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Ein Stillleben mit Sti(e)l(l)-Blüte


da staunt der laie - und der fachmann wundert sich ...

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EHRFURCHT

Das erhabene Gefühl

Jeder Menschen kennt sie, dennoch ist sie ein schwindendes Gefühl: Ehrfurcht. Dabei macht uns die Fähigkeit zum Staunen, Wundern und Gänsehaut erleben zu besseren Menschen, sagen Forscher. Aber wie gelingt das?

Von Clara Ott | WELT.de

Er schaut sich verwundert zu beiden Seiten um, staunender Blick, offener Mund, die Brauen hochgezogen. Links von ihm wird gelacht, rechts traurig geschnieft. „Wow“ ist einer der fünf Emojis, die Facebook seinen Nutzern neben dem „Like“-Button als Reaktionsoption anbietet. Für den Psychologen Dacher Keltner ist das staunende Emoji das wichtigste der fünf. Als Facebook vor zwei Jahren über die neuen Buttons entschied, war Keltner mit dabei. Der Professor, der an der Universität von Berkeley in Kalifornien die menschlichen Emotionen erforscht, hätte am liebsten für zwanzig Gefühlssymbole plädiert, aber für so viele war kein Platz. Keltner warb für das Wow.

Wow? Das Emoji kann für kribbelnde Gänsehautmomente stehen oder für demütiges Innehalten. Keltner nennt den Gefühlszustand, den es beschreiben soll schlicht awe – zu Deutsch Ehrfurcht. In Zeiten, in denen alle Welt nach Sinn, Glück und Selbstverwirklichung strebe, sei das Empfinden von Ehrfurcht geradezu eine Superkraft, davon ist der 56-Jährige überzeugt. Die Emotion bestärke den Menschen in seinem Dasein als soziales Wesen, schrieb Keltner 2016. Mehr Ehrfurcht zu spüren sei der schnellste und einfachste Weg, ein besserer Mensch zu werden.

Es ist ein Satz, der im ersten Moment an einen esoterischen Glückscoach denken lässt. Aber Dacher Keltner erforscht die Sache seit mehr als 30 Jahren, seit 15 an dem von ihm gegründeten Zentrum namens Greater Good Science Center in Berkeley. Er will verstehen, woher dieses Gefühl kommt, das er für überlebenswichtig in der Evolution hält.

Um unter schwierigen Umständen überleben zu können, in sehr trockenen Regionen etwa, habe der Mensch mit einem starken Gefühl auf Symbole des Lebens wie Wasser und Nahrung reagieren müssen, glauben Forscher. Vor drei Jahren konnte Keltner in einer Studie auch nachweisen, dass der Körper in ehrfurchtsvollen Momenten nicht nur Glückshormone wie Serotonin und Dopamin ausschüttet, sondern auch mehr Zytokine produziert. Es handelt sich um Proteine, die das Zellwachstum regulieren und entzündungshemmend wirken können. Das könnte vielen Krankheiten vorbeugen. Aber Keltner glaubt, dass Ehrfurcht, auch ohne diesen Effekt im Körper auszulösen, das Leben vieler Menschen verbessern kann. Sie könne zu einem Werkzeug eingesetzt werden, um seinem Leben einen tieferen Sinn zu verleihen und zu sich selbst zu finden. Diese Bedürfnisse treiben viele Menschen um.

Bei der Erforschung der Ehrfurcht tat sich Keltner zunächst mit dem Psychologen Jonathan Haidt von der Universität von Virginia zusammen. Sie analysierten die Denkstrukturen von Menschen, die Ehrfurcht empfinden. Jeder Mensch trägt das Potenzial für diesen Gefühlszustand in sich, fanden die Forscher heraus. Sie schlüsselten Auslöser für Ehrfurcht in sechs Kategorien auf: atemberaubende Schönheit (etwa der Natur oder von Kunstwerken), überwältigende Komplexität (der Entstehung des Lebens etwa oder eines winzigen, hoch komplizierten Uhrwerks), außergewöhnliche Fähigkeiten (von Sportlern, Künstlern), starke Kräfte (die Fliehkraft, die Gewalt eines Unwetters), endliche und unendliche Wiederholungen (im Zyklus der Evolution, im Kosmos), unermessliche Formen der Weite oder Breite (Zeiträume, Universum, Periodensystem).

Auslöser, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Und doch vermag es ein Uhrwerk ebenso wie ein perfekter Freistoß eines Fußballers bei der Weltmeisterschaft, diesen Zustand im Menschen auszulösen. Den Moment der Ehrfurcht, in dem der Mensch sich als Individuum klein oder unbedeutend fühlt, sich selbst nicht mehr so wichtig nimmt – und sich zugleich als zutiefst mit der Welt verbunden empfindet. Man ist winzig und man ist Teil von etwas Großem, Undurchdringlichem, schier Unbegreiflichem. Man ist.



Doch nicht umsonst enthält der deutsche Begriff Ehrfurcht auch das Wort Furcht. Beide Gefühle sind nicht nur über die Sprache verbunden, sie rufen im Körper auch ähnliche Reaktionen hervor. Die Pupillen weiten sich, die Seh- und Hörnerven werden empfindsamer, die Muskeln spannen sich an, der Puls geht in die Höhe. Aber im Moment der Ehrfurcht sinkt er auch wieder. Blickt man vom Strand aus auf einen tosenden Ozean, wird man ehrfürchtig vor der Naturgewalt sein – von der zugleich keinerlei existenzielle Bedrohung ausgeht. Anders fällt die Gefühlslage aus, befindet man sich bei gleich starkem Wellengang auf einem Boot.

Lange bevor der Psychologe Keltner die Ehrfurchtsauslöser in Kategorien aufteilte, haben die Dichter und Philosophen das Gefühl ergründet. In ehrfurchtsvollen Augenblicken sei der Mensch „frei“ und behalte seine „Ehre“, erklärte Johann Wolfgang von Goethe. Immanuel Kant schrieb vom erhabenen Gefühl, das den Geist anrühre. Im Gegensatz zur Schönheit, die nur gefallen wolle, versetzten ehrfürchtige Situationen den Geist in eine gehobene Gefühlslage, schrieb er. Die eigene Wichtigkeit wird vernichtet, gleichzeitig erfahre man seelische Größe.

Keltner kann Kant da nur recht geben. Vor drei Jahren zeigten er und sein Team in einer Studie, dass die Empfindung der Ehrfurcht Menschen wirklich zu seelisch größeren Wesen machen kann. Zu sozialeren Wesen, genauer gesagt. Unter der Leitung von Keltners Kollegen Paul Piff liefen mehrere Experimente mit 1519 Probanden. Die Teilnehmer waren so ausgewählt, dass sie den Bevölkerungsdurchschnitt repräsentierten. In einem Experiment sollten sie entweder eine Minute lang das Bild eines Waldes aus tasmanischen Eukalyptusbäumen betrachten, die ungewöhnlich hoch gewachsen waren. Oder ein gewöhnliches Backsteinhochhaus. Danach ließ der Studienleiter, scheinbar aus Versehen, einen Karton mit Stiften fallen. Diejenigen, die auf die Bäume geschaut hatten, sammelten ohne jede Aufforderung mehr Stifte auf als die anderen. Ein banales Ergebnis? Für die Forscher war es der Nachweis, dass das andächtige Betrachten von beeindruckender Natur Menschen tatsächlich hilfsbereiter und mitfühlender machen kann.

Ein anderes Experiment leitete die Emotionsforscherin Michelle Shiota. Ihre Probanden sollten auf einem Blatt Papier den einfachen Satz „Ich bin ...“ vervollständigen. Dabei standen alle Teilnehmer im Naturkundemuseum von Berkeley: die einen mit Blick auf das Skelett eines Tyrannosaurus Rex, die anderen mit dem Dinosaurier im Rücken und dem Blick in die Eingangshalle. Das Ergebnis: Probanden, die auf den T. Rex geschaut hatten, erklärten sich in ihren Sätzen als Teil einer sozialen Gruppe oder gar als Teil der Spezies Mensch. Probanden ohne das gewaltige Saurierskelett vor Augen betonten in ihren Sätzen ihre Individualität oder eigene Fähigkeiten. Man könnte das Ergebnis auch anders deuten und schlussfolgern: Vor dem Saurier verliert der Mensch sich selbst und fühlt sich klein. Das könne passieren, sagt Anton Bucher. Ehrfurcht könne den Menschen durchaus deprimieren, sogar kränken, weil er mit etwas konfrontiert wird, das größer oder bedeutsamer ist, als er selbst.

Aber dass sie eine mögliche Kränkung beinhalten könne, spreche nicht gegen die Ehrfurcht. Ganz im Gegenteil. Auch dadurch könne man eine „Öffnung für das Dasein gewinnen“, sagt Bucher. Der Pädagoge aus der Schweiz hat an der Universität Salzburg Glücks- und Ehrfurchtsstudien durchgeführt und vor zwei Jahren ein Buch über die „Ehrfurcht – Psychologie einer Stärke“ veröffentlicht. „Ehrfurcht ist ein großes und wunderbares Geschenk“, sagt Bucher.

Früher habe der Mensch weitaus mehr von diesem Geschenk angenommen als heute. Bucher hat auch die Geschichte des Gefühls untersucht. Über Jahrhunderte schaute der Mensch voller Ehrfurcht auf die Spitzen der Hochgebirge. Mit der Erstbesteigung des 1912 Meter hohen Mont Ventoux in der französischen Provence durch den italienischen Humanisten Petrarca im Jahr 1336 habe sich das Gefühl verändert. Die Berge wurden bezwingbar. Im antiken Griechenland galten Gewitter als Zornesentladungen der Götter. Im Zeitalter der Wissenschaft erkannte man, dass es sich um elektrostatische Entladungen im Himmel handelte. Der deutsche Soziologe Max Weber warnte 1917 vor einer „Entzauberung der Welt“ durch den technischen Fortschritt.



