habe aber allerdings etwas Angst davor, wie mein geistiger Zustand sein wird. Nicht, weil ich jetzt Probleme habe, sondern weil ich mir die Daten ansehe. Meine Hoffnung ist, dass meine geistigen Fähigkeiten nicht abnehmen.

WELT: Wie fielen die Reaktionen auf Ihren Artikel aus?

Emanuel: Es gab und gibt drei Arten von Antworten: Einige haben wohl nur den Titel gelesen und halten nichts von meiner Meinung. Nach dem Motto: Jeder, der abstreitet, für immer leben zu wollen, ist ein Idiot. Eine andere Gruppe sind Ärzte, Krankenschwestern und Personen, die Sterbebegleitung angenommen haben oder sich selbst um einen geliebten Menschen am Lebensende kümmern. Sie verstehen meine Argumentation und unterstützen sie.

WELT: Und die dritte Gruppe?

Emanuel: Das ist die, bei der ich ausflippe. Menschen, die am liebsten gar nicht darüber nachdenken wollen: Investmentbanker und erfolgreiche Anwälte beispielsweise. Sie geben vor, dass das alles nicht passieren wird, sie ignorieren den Umstand des Älterwerdens komplett – durch meinen Artikel haben sie wenigstens etwas über das Thema reflektiert.

Zur Person 
Professor Ezekiel Emanuel (geboren 1957) ist ein US-amerikanischer Onkologe und Bioethiker. Er ist Direktor des Instituts für Medizinethik und Gesundheitspolitik an der Universität von Pennsylvania. Er gehörte außerdem zum Beraterteam von Ex-Präsident Barack Obama bei der Reform des Gesundheitssystems („Obamacare“). 
(Foto: Condace diCarlo | welt.de)

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tja - das ist schon harter tobak: ich bin jetzt 71 - und da gesteht mir dieser "experte" ("ich habe ja dafür die einschlägigen zahlen") gerade noch 4 jahre "bedeutsamkeit" zu ...

ach - wenn ezekiel emanuel wenistens selbst schon 85 wäre - und seine feststellungen "rückblickend" am eigenen leibe verspürt und erlebt hätte - aber er erschließt seine "rote lebenslinie" von höchstens 75 jahren aufgrund ihm vorliegender "daten" ... ab dann "lohnt" es nicht mehr: hört - hört ...

in erster linie bin ich nur erschrocken: nicht so sehr, wie mr. emanuel seine persönlichen erkenntnisse sicherlich mit gewinn unter die leute bringt - sondern wie man ihm hinterherläuft - für eine solch makabere story ... auch unsere ach so "seriös" daherkommende "welt" eröffnet ihm dafür ein forum ...



"bedeutungsvolles leben" ist dieses interview überschrieben: vor 75/85 jahren sprachen die nazis da handfest und einfach von "unnützen essern"und"ballast-existenzen" die sie dann nach der eugenischen erblehre auf die spitze getrieben folgerichtig kurzerhand planvoll in kleinteilig fragmentiert gesteuerten massenmord-aktionen "kostensparend" zu hunderttausenden umbrachten: das waren für die nazis auch menschen, die eben zu keinem "bedeutungsvollen (arbeits-)leben" aufgrund ihrer einschränkungen und behinderungen oder auffälligkeiten mehr fähig waren - und adolf hitler konstruierte dafür den begriff "gnadentod" und machte dafür den begriff "euthanasie" völlig verdreht massentauglich: den "guten" und "schönen" - und für ihn gesellschaftlich notwendigen - tod ...

und auch damals waren da ganze heerscharen von top-ausgebildeten jungen ärzten, professoren und "sozial-medizinern", die nicht etwa von den nazis zu den euthansie"-morden "gedrängt" oder gar "gezwungen" wurden - sondern es war wohl eher umgekehrt: "die zahlen" und "die daten" des "zeitgeistes" damals (wie heute bei emanuel) wurden der nazi-partei und ihren schergen von der experten-ärzteschaft nahegebracht, um nun endlich auch "wissenschaftlich begründet" den "volkskörper" ein für allemal "gesunden" zu lassen.

in den überlegungen des mr. professor emanuel sehe ich darum viele parallelen. es geht auch bei ihm um die "leistungsfähigkeit" des menschen: ein leben ist nur dann noch lebenswert, wenn es "bedeutsam" ist, was immer er auch darunter versteht - und nach 75 ist es nicht mehr "künstlich" zu erhalten, ab dann ist man seiner meinung nach quasi zum bitteren dahin-siechtum gesellschaftlich verpflichtet ... - anstatt das individuell von jedem "betroffenen" für sich selbst entscheiden zu lassen, nach eigenem gutdünken und eigenem kontostand - und eigener innewohnender spiritualität ...

eine solche für mich "schiefe""lebenszeit"-argumentation ist in dieser international rechts-populistisch aufgeheizten zeit äußerst gefährlich und beinhaltet viel zündstoff - gerade auch in der diskussion um den gesellschaftlichen "generationen-vertrag" und in der diskussion um "sterbehilfe", aber auch in den gesellschaftlich verdrängten weit über 100.000 abtreibungen pro jahr - oder auch über die im mittelmeer ertrunkenen tausenden "boat people": und erst einmal auf einer solchen immer schieferen ebene angekommen, gibt es dann irgendwann keinen moralischen halt mehr: man rutscht ab - wie eben vor 85 jahren auch schon mal ... - höchste vorsicht also - wenn man am ersten dominostein rührt und wackelt - wer weiß welche kettenreaktionen das nach sich zieht ...  