Astronauten erleben Erleuchtung im Weltall

Sind Wissenschaft und Fortschritt wirklich Gifte für die Ehrfurcht? Anton Bucher sieht das ambivalent. Zwar könne der Zauber verfliegen, wenn komplexe Prozesse wie die Entstehung der Menschheit in der Evolutionstheorie versachlicht werden. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse könnten auch neues Staunen hervorrufen und wieder Raum für Ehrfurcht zu schaffen. „Je mehr man über die Wunder des Lebens weiß, von den kosmischen Tiefen des Universums, desto tiefer können die Emotionen der Ehrfurcht werden.“ Ihm selbst sei das vor einigen Jahren passiert, als er etwas gelesen habe, was ihm neu war: Wenn die Erde nur fünf Prozent weiter von der Sonne entfernt wäre, dann wäre sie mit Eis bedeckt. Läge sie fünf Prozent näher an der Sonne, wären ihre Ozeane längst verdampft. Diese Erkenntnisse beeindruckten ihn immer wieder aufs Neue, sagt Bucher.

Seinem Glauben widerspricht das nicht. Anton Bucher ist auch römisch-katholischer Theologe. Er hat sich auch mit der Ehrfurcht befasst, die Institutionen wie die Kirche in ihren Mitgliedern erzeugen wollen. Ehrfurcht könne man nicht verordnen, sagt er. „Kein Mensch kann sich zwingen, ehrfürchtig zu sein.“ Im Gegensatz zu Emotionen wie Trauer oder Freude, die Menschen auch durch bloße Vorstellungskraft in sich erzeugen können, könne Ehrfurcht nur in der Konfrontation mit etwas Äußerem entstehen. Man muss etwas sehen oder hören, um sie zu spüren. Aber jeder Mensch, dessen Wahrnehmungsfähigkeit nicht durch ein psychisches Trauma eingeschränkt ist, sei dazu in der Lage.

Wie sehr Ehrfurcht dann festgefahrene Denkstrukturen durchbrechen kann, wurde schon 1987 beschrieben. Forscher der Universität von Pennsylvania berichteten über den „Overview-Effekt“, den der Anblick der Erde aus dem Weltall auf Astronauten hat. Viele berichteten nach ihrer Rückkehr auf die Erde von Momenten tiefer Ehrfurcht im All – manche der eigentlich wissenschaftlich-rational denkenden Raumfahrer sprachen sogar von Erleuchtungen.

Die Erde aus dem All sehen, tja, das ist für Normalsterbliche leider nicht möglich. Dem Dichter Adalbert Stifter genügte der Anblick eines Sandkorns, um kurz in tiefe Ehrfurcht zu versinken.

DIE WELT © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten



















phänomenal - göttlich - waaaaahhhhhnnnnsinn - da finde ich keine worte - unerklärlich - uups

sooo selten ist das gar nicht: angerührt zu sein - ehrfurcht zu empfinden - und meistens schwingt da immer der verdacht mit, das sei jetzt nicht von dieser welt - 

du sollst gott fürchten - und lieben ... - hat luther in seinen katechismus notiert, in den erläuterungen zu den 10 geboten - und da ist sie dann wieder, diese eigenartige "furcht" im deutschen: aber das hat(te) etwas mit "respekt einflößen" zu tun und achtung vor autorität - und "unterwürfigkeit", respektvollem schweigen und innehalten:

das gibt es auch in ganz schnöden einfachen weltlichen begegnungen: neulich saß ich in einer bäckerei beim kaffee - und da kam der frühere nationaltorhüter und heutige fernsehmoderator ulli stein in den laden und kaufte gebäck - und es wurde mit einem schlag still im laden - und mein begleiter raunte mir wichtigtuerisch und schon ein wenig "ehrfurchtsvoll" zu: "das ist ulli stein" - und als der wieder raus war, hob das gemurmel der kaffeegäste wieder an - und von allen tischen wisperte es: ulli stein - das war der stein - kennste doch ... - da war wohl weniger "ehrfurcht" und mehr "respekt" im spiel, aber das eine beinhaltet ja das andere - und das großtuerische "siehste - ich kenne mich aus" - das war einfach leibhaftige "prominenz" (lat.: das "hervorragende" - und ulli stein ist ja 1,86 m groß) ...

- dieser "heilige schauer" dagegen - dieses: mich schaudert - (vor ehr-furcht) ... körperlich versehen mit der gleichen "gänsehaut" und dem "haare zu berge stehen" wie beim schrecken, wie bei der "furcht"... - und manche flippen dann einfach aus - andere geraten dann in trance - (und sind wenigstens im film meist nur mit backpfeifen wieder wachzubekommen) - andere schweigen still - kehren in sich - belegen sich vielleicht mit einem längeren schweigegelübde - oder gehen gar in einen schweigeorden: je nachdem ...

wichtig ist, dass wir uns für solche gefühlsregungen sensibilisieren und sensibilisiert bleiben - das wir empathisch sind für ehrfurchts-momente - und uns anrühren lassen ... - ein jeder nach seiner "fassong" - S!: reden ist silber - schweigen ist manchmal gold ...

hans asperger - die kinder-euthanasie und die anstalt "am spiegelgrund"

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hier eine kleine dokumentation in wort und bild zum "fall"hans asperger, der namenspatron für eine bestimmte form des "autismus" - und - mit dem "fall" verbunden - gleichzeitig auch eine schilderung der kinder-"euthanasie"-tötungsanstalt "am spiegelgrund" in wien ... 

asperger war in seiner hauptwirkungszeit in wien als kinderpsychiater wohl doch näher mit der kinder-nazi-"euthanasie"-tötung verstrickt, als man das im allgemeinen bisher kolportierte.

und dabei hatte asperger viel getan, um seinen "ruf" nicht zu gefährden - wie viele seiner kollegen ebenfalls, denn nach dem krieg ging die "karriere" ja weiter - und da hieß es, sich mit guter "selbstvermarktung"über wasser zu halten und sich einen namen zu machen...

überhaupt schien/scheint es viele ärzte zu geben, die nach dem motto: "wes brot ich ess, des lied ich sing" agieren - damals im eugenischen sinne der "auslese" nach der ns-erblehre - und heute ja oft auch noch nach den bonus-zahlungen der pharma-industrie und den daraus resultierenden norm-festlegungen von höchst- und mindestgrenzen bei einigen laboruntersuchungen - nach natürlich ganz "unabhängigen" - fünffach nachverifizierten massenerhebungen - weltweit und mit einem querschnitt aller alters- und geschlechtsgruppen... - ob das immer auf exakte und vor allem neutrale oder allparteiliche "wissenschaft" fußt, sei mal dahingestellt ...

von daher sind die erst in diesem jahr abgeschlossenen studien über aspergers ns-verstrickungen im april veröffentlicht worden - und haben ein geteiltes echo in der fachwelt hervorgerufen - besonders aber auch bei den patienten, deren krankheitsbild mit seinem namen verbunden sind ... S! 


Hans Asperger um 1940. Der Kinderarzt prägte die Heilpädagogik in Österreich über Jahrzehnte, seine Rolle im Nationalsozialismus blieb lange unterbelichtet. (der Standard.de)

Autismus

Dr. Hans Asperger soll an NS-Verbrechen beteiligt gewesen sein


Hans Asperger galt als Nazigegner, doch nun sind Akten aus der NS-Zeit aufgetaucht. Demnach schickte der Namensgeber einer Autismus-Form behinderte Kinder in den Tod.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, rav


Der österreichische Mediziner Hans Asperger war laut einer Studie an den Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt. So soll er behinderte Kinder in eine Tötungsanstalt überwiesen haben. Zu diesem Ergebnis kommt der Historiker Herwig Czech von der Medizinischen Universität Wien nach der Auswertung von bisher unbekanntem Archivmaterial. Das Ergebnis wurde am Donnerstag im Fachjournal Molecular Autism veröffentlicht (Czech, 2018).

Hans Asperger hatte seit den 1930er Jahren als Kinderarzt in Wien gearbeitet, auch nachdem 1938 Österreich an Nazi-Deutschland angeschlossen wurde. Nach ihm ist eine bestimmte Form des Autismus, das Asperger-Syndrom, benannt (siehe Kasten). Er starb im Jahr 1980.

Bisher waren Historiker davon ausgegangen, dass Asperger in Gegnerschaft zu den NS-Herrschern stand. Doch das ist möglicherweise eine Legende, die in erster Linie von Asperger selbst gestammt haben könnte. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Historiker Czech. "Es geht darum, dass jemand, der in den letzten Jahren fast als Widerstandskämpfer gefeiert wurde, einer Prüfung anhand der Quellen nicht standhält", sagte Czech.

Inszenierte sich Asperger als Nazigegner?

In seiner Studie kam der Wissenschaftler zu dem Schluss, dass der Mediziner Asperger vielmehr am NS-Programm zur systematischen Ermordung von Behinderten und kranken beteiligt gewesen sei. Die Nazis sprachen beschönigend von "Euthanasie", also dem Gnadentod.

Czech kommt zu dem Ergebnis, dass Asperger zwei schwer behinderte Kinder direkt an die Wiener Tötungsanstalt Am Spiegelgrund überwiesen hat. In dieser Klinik wurden etwa 800 Mädchen und Jungen ermordet. Zudem saß der Kinderarzt in einer Kommission, in der selektiert wurde, ob Kinder in Sonderschulen oder zum "Spiegelgrund" gebracht wurden.

Asperger habe nach Einschätzung Czechs zwar keine große Rolle in dem eigentlichen Euthanasieprogramm der Nazis gespielt. Aber er sei ein Opportunist gewesen. "Es ist eine kollektive und geteilte Verantwortung, wie so oft bei NS-Verbrechen."

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Diagnose Asperger Infobox
NAMENSGEBER HANS ASPERGER 
Das Asperger-Syndrom ist eine milde Form des Autismus. Die Ursache ist eine Hirnentwicklungsstörung, die Defizite bei emotionalen und sozialen Fähigkeiten hervorruft. Manche Betroffene sind hochintelligent oder verfügen über Inselbegabungen wie außergewöhnliche Gedächtnisleistung oder Rechenfertigkeit.
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Hans Asperger

Ein guter Nazi?

Mitten in der NS-Zeit erforschte der Wiener Kinderarzt Hans Asperger den Autismus. Heute wird darüber diskutiert, ob er für den Tod vieler seiner Patienten mitverantwortlich war.

Von Niko Wahl | ZEIT Österreich Nr. 17/2018



Der Kinderarzt Hans Asperger in den dreißiger Jahren in der Wiener Kinderklinik © DZ


Sie nennen sich mitunter liebevoll "Aspies". Sie leiden an einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung, dem sogenannten Asperger-Syndrom. Bei dieser Variante des Autismus sind vor allem soziale Interaktion und Kommunikation eingeschränkt. Gleichzeitig treten bei den Patienten häufig Hoch- oder Inselbegabungen auf. Vielfach wird ihnen ein Mangel an Empathie attestiert.

Doch in den Foren, in denen sich Betroffene austauschen, wird seit Kurzem auch leidenschaftlich diskutiert. "Ich will das Asperger-Syndrom nicht aufgeben!", bekannte unlängst eine Amerikanerin im Internet. Sie antwortet damit auf die immer intensiver werdende Diskussion über die NS-Vergangenheit des namensgebenden Wiener Arztes Hans Asperger.

Einige Beiträge in den Asperger-Foren verteufeln den Kinderarzt, andere sehen ihn als Person mit Stärken und Schwächen in einer schwierigen historischen Situation. Und wieder andere, vor allem jene, die sich inzwischen mit dem Begriff Asperger-Syndrom wohlfühlen, beschuldigen jene Medizinhistoriker, die sich mit der Biografie des Kinderarztes beschäftigen, für eine späte Schmutzkübelkampagne verantwortlich zu sein.

Einer der derart Kritisierten ist Herwig Czech, Historiker an der Wiener Medizinischen Universität, dessen langjährige Beschäftigung mit den Medizinverbrechen der Nationalsozialisten ihn zu Hans Asperger führte. Seine Forschung bringt neue Fakten und neuen Diskussionsbedarf – auch für die Community.

Der Kinderarzt sollte im NS-Regime für "erbgesunden" Nachwuchs sorgen

Hans Asperger wurde 1906 in eine kleinbürgerliche Wiener Familie geboren und wurde im katholischen Bund Neuland sozialisiert. Ab 1935 leitete er die heilpädagogische Abteilung der Wiener Universitäts-Kinderklinik. 1938 verwendete er erstmals die Bezeichnung "autistische Psychopathen" für bestimmte seiner kindlichen Patienten, 1944 folgte in seiner Habilitationsschrift eine umfassende Beschreibung jenes Syndroms, das später seinen Namen als weltweit verwendetes Eponym berühmt machen sollte.

Aspergers Karriere an Universitäts-Kinderklinik profitierte in der NS-Zeit stark von der Diskriminierung jüdischer Kollegen, die bereits lang vor der NS-Zeit begann. Die Klinik unterstand seit 1930 Aspergers Mentor Franz Hamburger, einem Vertreter des deutschnationalen Lagers, der sich früh zum Nationalsozialismus bekannte. Mit Ausnahme Aspergers waren alle habilitierten Assistenten Hamburgers nach 1938 Mitglieder der NSDAP oder SS. Die Kinderheilkunde spielte auch ideologisch eine wichtige Rolle: Ihr fiel die Pflege eines "erbgesunden" und "rassisch einwandfreien" Nachwuchses zu. Die als "minderwertig" betrachteten Kinder hingegen sollten ausgesondert oder gar ermordet werden. In seinem Lehrbuch für Kinderheilkunde sprach sich Hamburger 1940 sehr eindeutig gegen das Lebensrecht behinderter Kinder aus.

Den ersten Gipfel seiner Karriere erlebte Asperger also im Wien der Nazi-Zeit, in einem stark ideologisierten Umfeld. Zu einem Zeitpunkt, als zunehmend gewaltsame medizinische Maßnahmen beschlossen und Medizinverbrechen begangen wurden – Zwangssterilisationen sowie die gezielte Ermordung von Menschen, die als "minderwertig" diffamiert wurden, unter anderem in der Wiener Anstalt Am Spiegelgrund.

Lange Jahre verlief die Diskussion über Aspergers Verbindungen zu den in seinem unmittelbaren Umfeld stattfindenden Medizinverbrechen ergebnislos. Während sein Name in der deutschsprachigen Forschung nicht zuletzt durch die Arbeit von Czech mehr und mehr im Zusammenhang mit Medizinverbrechen genannt wird, galt er unter englischsprachigen Forschern vorwiegend als Nazi-Gegner. Mit der Zeit war aus Asperger, dem potenziellen Nationalsozialisten, Asperger, der potenzielle Widerständler, geworden.

Er überwies eine Reihe von Patienten an die Tötungsanstalt

Plausibler klingt nach den von Herwig Czech publizierten Quellen, dass Asperger sich rasch dem neuen Regime anpasste und im Rahmen des exterminatorischen Medizinbetriebes der Nazis funktionierte. Sein heilpädagogischer Ansatz führte zu intensiver Arbeit mit Kindern, von denen er erwartete, dass sie bei richtiger Behandlung ihr Entwicklungspotenzial ausschöpfen würden. Für diese Kinder machte er sich gelegentlich auch stark. In seiner berühmten Publikation von 1944 über Die "autistischen Psychopathen" im Kindesalter schreibt er, dass auch Menschen mit einer derartigen Kondition "ihren Platz in dem Organismus der sozialen Gemeinschaft haben [...] Gerade bei solchen Charakteren zeigt sich, wie entwicklungs- und anpassungsfähig auch abartige Persönlichkeiten sein können." Damit war er ganz in die eugenische Ideologie der Nationalsozialisten eingebettet, für die Bildungsfähigkeit beziehungsweise -unfähigkeit das Schlüsselkriterium für die "Kinder-Euthanasie" war.

Im März 1942 diagnostizierte Asperger bei der fünfjährigen Elisabeth Schreiber "erethische Imbezillität, wahrscheinlich auf postencephalitischer Grundlage", und ließ sie in die berüchtigte Anstalt Am Spiegelgrund überstellen. Der dortige Leiter, Erwin Jekelius, war ein ehemaliger Kollege von Asperger an der Kinderklinik. Am Spiegelgrund wurden in den Jahren 1940 bis 1945 fast 800 kranke, behinderte und als nicht bildungsfähig eingestufte Kinder ermordet. Eine Krankenschwester der Anstalt beschrieb die kleine Patientin nach ihrer Ankunft noch sehr positiv: "Sie hat ein freundliches Wesen, ist a. d. Pflegepersonen sehr anhänglich und schmeichelhaft". Sechs Monate später starb sie wie so viele andere Kinder der Anstalt an einer wohl künstlich herbeigeführten Lungenentzündung.

Die dortigen Verbrechen waren weit über die Anstaltsmauern hinaus bekannt. Mediziner der Kinderklinik überwiesen junge Patienten an das Spital, um nach deren erwartetem baldigen Ableben pathologische Untersuchungen durchführen zu lassen. Der Transport von Tausenden Patienten in die Vernichtungsanstalt Hartheim bei Linz führte sogar zu öffentlichen Protesten von Angehörigen vor der Anstalt. 1941 warf die Royal Air Force Flugblätter über Wien ab, in denen diese Verbrechen thematisiert wurden. Es ist also anzunehmen, dass Asperger genaue Kenntnis davon hatte, welche Folgen die kleine Elisabeth Schreiber zu erwarten hatte, nachdem er sie zur "dauerhaften Unterbringung"überwiesen hatte.

Elisabeth Schreiber ist nicht der einzige derartige Fall. Asperger überwies eine Reihe von Patienten an die Tötungsanstalt. Entgegen der immer wieder vorgebrachten Vermutung, Asperger habe seine Patienten schützen wollen, finden sich in den von Czech untersuchten Akten zahlreiche Dokumente, die klar negative Beurteilungen des Arztes enthielten und die Patienten somit unmittelbar gefährdeten. Einige seiner Einschätzungen wurden sogar in späteren Untersuchungen von den klar als Nationalsozialisten positionierten Ärzten Am Spiegelgrund revidiert. Czech dokumentiert auch, dass sich Aspergers Patientenbeschreibungen nahtlos mit der antisemitischen NS-Doktrin vermengten. Über die elfjährige Marie Klein notiert er Ende 1939, dass ihre Art zu sprechen "nicht zu ihrem recht jüdisch wirkenden Wesen" passe. Im Akt steht weiters, sie sei "normal entwickelt, leicht untergewichtig aber von jüdischer Erscheinung". In diesem Fall geht Asperger nicht darauf ein, dass die Probleme des Mädchens als unmittelbare Folge ihrer Delogierung im Zug der antisemitischen Maßnahmen des Regimes auftraten. Maries Berichte über die Misshandlungen, die sie hatte erdulden müssen, wurden ihr von dem Kinderarzt Asperger als Unehrlichkeit ausgelegt. Marie Klein wurde in die Nähe von Sobibor deportiert und wahrscheinlich im Sommer 1942 ermordet.