es geht einfach nicht, das ärzte quasi "berufsethisch" irgendwelche lebens- und leistungsgrenzen ziehen oder formulieren. das können sie meinetwegen persönlich für sich ja gerne tun, aber ihre ethik sollte sie davor bewahren, daraus irgendeine "allgemeingültigkeit" abzuleiten und diese auch noch so wie hier zu publizieren. irgendwelche soziologen und rentenversicherungs-berechner kriegen das bestimmt wieder in den falschen hals ... 

dafür sind ärzte eben ethisch auch gar nicht zuständig und haben auch keine ahnung. ärzte sind dazu ausgebildet, leben praktisch zu erhalten - und eventuell im eingetretenen palliativ-fall im hospiz behutsam den übergang zu unterstützen. 

und es sollte keine medien mehr geben, die - um das sommerloch zu stopfen - diesem schmarren einfach - womöglich gegen honorar - aufgrund irgendeiner vermeintlichen "aufklärungsverpflichtung" hinterherlaufen.

vollends makaber empfinde ich allerdings die tatsache, dass ein solch zweifelhafter wissenschaftler mit einer solchen publizierten meinung auch noch die amerikanische obama-regierung "beraten" durfte in sachen "obamacare" - man hört also tatsächlich schon wieder "höheren orts" auf solche typen ... 


p.s. wehret den anfängen: 1920 erschien bereits eine schrift, die "vorrechnete", was "lebenswert" und "leben-un-wert" war - und dann zum "euthanasie"-massenmord führte ... - und zu dem "bedeutungsvollem leben" im emanuelschen sinne (oben) ist meines erachtens da der weg nicht mehr sehr weit: hoche war auch ein arzt und binding ein jurist ...


1920 (!) erscheint die Broschüre „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“von dem Psychiater Alfred Erich Hoche (geb.1865) und dem Juristen Karl Binding (geb. 1841). 

In ihrem Werk befürworten sie Sterbehilfe bei Todkranken sowie die Tötung ‚Minderwertiger‘, Kranker und Behinderter. Da sämtliche ‚Euthanasie‘- Befürworter und -Durchführende in der NS- Zeit sich auf dieses Buch berufen, sei es im Folgenden kurz inhaltlich geschildert. 

Unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Krisenstimmung in Deutschland und ausgehend von der utilitaristischen Denkweise der Kosten- Nutzen- Aufrechnung von Menschen erstellte Hoche einen Katalog, welche Menschen zu den „unheilbar Blödsinnigen“ oder den im „Zustand geistigen Todes“ Befindlichen (Binding/ Hoche, S. 51 f.) gehörten: Personen mit Greisenveränderungen des Gehirns, sogenannte Hirnerweichung (Dementia paralytica), arteriosklerotische Veränderungen im Gehirn und jugendliche ‚Verblödungsprozesse‘(Dementia praecox) (vgl. ebd.); desweiteren Menschen mit groben Mißbildungen des Gehirns, Fehlen einzelner Teile, Hemmungen der Entwicklung während der Fetalphase oder Entwicklungsstillstand bei normal angelegtem Gehirn (vgl. ebd., S. 52). 

Die größte Belastung für die Allgemeinheit stellten die „Vollidioten“ (ebd., S.53) dar, da sie unproduktiv seien und dem Nationalvermögen durch fürsorgerische Leistungen, die sie empfingen, eine ungeheure Kapitalmenge entzögen (vgl. ebd., S. 53 f.): „(...) 

Es ist eine peinliche Vorstellung, daß ganze Generationen von Pflegern neben diesen leeren Menschenhülsen dahinaltern, von denen nicht wenige 70 Jahre und älter werden. 

Die Frage, ob der für diese Kategorien von Ballastexistenzen notwendige Aufwand nach allen Richtungen hin gerechtfertigt sei, war in den verflossenen Zeiten des Wohlstandes nicht dringend; jetzt ist es anders geworden, und wir müssen uns ernstlich mit ihr beschäftigen. Unsere Lage ist wie die der Teilnehmer an einer schwierigen Expedition, bei welcher die größtmögliche Leistungsfähigkeit Aller die unersätzliche Voraussetzung für das Gelingen der Unternehmung bedeutet, und bei der kein Platz ist für halbe, Viertels- und Achtels- Kräfte. 

Unsere deutsche Aufgabe wird für lange Zeit sein: eine bis zum höchsten gesteigerte Zusammenfassung aller Möglichkeiten, ein Freimachen jeder verfügbaren Leistungsfähigkeit für fördernde Zwecke. Der Erfüllung dieser Aufgabe steht das moderne Bestreben entgegen, möglichst auch die Schwächlinge aller Sorten zu erhalten, allen, auch den zwar nicht geistig Toten, aber doch ihrer Organisation nach minderwertigen Elementen Pflege und Schutz angedeihen zu lassen- Bemühungen, die dadurch ihre besondere Tragweite erhalten, daß es bisher nicht möglich gewesen, auch nicht im Ernste versucht worden ist, diese Defektmenschen von der Fortpflanzung auszuschließen.“ (ebd., S. 55)

aus: http://www.hilfsschule-im-nationalsozialismus.de/seite-12.html

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