Während Asperger mit dem weiteren Schicksal von Marie Klein nicht in direkter Verbindung steht, so ist dies im Fall von über 200 Patienten der Nervenheilanstalt Gugging bei Wien anders. Sie wurden 1942 im Hinblick auf ihre "Bildungsfähigkeit" untersucht und viele von ihnen infolge der negativen Beurteilung durch eine Kommission, der auch Asperger angehörte, in der Klinik Am Spiegelgrund ermordet.

Asperger wird aber immer wieder auch als Arzt beschrieben, der sich intensiv um seine Patienten kümmerte. In einem Fall soll Asperger einen Patienten durch eine günstige Beurteilung vor einer Zwangskastration gerettet haben. Die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die als Kind in der Nachkriegszeit seine Patientin war, erinnert sich daran, dass er immer anwesend war und den Kindern vorlas.

Die Angst des jüdischen Buben wird als "schwer psychopathisch" diagnostiziert
Im Großen und Ganzen ergibt sich aus den von Czech erschlossenen Quellen jedoch das Bild eines Arztes, der sich, soweit es seiner Karriere diente, dem NS-Regime nicht verweigerte. Empathie für jene Patienten, in denen er kein Entwicklungspotenzial sah, lässt sich jedenfalls aus den Akten nicht erkennen.

Am 14. März 1938, einen Tag nach dem "Anschluss"Österreichs an das Deutsche Reich, wurde Walter Bruckner, 13-jähriger jüdischer Bub, in die Heilpädagogische Abteilung Aspergers an der Universitäts-Kinderklinik eingeliefert. Am 15. März, während die Patienten der Station über Hitlers Rede jubelten, wurde beobachtet, dass Walter ängstlich und aufgeregt war, sein Gesicht in seinen Händen vergrub und blass wurde, als ein Kind in frenetischen Jubel ausbrach. Asperger diagnostizierte daraufhin ein "schwer psychopathisches Bild, dessen wesentliches Symptom eine besondere Empfindlichkeit und paranoide Reizbarkeit ist". Die bedrohlichen Umstände und Erlebnisse des nun offen antisemitischen Wien wurden in der Diagnose nicht berücksichtigt und die verständliche Angst des Buben pathologisiert. Walter Brucker starb am 26. Februar 1945 in Schlesien als Zwangsarbeiter beim Projekt Riese, in dessen Rahmen ein unterirdisches Führerhauptquartier errichtet werden sollte.
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▇ Die Studie von Herwig Czech erschien unter dem Titel "Hans Asperger, National Socialism, and 'Race Hygiene' in Nazi-era Vienna" in der Fachzeitschrift "Molecular Autism"

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Die Fürsorgeanstalt »Am Spiegelgrund« hat die Aufgabe, alle psychisch auffallenden Kinder und Jugendlichen vom Säuglingsalter bis zur Erreichung der Volljährigkeit nach genauester Beobachtung und Prüfung ihrer psychischen und physischen Kenntnisse und Fähigkeiten nach erfolgter Begutachtung in die für sie entsprechende Anstalt bzw. Pflegestelle einzuweisen. Außerdem sollen die hiebei gewonnenen Erfahrungen für spätere wissenschaftliche Arbeiten gesammelt werden. Gegenwärtig führen wir 15 Gruppen mit je 30 Zöglingen und zwei Doppelgruppen mit je 60 Zöglingen. Dazu kommt noch eine eigene Säuglings- und Kleinkinderabteilung mit einem durchschnittlichen Belag von 50 Betten und zwei Gruppen mit je 30 psychopathischen Schulkindern. […] Schon bei der Überstellung in unsere Anstalt […] werden von der zuweisenden Stelle, sei es wie bisher das Jugendamt oder ein Gesundheitsamt, eingehende Darlegungen des Überstellungsgrundes und eine genaue Familiengeschichte des Kindes verlangt, wobei besonderer Wert auf die Angaben aller erblichen Belastungen und Umweltschädigungen gelegt wird. Weiter wird auch, soweit es möglich ist, ein genauer Schulbericht eingeholt, um auch in dieser Hinsicht allfällige Erziehungsmängel oder sonstige Auffälligkeiten des Kindes genau erfassen zu können. […] Gleich bei der Überstellung ist es Aufgabe des Anstaltsarztes, den status somaticus zu erstellen, Mängel in gesundheitlicher Hinsicht der entsprechenden Behandlung zuzuführen; falls eine solche schon stattgefunden hat, eine genaue Krankengeschichte einzuholen. Die Untersuchung erfolgt ganz besonders vom internistischen und neurologischen Gesichtspunkt aus. […] Weiters wird vom Anstaltsarzt bei gelegentlichen Vorsprachen der Eltern oder Angehörigen der Kinder oder nach erfolgter Vorladung mit diesen eine genaue Anamnese sowohl in erbbiologischer als auch in psychiatrischer und somatischer Hinsicht aufgenommen. Alle Zöglinge werden sofort, abgesehen davon, dass sie gemessen und gewogen werden, anthropologisch photographiert und ein kurzer anthropologischer Status aufgenommen. Späterhin, bis wir die hiezu nötigen Apparate und das erforderliche wissenschaftliche Hilfspersonal bekommen, soll dieser Status noch durch genaue anthropologische und phrenologische Messungen ergänzt und durch daktyloskopische Aufnahmen der Fuß- und Handleisten vervollständigt werden. Nach erfolgter Eingewöhnung in das Leben in unserer Anstalt wird der Zögling einer psychologischen Prüfung unterzogen, die zum Teil auch noch als eine Art Intelligenzprüfung nach den gegenwärtig gebräuchlichen Methoden nur in wesentlichen Punkten besonders erweitert und ausgebaut ist, wobei es uns aber weniger auf die Erstellung eines Intelligenzquotienten (den wir wohl aus praktischen Gründen noch beibehalten haben) als vielmehr auf die Erfassung der Gesamtpersönlichkeit und auf eine Kontrolle des Funktionierens gewisser, für die Erziehung ausschlaggebender psychischer und physischer Fähigkeiten ankommt. In Zusammenhang mit der schriftlichen Ausarbeitung von sorgfältig ausgewählten Themen, welche im besonderen Maße geeignet sind, Einblick in das Seelenleben des Kindes oder Jugendlichen zu gewähren, und nicht selten wichtige Aufschlüsse über ihre charakterliche Entwicklung geben, gelangen wir auch in den Besitz vollkommen unbewusst erstellter Schriftproben, die sehr oft das Charakterbild des Zöglings auf das trefflichste vervollständigen. Diese psychologischen Prüfungen werden von eigens hiezu ausgewählten psychologisch geschulten und erfahrenen Fachkräften unter Leitung eines in pädagogischer Hinsicht erfahrenen Fachpsychologen durchgeführt. In gemeinsamen Besprechungen und ständig überprüfenden Kontrollen der Ergebnisse wird versucht, neue, für unsere besonderen Zwecke geeignete Methoden zu finden.  
Hans Krenek: »Beitrag zur Methode der Erfassung von psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen«, aus: Archiv für Kinderheilkunde (1942)  
Selbstverständlich ist es legitim, einer Geschichte der Strafen moralische Ideen oder juristische Strukturen zugrunde zu legen. Die Frage aber ist, ob man ihr auch eine Geschichte der Körper zugrunde legen kann, da die Strafen doch nur mehr auf die geheime Seele der Straffälligen abzielen wollen. 
Michel Foucault: Überwachen und Strafen (1975) 
aus der Einleitung von: 
Steve Sem-Sandberg: 
Die Erwählten: Roman 
Klett-Cotta. Gebundene Ausgabe u. Kindle-Version. 
(Taschenbuchausgabe 2017: Goldmann-Verlag)

An einem kalten Januarmorgen 1941 wird der elfjährige Adrian Ziegler, Sohn einer Wiener Arbeiterfamilie, seinem Zuhause entrissen und in die Klinik Spiegelgrund gebracht. Während der Zweite Weltkrieg tobt, sind Adrian und die anderen Kinder in der Erziehungsanstalt schutzlos der Hölle des Nazi-Systems ausgeliefert. Einzig der Anblick des Bergs vor dem Fenster weckt in ihnen die Hoffnung auf einen Schutzengel, der sie von diesem finstersten aller Orte zu retten vermag. Die Klinik wird so zum Spiegel des Nazi-Terrors – und das Überleben zur grausamen Ironie des Schicksals.


Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »De utvalda« im Albert Bonniers Förlag, Stockholm © 2014 by Steve Sem-Sandberg Für die deutsche Ausgabe © 2015 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Umschlag: ANZINGER | WÜSCHNER | RASP, München Unter Verwendung des Fotos eines Krankenzimmers aus der NS-Jugendfürsorgeanstalt »Am Spiegelgrund«, © Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes, Wien Datenkonvertierung: Dörlemann Satz, Lemförde Printausgabe: ISBN 978-3-608-93987-3 E-Book: ISBN 978-3-608-10830-9








SPEKTRUM: Bücher

Kinder-„Euthanasie“: Endstation Spiegelgrund

Dtsch Arztebl 1999; 96(5): A-250 / B-196 / C-184
Von Heidi Niemann (pid)

Wie Ärzte in der Wiener Kinderfachabteilung willige Vollstrecker des NS-Tötungsprogramms wurden, beschreibt das hier vorgestelllte Buch.

Peter, ein zweijähriger Junge aus Wien, wurde im März 1942 in die Kinderfachabteilung "Spiegelgrund" der psychiatrischen Klinik auf der Baumgartner Höhe in Wien aufgenommen. Die Diagnose lautete "Idiotie". Im Dezember erkrankte der Junge an Diphtherie. Die behandelnden Ärzte vermerkten, daß er weder in geistiger noch körperlicher Hinsicht Fortschritte mache. Im Januar kam eine Grippe hinzu. Trotz seiner akuten Erkrankung nahmen die Ärzte eine Enzephalographie vor, um sein Schädelinneres zu untersuchen. Wenige Tage später, nachdem die Ärzte eine "beginnende Bronchopneumonie" diagnostiziert hatten, war der Junge tot. Peter war nicht das einzige Kind in der 1940 eingerichteten Abteilung, bei dem unter Inkaufnahme eines tödlichen Ausgangs Enzephalographien eingesetzt wurden: Die Wiener Anstalt war eines der Zentren des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten.

Tod durch "gezielte" Nachhilfe

Bislang war über diese Vorgänge wenig bekannt. Der Arzt Matthias Dahl hat in seiner an der Universität Göttingen eingereichten medizinhistorischen Dissertation untersucht, nach welchen Kriterien und auf welche Weise Ärzte und Pfleger geistig und körperlich behinderte Kinder getötet haben. Die Arbeit ist kürzlich auch als Buch erschienen*. Der Göttinger Arzt hat für seine Studie unter anderem die Krankengeschichten von 312 gestorbenen Kindern, Personalblätter der Ärzte und die Prozeßakten von Volksgerichtsprozessen gegen Anstaltsmitarbeiter durchforstet. Ergebnis: Bis Kriegsende starben in der Wiener Kinderfachabteilung 772 Kinder - viele von ihnen durch gezielte "Nachhilfe". Ihnen hatte das Pflegepersonal auf Weisung der Ärzte zusammen mit dem Essen Schlafmittel verabreicht. In einigen Fällen gaben die Ärzte selbst tödlich wirkende Morphium-Injektionen.

Als Todesursache gaben die Ärzte zumeist Lungenentzündungen an. Tatsächlich seien die meisten Infektionen jedoch erst durch die verabreichten Barbiturate ausgelöst worden, berichtet Dahl. Damit sollten die - nach der NS-Ideologie - "lebensunwerten" Kinder körperlich geschwächt werden, um sie dann an scheinbar natürlichen Todesursachen wie Lungen- oder Darmentzündungen sterben zu lassen. Die detaillierten Obduktionsberichte ließen zwar keinen Zweifel daran, daß die Kinder tatsächlich an den angegebenen Todesursachen gestorben seien. Allerdings habe die Pathologin in keinem ihrer Sektionsprotokolle die Frage aufgeworfen, worauf die Entzündungen zurückzuführen sein könnten. Immerhin seien 244 Kinder an Infektionen gestorben.

Eine weitere Variante der getarnten "Todesbeschleunigungen" war vermutlich der Nahrungsentzug. Viele Kinder hätten erhebliche Gewichtsdefizite gehabt, berichtet Dahl. Bis 1943 habe die Zahl der Todesfälle stetig zugenommen, der Höchststand wurde im Juli 1943 erreicht. In diesem Monat starben 32 Kinder. Nach Ansicht Dahls läßt sich ein Zusammenhang mit den räumlichen Kapazitäten feststellen: Gab es viele Neueinweisungen, so daß die Betten nicht mehr ausreichten, wurden Kinder, für die bereits ein "positiver" Bescheid aus Berlin vorlag, mit Medikamenten getötet.

"Skrupellose Wissenschaftler"

Die entsprechenden Bescheide, in denen über "Wert" und "Unwert" des Lebens dieser Kinder entschieden wurde, kamen vom "Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden", der für das Euthanasie-Programm zuständig war. Die Grundlage für diese Urteile legten jedoch die behandelnden Ärzte. Sie verfolgten das Ziel, mit Hilfe moderner Diagnostik und wissenschaftlicher Methoden entsprechend der NS-Ideologie den "Lebenswert" der Kinder zu bestimmen. Sie bewerteten deren "Nutzen für die Volksgemeinschaft" und schickten dann entsprechende Meldungen an die Euthanasie-Dienststelle. Wenn sie in ihren Gutachten einem Kind ungünstige Entwicklungschancen bescheinigten und seine Arbeitsleistung negativ beurteilten, kam alsbald die Weisung aus Berlin, das entsprechende Kind zu "behandeln" - diese euphemistische Umschreibung bedeutete das Todesurteil. In einigen Fällen, so hat Dahl festgestellt, haben die Ärzte offenbar gar nicht erst auf die Ermächtigung zum Töten gewartet.

33 der im "Spiegelgrund" untergebrachten Kinder starben infolge einer Enzephalographie. Bei diesen riskanten Untersuchungen hat nach Ansicht Dahls das Forschungsinteresse im Vordergrund gestanden. Die Ärzte hätten sich als "skrupellose Wissenschaftler" erwiesen, die die behinderten Kinder für ihre Forschungsvorhaben mißbrauchten. Es bestand auch eine Zusammenarbeit mit der Wiener Universitäts-Kinderklinik. Hierbei testeten die Ärzte ohne Zustimmung der Eltern an den Kindern einen Impfstoff gegen Tuberkulose. Dabei war der Tod ein geplanter Bestandteil des Experiments, die Obduktion die letzte Versuchsphase.

Keine Einzelfälle

Maßgeblichen Anteil an dem Tötungsprogramm hatte der aus Leipzig stammende Facharzt für Nervenheilkunde Dr. med. Ernst Illing. Der überzeugte Parteigenosse der NSDAP hatte 1942 die Leitung der Kinderfachabteilung übernommen. Unter seiner Ägide erreichte die Tötungswelle 1943 ihren Höhepunkt, als 169 Kinder in der Anstalt starben. Illing wurde nach dem Krieg vom Volksgericht zum Tod durch Erhängen verurteilt. Die Ärztin Marianne Türk, die ebenfalls an den Kindstötungen beteiligt gewesen war, erhielt eine zehnjährige Freiheitsstrafe, deren Vollzug schon 1948 vorläufig eingestellt wurde. 1952 wurde ihr die Verbüßung der Reststrafe erlassen, später erhielt sie sogar ihren akademischen Grad zurück. Eine Pflegerin wurde zu acht Jahren Kerker verurteilt.
Dahl berichtet über den ebenfalls an der Klinik tätig gewesenen Wiener Psychiater Dr. med. Heinrich Gross: Seit 1938 NSDAP-Mitglied, wurde Gross im März 1950 wegen Totschlags zu zwei Jahren Kerker verurteilt. Doch schon 1951 wurde das Urteil wieder aufgehoben und das Verfahren eingestellt. Gross machte danach als Arzt und Wissenschaftler Karriere, wobei er unmittelbar an seine frühere Tätigkeit im "Spiegelgrund" anknüpfte: Nach Angaben Dahls publizierte er bis 1966 mindestens zwölf pathologisch-anatomische Arbeiten, für die er Hirne von eben jenen Kindern verwendete, die während des Krieges in der Anstalt "euthanasiert" worden waren.1962 wurde Gross leitender Arzt an seiner alten Wirkungsstätte auf der Baumgartner Höhe in Wien. Sein Habilitationsversuch scheiterte allerdings, als bekannt wurde, daß er Gehirnschnitte von Kindern aus dem Spiegelgrund verwendet hatte. Seiner weiteren Karriere tat das jedoch keinen Abbruch: 1968 wurde der Nervenarzt Leiter des "L. Boltzmann-Instituts zur Erforschung der Mißbildungen des Nervensystems", 1975 erhielt Gross das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse". Er blieb vielbeschäftigt. Noch 1997 war der 81jährige als Gerichtsgutachter tätig. Gross sei im übrigen kein Einzelfall, hat Dahl festgestellt. Auch aus den Kinderfachabteilungen in Brandenburg-Görden, Kaufbeuren, Eglfing-Haar und Eichberg wurden Gehirne von getöteten Kindern wissenschaftlich ausgewertet, zum Teil auch noch nach dem Krieg.


▇ Endstation Spiegelgrund 
Die Tötung behinderter Kinder während des Nationalsozialismus am Beispiel einer Kinderfachabteilung in Wien 1940 bis 1945 
von Matthias Dahl 
ERASMUS Verlag Wien, 195 Seiten 
ISBN-10: 3950062483
ISBN-13: 978-3950062489

schluckauf

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also - ganz große lyrik ist das ja nie - 
was ich so schreibe:
ich versuche meine gefühle in lyrisch
scheinende zeilen einzuwickeln:

a. hat vor 14 jahren 

vor 14 jahren - (jahren (!) - nicht tagen)
ziemlich abrupt 
unsere intensive freundschaft aufgekündigt
und ich habe es daraufhin versucht, 
mich von ihr zu lösen

wie das dann so ist: mit unterstellungen

beleidigungen, vorwürfen,
nachtragendem gesummse: "aber warum" ... 
"aber ich wollte doch nur" ... 
"ich habe nicht" - "hast du doch" ... 
ausnahmezustand - krieg - schützengräben
angriffe mit verbaler säure, chemie, schluckauf

virtuelle überfälle zur unzeit

das ganze know how unzeitgemäßer anschläge
ohne jede berührung - oft nur im kopp

neulich - gestern - vorhin 

wollte ich a. teil-haben lassen
an begebenheiten, die mir im moment wichtig sind
ja - wirst du fragen: warum teil-habe ...???
ach - was weiß ich denn ...
da ist dieser impuls - immer noch:
angeben - mitnehmen
den affen machen:
toll - eeeiii - wa ...???

a. - kennt mich - die weiß (noch) wie ich ticke

die weiß meine aktivitäten auch zu schätzen
die ich ja nun nicht für sie veranstalte -
aber - irgendein alter schwur
verhindert die kontaktbeantwortung ...

dabei haben wir doch nur diese eine

lebenszeit: diese eine zeit - 
wo wir uns lieben, kränken, umbringen
und verzeihen können ...

aber - aus (d)(m)einem leben zu verschwinden - 

durch penetrantes eisernes 
allumfassendes ignorieren
bei lebendigem leibe
ist schlimmer als die todesstrafe
die wir uns als "praktizierende christen"
ja sowieso verbieten  

sinedi


verkehrte welt

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natürlich war ich da - und habe mit dem handy fotos gemacht, die hier die künstlerisch inszenierte tiefe und weite unter der zeltkuppel einer mongolischen nomadenjurte festhalten.
song dong: die "everywhere"-jurte von außen im herforder marta museum - fotoausschnitt vom wdr


die verspiegelte und mit 900 lampen behängte jurten-installation befindet sich derzeit im museum marta in herford - und bringt unsere gewohnten alltäglichen erwachsenen-wahrnehmungskoordinaten zunächst einmal tüchtig ins wanken.

panoramaansicht in der "everywhere"-jurte

es muss ein paarmal fast merkbar einrasten im gehirn, bevor man sich schwindelfrei auf die verspiegelte begehbare kreisfläche begibt. eiskunstläufer würden bestimmt da gern eine pirouette drehen - aber bitte ohne kufen unter den schuhen ...
verspiegelte fensterrahmen

mit "everywhere" bezieht sich der 1966 in peking/china geborene konzeptkünstler song dong (kurzzeichen 宋冬) auf nomadische wohnstrukturen in einer mongolischen jurte, die bei ihm zu einer innen und außen verspie(ge)lten struktur werden. 

denn selbst in der engsten jurte "spiegelte" sich früher für die nomaden die welt: da verlieren oben und unten an bedeutung - und suggerieren so den unendlichen bergenden raum.


mongolische jurte - foto: alpaka erlebnisfarm willeminenhof

so schafft song dong einen bezug zu den drastischen veränderungen der steppen-hirtennomaden in neue urbane strukturen, die mit dem elektrischen licht und mit den hellen fenstern in den wohnhäusern nun hereinbrechen in diese ursprünglich in alter zeit von filz aus dickem ziegen-, schaf- und kamelfell bedeckten dunklen anheimelnden und bergenden, ja geborgenheit ausdünstenden zelthöhlen, die ein wenig ja auch an vorgeburtliche uteruserfahrungen eines embryos erinnern.

überhaupt: die alte "ursprüngliche" jurte spiegelte in ihrer einrichtung die soziale und die spirituelle ordnung der in ihr lebenden menschen wider.


die song dong jurten-außen"hülle"
diese ur-gefühle hat song dong nun radikal aufgebrochen: unter beibehaltung der äußeren jurten-zelthülle, die jetzt aus verspiegelten bunten fensterrahmen gespannt ist - und innen  mit den gleißenden lichtquellen und dem spiegelboden versehen: so ähnlich im ersten moment schockierend muss es dem neugeborenen menschenkind gehen, wenn es dann urplötzlich in das grelle licht im kreißsaal blickt, mit den spiegelnden medizinischen utensilien rundum - und wenn es dann gebadet wird ...

und deshalb werden in der therapie von frühgeborenen kindern oft "zur nachreifung" sogenannte "pränatalräume" eingesetzt: oft schwach rotbeleuchtete höhlen- und jurtenähnliche räume, in denen herzschlagtöne zu hören sind und gedämpfte geräusche in 37° wärme - und oft einhergehend mit einer relativ hohen luftfeuchtigkeit aus wasserverdampfung...

babywäsche im flüchtlingslager idomeni 2015
die inzwischen zur bildikone gewordene abbildung des bades eines neugeborenen kindes vor dem zelt einer flüchtlingsfamilie im griechischen flüchtlingslager idomeni hält diesen augenblick vielleicht unnachahmlich fest und lässt die tiefgreifenden empfindungen des babys erahnen - so wie er sich wohl auch für die hirtennomaden darstellt, die ihre jurte jetzt mit "modernen" wohnungen in der stadt eintauschen (müssen) - und so ähnlich auch für mich in der zunächst verwirrenden gleißend-spiegelnden "everywhere"-jurte. -S!


blick in die "tiefe" auf dem verspiegelten fußboden (kuppelform der jurte)

kirchen in deutschland verlieren 660.000 mitglieder: in die knie gehen ... - vor gott - oder vor dem zeitgeist ???

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kirchenaustritt - bearbeitung nach einem foto von rtl



MITGLIEDERSCHWUND

Kirchen in Deutschland verlieren 660.000 Mitglieder in nur einem Jahr

Deutschlandweit haben die beiden großen christlichen Kirchen im vergangenen Jahr zusammen etwa 660.000 Mitglieder verloren. Die Kirchen erklären das mit demografischem Wandel.

Von den rund 82,7 Millionen in Deutschland lebenden Menschen gehören circa 57,6 Prozent einer christlichen Kirche an.
Die Zahl der Protestanten ging 2017 um 390.000 Mitglieder auf 21,5 Millionen zurück, eine Abnahme um 1,8 Prozent.
Die Zahl der Katholiken sank nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) um 270.000 auf 23,3 Millionen.

Die großen christlichen Kirchen in Deutschland verlieren weiter Mitglieder. 2017 sank die Zahl der Mitglieder der evangelischen Kirche auf 21,5 Millionen. 23,3 Millionen Menschen gehörten der katholischen Kirche an, wie aus den von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Statistiken hervorgeht. Die 20 protestantischen Landeskirchen haben dabei mehr Mitglieder (390.000) verloren als die 27 katholischen Bistümer (270.000). Gut 54 Prozent der deutschen Bevölkerung gehörten damit im vergangenen Jahr noch einer der beiden großen Kirchen an. Der Mitgliederschwund summierte sich damit bei beiden Kirchen auf 660.000. 2016 waren es insgesamt rund 530.000 verlorene Mitglieder.

Schuld am Mitgliederschwund ist in erster Linie der demografische Wandel. 350.000 Mitglieder allein der evangelischen Kirche starben 2017. Gleichzeitig stieg im vergangenen Jahr, in dem die Protestanten das 500. Reformationsjubiläum feierten, die Zahl der Kirchenaustritte. Rund 200.000 Menschen kehrten der evangelischen Kirche den Rücken, 2016 waren es etwa 10.000 weniger. Auch die katholische Kirche verzeichnete 2017 mehr Austritte – rund 168.000 (2016: 162.000).

Die Kirchen sehen aber auch positive Entwicklungen: So blieben Taufen und Eintritte 2017 weitgehend stabil. Rund 205.000 Menschen wurden den Angaben zufolge 2017 in der evangelischen Kirche getauft oder aufgenommen, etwa so viele wie im Vorjahr. In der katholischen Kirche sank die Zahl der Taufen leicht auf 170.000, die der Eintritte und Wiederaufnahmen stieg leicht auf insgesamt rund 9000.

Der Mitgliederschwund wirkte sich 2017 allerdings nicht auf die Einnahmen durch Kirchensteuern aus. Das Aufkommen wuchs in der evangelischen Kirche nach deren Angaben auf 5,67 Milliarden Euro. Die katholische Kirche machte in ihrer Mitteilung dazu keine Angaben. Mittelfristig rechnen die Kirchen aber mit Einbußen durch den demografischen Wandel und das Ausscheiden der sogenannten Babyboomer-Jahrgänge von 1955 bis 1969 aus dem Berufsleben. Ein großer Teil der Kirchensteuern wird den Angaben zufolge von ihnen aufgebracht.

„Die Zahlen zeigen insgesamt, dass wir als Kirche in einer Welt der Individualisierung, der pluralen Religiosität – in einer Welt des Umbruchs – leben“, erklärte der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. „Wir müssen neue Wege finden, wie wir Menschen erreichen, sie begleiten und ihnen nah sein können.“ Die Zahl der Kirchenaustritte nannte Langendörfer schmerzlich. Trotzdem gebe es „ein großes Potenzial der Gemeinschaft“. Das habe nicht zuletzt der Katholikentag in Münster im Mai diesen Jahres gezeigt.

Ein In-die-Knie-Gehen vor dem Zeitgeist?

Einen gänzlich anderen Zungenschlag wählte der emeritierte Fuldaer Bischofs Heinz Josef Algermissen in einer Predigt zur Eröffnung des Kongresses „Freude am Glauben“ in Fulda. Ihm zufolge gingen immer mehr Christen „vor dem Zeitgeist in die Knie“. Die Christen seien zu einer Glaubensgemeinschaft geworden, die „viel Verunsicherung ausstrahlt sowie Ansprüche und Maßstäbe abgebaut hat“, sagte er in dem Gottesdienst vom Freitag. Das Kreuz als „Bekenntnis- und Erkennungszeichen“ sowie das Sichbekreuzigen verlören an Bedeutung in der Gesellschaft.

„Es ist schlimm, feststellen zu müssen, dass die eigentliche ‚Kreuzabnahme‘ weniger in Schulen und Gerichtssälen als vielmehr in den eigenen vier Wänden und in den Herzen geschieht“, sagte der emeritierte Bischof. „Kreuze aber aus politischen Gründen eines faulen Kompromisses wegen abzulegen, ist ganz und gar verantwortungslos“, fügte er hinzu.

epd/dpa/kna/jm/krott

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"das haben ja alle schon immer gewusst" - und: "wer heutzutage noch kirchensteuer bezahlt ist doof" ... aber auch: mit statistiken lässt sich (fast) alles belegen - egal wie man es dreht und wendet ...

dabei geht es mir ja gar nicht um die kirchenaustritte - die treffen ja eher zwei große gesellschaftlich anerkannte dienstunternehmen mit eigenem tarif- und rechtssystemen, wozu die kirchen ja den wandel in "diakonische unternehmen" selbst betrieben haben: hier vor ort gibt es jetzt z.b. eine "hochschule für 'diakoniemanagement'", mit dem abschluss "m.a." - magister artium - 

und bei dieser marktanpassung sind vielleicht die "kerngeschäfte" wie 'nächstenliebe' und 'barmherzigkeit' und 'spiritualität' entscheidend auf der strecke geblieben. beide "sozialunternehmen" namens kirche scheffeln nämlich weiterhin ganz unkaufmännisch und ohne viel "management" viel viel geld und besitzen reichhaltige immobilienwerte - über die jahrhunderte angehäuft - und es werden immer noch jede menge erbteile eingestrichen und kirchensteuer-tantiemen - jährlich so viel wie selten zuvor aufgrund der guten konjunktur und beschäftigungslage  ...

der teufel - wenn man bei diesem thema diese metapher verwenden darf - steckt wie immer im detail: finanzieren die kirchen mit ihrer kohle auch die "richtigen" ihnen gemäßen spirituellen "dinge" und aufgaben - oder zocken sie sogar heimlich an den börsen und den investmentfonds - darüber lässt sich streiten - und dann ist das politik ... - und wann wird die erste kirche als "aktiengesellschaft" an die börse gehen ...???

die goldenen türklinken des bischofs von limburg, dem terbartz van elst, sind ja noch nicht so ganz lange her - und er hat in seiner amtskirche ja rasch ein neues betätigungsfeld gefunden ...

das alles ist müßig: der etwas zu sensationell jetzt wieder in den medien aufgemachte schäfchenschwund beider konfession hat ja tatsächlich sehr viel mit dem demografischen wandel zu tun: von den 390.000 verlorengegangenen protestanten etwa sind immerhin 350.000 einfach so verstorben - so dass eine restsumme von "nur" 40.000 tatsächlich ausgetretenen protestanten bleibt - das wird auf der katholischen seite ähnlich sein ...

über die tatsächliche lebendigkeit des "glaubens" jedes einzelnen menschen sagt das gar nicht so viel aus: ich behaupte ja weiterhin steif und fest, dass jeder mensch sein spirituelles gen, seinen glaubensfunken, in sich ausgebildet hat und trägt - aber dass es im zeitgeist augenblicklich opportun ist, diesen anteil der seele vor anderen gern zu verstecken und zu verleugnen - einfach aus einer gewissen "kumpelhaften lässigkeit" und anpassung - aus einem "mitschwimmen mit dem strom" - oder wie es der bischof algermissen sagt: ein "einknicken vor dem zeitgeist" ...

aber um einigermaßen das hektische leben unserer zeit zu meistern im alltäglichen wust, beim autofahren, in der kindererziehung, in der ehe, in den freundschaften, in der nachbarschaftshilfe, in den vereinen und den ehrenämtern, existiert ja unzweifelhaft ein angeborenes und dann ausgebildetes "moralisches werte-navi", das dazu den weg und die intensität des engagements steuert und "anweist".

und dieses innere sozial-moralische werte-navi, diese stimme, diese "weisung", diese geborgenheit und überlegenheit, dieser halt im ärgsten stress, das ist dieser göttlich-seelische funke - wahrscheinlich über den eigenen tellerrand und über den tod hinaus.

und diese binsenweisheiten werden von unseren amtskirchen in viel zu verqueren theologisch-moralischen purzelbäumen und dräuenden zeigefingern und heiligem ehrfurchtsvollem sakramentenpomp gegossen: das ist das, was die menschen "kirchenfern" - aber längst noch nicht "glaubensfern" - macht ...

ich werde hier in nächster zeit immer mal wieder moderne "glaubensbekenntnisse" vorstellen, denn in unserem dahergeleierten "apostolischen bekenntnis" findet seit über 1700 jahren die "lebensphilosophie" jesu, wie sie z.b. auch in der bergpredigt niedergelegt ist, kaum beachtung: da wird jesus geboren von einer "jungfrau maria", und dann wird unmittelbar anschließend bereits von seinem "gelitten unter pontius pilatus - gekreuzigt - gestorben und begraben ..." gesprochen: auf seine heilungstaten, seine gleichnisse mit seinem "moralischen navi" - seinem "abba" = seinem "papa", den er in seiner person aus den fernen himmeln endlich frank und frei auf diese erde verortet - wird in beiden konfessionen wenigstens im glaubens-bekenntnis (wohlgemerkt: womit wir den inhalt "unseres" glaubens nach kirchen-amtlichen vorgaben skizzieren, umreißen und verbalisieren!) nicht weiter eingegangen ...

paulus und später die kirchen haben diesen jesus von nazareth ziemlich deutlich "outgesourct" und "unberührbar" gemacht, aber auf den man sich ja als im wahrsten sinne des wortes "inhaltsleere" sprachformel immer wieder beruft - wenigstens im offiziellen glaubens-credo - und er bleibt eigentlich "begraben" im felsgrab - und darf noch von ferne aus seinem "wolkenkuckucksheim" mehr runterschauen als wirken ...: jesus hat seine "schuldigkeit" getan - jesus kann gehen ... gehe in frieden aber gehe ...

viele modernere nischen-glaubensgemeinschaften z.t. auch in den kirchen haben das dilemma längst erkannt - und jeweils ihr credo diesem ungeheuren lapsus beider amtskirchen zumindest "ergänzend" hinzuges(t)ellt...

hier also zunächst das glaubensbekenntnis der iona-community aus schottland:


Glaubensbekenntnis der Iona-Community

Wir glauben an Gott über uns,
Anfang und Grund allen Lebens,
von Sonne und Mond,
von Wasser und Erde,
von männlich und weiblich.

Wir glauben an Gott neben uns,
Jesus Christus, Wort, das Fleisch wurde,
geboren von einer Frau, Diener der Armen.
Er wurde gefoltert und ans Holz genagelt.
Ein Mann voller Schmerzen, starb er verlassen.
Er stieg hinab in die Erde zum Ort des Todes.
Am dritten Tag erstand er aus dem Grab.
Er stieg hinauf in den Himmel,
um überall gegenwärtig zu sein,
und sein Reich wird zur Erde kommen.

Wir glauben an Gott in uns,
den heiligen Geist des pfingstlichen Feuers,
lebensspendender Atem der Kirche,
Geist der Heilung und Vergebung,
Quelle der Auferstehung und des ewigen Lebens.

Amen


glauben heißt nicht|wissen

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UNSERE KIRCHE NR. 30/2018:


Die Suche nach Gottes Finger

Wissenschaft und Glaube - Die Abläufe der Natur sind faszinierend vielfältig – und noch längst
nicht hinreichend erforscht. Gott werden wir mit Hilfe der Naturwissenschaften trotzdem nicht finden

Von Anke von Legat | UK

„Existiert Gott? 16 klare Gottesbeweise“. Oder: „Jesus Christus Quantenphysiker“. Immer mal wieder taucht ein solcher Titel auf dem Büchermarkt auf. Das Versprechen darin lautet: Gott lässt sich mit Hilfe der Naturwissenschaften finden, ja, mehr noch: Mit ihren Messungen und Berechnungen können wir beweisen, dass es Gott gibt – und endlich den Vorwurf loswerden, dass Gläubige doch nur einem Hirngespinst nachlaufen.

Die Sehnsucht danach ist groß. Das zeigt die Vielzahl der Versuche, Gottes Finger in irgendeinem naturwissenschaftlichenAblauf zu finden. Beliebtes Spielfeld dieser Gottesforschung ist etwa Darwins Theorie von der Entwicklung der Arten. Obwohl die Kirchen sie anfangs entrüstet ablehnten, geben sich heute bestimmte christliche Glaubensgemeinschaften große Mühe, Gott seinen Platz in der Evolution zuzuweisen.Nur mit Hilfe seiner ordnenden Hand sei ein komplexes System wie unsere Welt denkbar, lautet die These.

Ein anderes Gebiet der Gottessuche ist die Quantenphysik. Die Beobachtung, dass sich die kleinsten Bestandteile unseres Universums nicht ausschließlich auf berechenbaren Bahnen bewegen, sondern ein bisher undurchschaubares Eigenleben führen, ist faszinierend. Und sie lässt viel Platz für religiöse Spekulationen: Sind diese anscheinend chaotischen Abweichungen vielleicht der Mechanismus,
mit dem Gott in die Welt eingreift?

Und dann wäre da noch die Hirnforschung. Vor einigen Jahren behauptete der Genforscher Dean Hammer, eine Gen-Variante entdeckt zu haben, die durch bestimmte Botenstoffe im Gehirn eine Vorstellung von Transzendenz erzeugt, also das Gefühl, dass es etwas über das Menschsein hinaus gibt. Gläubige waren begeistert: Endlich ein handfester biologischer Baustein, der auf Gott hinweist – denn warum sollte es so ein Gen geben, wenn es keinen Gott gibt?

Damit sind wir mitten im Dilemma: Innerhalb des Systems der Naturwissenschaften existiert kein Beweis dafür, dass es Gott gibt –aber genauso wenig dafür, dass es ihn nicht gibt. Das liegt aber weder an Gott noch an der Wissenschaft, sondern daran, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann.

Naturwissenschaft und Glaube sind keine Gegner. Sie sind aber auch keine Verbündeten. Sie betrachten und deuten die Welt aus ganz verschiedenen Blickwinkelnund ordnen sie in ganz verschiedene Systeme. Das macht keine von beiden besser oder schlechter, im Gegenteil: Beide helfen uns, uns in unserer Welt zurechtzufinden.

Vermischen sollten wir sie aber nicht. Das führt nämlich zu einer Vorstellung von Gott, vor der schon in den Zehn Geboten gewarnt wird: Du sollst dir kein Bildnis machen, heißt es da. Wer Gott in die Abläufe von Chemie, Physik oder Biologie pressen will, tut genau das und macht Gott zu einem Götzen. Besser: Gott göttlich sein lassen. Und staunen über die Wunder der Schöpfung, die uns
die Naturwissenschaften zeigen.


zunächst möchte ich zu diesem text mit jesaja 55, 5-13 antworten, wie ich ihn in der "guten nachricht bibel" herausgegoogelt habe:
5 Auch durch euch sollen jetzt fremde Völker mich kennen lernen: Ihr werdet Völker rufen, die ihr nicht kennt; und Völker, die euch nicht kennen, werden begierig zu euch kommen, wenn sie sehen, was ich an euch tue. Denn ich, der heilige Gott Israels, euer Gott, bringe euch zu hohen Ehren.« 
6 Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden! Ruft ihn, jetzt ist er nahe! 7 Wer seine eigenen Wege gegangen ist und sich gegen den Herrn aufgelehnt hat, der lasse von seinen bösen Gedanken und kehre um zum Herrn, damit er ihm vergibt! Denn unser Gott ist reich an Güte und Erbarmen. 8 »Meine Gedanken – sagt der Herr – sind nicht zu messen an euren Gedanken und meine Möglichkeiten nicht an euren Möglichkeiten. 9 So hoch der Himmel über der Erde ist, so weit reichen meine Gedanken hinaus über alles, was ihr euch ausdenkt, und so weit übertreffen meine Möglichkeiten alles, was ihr für möglich haltet. 10 Wenn Regen oder Schnee vom Himmel fällt, kehrt er nicht wieder dorthin zurück, ohne dass er etwas bewirkt: Er durchfeuchtet die Erde und macht sie fruchtbar, sodass sie Korn für das tägliche Brot hervorbringt und Saatgut für eine neue Ernte. 11 Genauso ist es mit dem Wort, das ich spreche: Es kehrt nicht unverrichteter Dinge zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und führt aus, was ich ihm auftrage.«

12 Unter Jubel werdet ihr den Weg in die Freiheit antreten, mit sicherem Geleit werdet ihr heimkehren. Berge und Hügel werden in ein Freudengeschrei ausbrechen, wenn sie euch sehen, und die Bäume der Steppe werden in die Hände klatschen. 13 Wo ihr durchzieht, wachsen statt Dornbüschen Zypressen und statt Brennnesseln Myrten. Dies alles geschieht, damit der Herr gerühmt und gepriesen wird. Er setzt sich damit ein Denkmal, das alle Zeiten überdauert.
da hat also mein in einem anderen post apostrophiertes "moralisches werte-navi" mich spontan zu diesem jesaja-text geführt: "Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden! Ruft ihn, jetzt ist er nahe!" - also suchen wir ihn auch in der naturwissenschaft und in der quantenphysik und in der hirnforschung. es soll unser schade ja nicht sein. 

nur - wir werden ihn nicht "finden" - im sinne von: "och guck mal: da ist ER ja" ... - aber wir können ihn in uns erspüren, ihn wahrnehmen, fühlen - auf ihn stoßen: dass er bei uns ist und mit uns geht auf ganz "eigenartige" - eben göttliche weise: "So hoch der Himmel über der Erde ist, so weit reichen meine Gedanken hinaus über alles, was ihr euch ausdenkt, und so weit übertreffen meine Möglichkeiten alles, was ihr für möglich haltet." 

für mich heißt das also: sich auf die suche begeben - und seinen uns in jeder hinsicht übersteigenden "geist" auf seine art auch zu finden.

und in diesem ja geradezu zeitaktuellen text aus jesaja - wie für den jetzigen augenblick gemacht - heißt es auch: "Ihr werdet Völker rufen, die ihr nicht kennt; und Völker, die euch nicht kennen, werden begierig zu euch kommen ..."


das heißt nun nicht, dass alle muslime aus syrien und nordafrika und afghanistan, die als "flüchtlinge" uns (noch) erreichen, rasch ihre konfession zu wechseln haben und missioniert werden müssten - nee - dieser in rede stehende alttestamentarische gott, den auch jesus meistens zärtlich mit "abba/papa" anrief, ist der abrahamitische gott: der gott abrahams - des abrahams, der ein stammvater von allen muslimen, allen juden und allen christen ist.

wir machen uns diese gemeinsame quelle unseres glaubens in der alltäglichen flüchtlings- und muslimen-debatte viel zu wenig klar ... 

auch wenn das heute sicherlich nur noch wenige tatsächlich internalisiert haben: dieser einzige gott ist der alleinige und der selbe gott, der von allen drei abrahamitischen religionen angerufen wird: allah|gott|elohim/jehoschuah ...

statt einer personalen gottessuche unter jedem umgedrehten stein und in jeder neuen wissenschaftlichen formulierung und in jedem schwarzen loch im all ist es vielleicht allerhöchste zeit, dieses "abrahamitische bewusstsein" wieder neu zu erwecken - wozu die religionsgeschichte der drei weltreligionen bereits genügend hinweise parat hält und dazu beitragen könnte:

wenn also nicht nur der christliche papst franziskus in rom mit dem muslimischen präsidenten abbas aus palästina und dem jüdischen israelischen staatspräsidenten peres zu pfingsten 2014 ein gemeinsamens friedensgebet abhalten - sondern sich allseits diese drei religionen wieder ihrer gemeinsamen wurzeln erinnern und sich annähern (siehe oben: Er setzt sich damit ein Denkmal, das alle Zeiten überdauert.).

dann wäre das meines erachtens ein schlüssel zum frieden in der welt und zur mitlösung des flüchtlingsproblems - und zur lösung auch aller antisemitischen verirrungen ... - S!   

MeToo-Geschichte von Nora Gomringer

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Als "Monologe aus dem Dazwischen" abgedruckt in der WELT -DIE LITERARISCHE WELT- Samstag, 21.07.2018, S. 29 -  DIE WELT © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten





Als ich hinten bei den Umkleiden war
Ich entschied mich, nichts zu erzählen. Weil ich nicht im Büro des Bademeisterarschlochs stehen wollte, neben dem Pommesmann, der sich den ganzen Tag im Bad rumtrieb. Eine MeToo-Geschichte.

Von Nora Gomringer


Ist einfach ein Arschloch. Ein fettes Arschloch.
Sein Sohn genauso.
Und ausgerechnet heute hab ich das große Handtuch nicht dabei.
Nicht auszudenken.
Der
Der hat
Der hat mich
Da
Wo genau?
Arschloch. Das geht nicht.
Kann mich nicht unter diese Augen stellen, neben die Wampe.
Der Mann
Also der Typ, der immer bei den Pommes steht
Aaah
Der Mann hat
Als ich hinten bei den Umkleiden war
Was genau?
Sags dem Bademeister. Mach schon! Für Nadja, die ist vierzehn, ist so was einfach.
Sieht aus wie ne Frau, bewegt sich so. Ich bin gar nichts. Bin son Mädchending.
Ich
Ich stand
Ich stand da hinten und wollte mich umziehen, da
Kam der Typ von den Pommes, stellte sich ultradicht vor mich
Ich ging ihm bis zur Mitte seiner Knopfleiste am Hemd
Ich sah, dass einer so komisch angeknackst war, wien schiefer kleiner Zahn
Musst ich dran denken, als er meine Badeanzugträger an sich gezogen hat
Schnalzte so dran, blickte mir von oben in meine Badeanzughaut, sah auf meine Haut
Stand wie verdattert
Stand wie dumm
Die Laute stand wie eine ohne Sprache
Der zog viermal an meinem Badeanzugoberteil und sah mir auf die Haut
Wenn ich das tat, sah ich keine Brüste
Was er sah, weiß ich nicht
Und dann?
Dann löste sich alles auf. Ich entschied mich, nichts zu erzählen. Weil ich nicht im kleinen Büro des Bademeisterarschlochs stehen wollte, neben dem Pommesmann, der sich den ganzen Tag im Bad rumtrieb.
Ich zog Konsequenzen.
Die Postulate:
Nie mehr allein!
Immer mindestens zu zweit!
Nie in der hintersten Umkleide umziehen!
Den Typen nicht ansehen!
Mehr essen, fetter werden!
Fetter wird man nicht gekidnappt, wird man nicht angefasst, wird man nicht befragt, wo genau einen der Typ – ja, was eigentlich?
Allein die Handlung zu beschreiben ist so peinlich.
Ich muss vor erwachsenen Menschen erzählen, was für bescheuerten Scheiß der Typ gemacht hat, der selbst ein erwachsener Mensch ist. Dafür hass ich den.
Dass er sich gezielt von mir degradieren lässt.
Ich fand meinen Badeanzug scheiße. Ich fand meine Haare scheiße.
Meinen Eltern erzählen, was der Pommestyp mir getan hat. Dass er mich erniedrigt hat.
Meine Eltern erniedrigen mich ständig. Ich muss essen, was sie wollen, tun, was sie wollen, mich benehmen, wie sie wollen. Nur dass meine Eltern mir so nicht auf die Brüste, die Hüfte, den Hals, die Schenkel sehen. Meine Mutter sieht immer n bisschen kritisch hin. Weniger Speck wäre gut.
Mein Vater sieht mir ins Gesicht, findet es manchmal gut, manchmal zu laut.
Der Pommestyp ist anders.
Der sieht und spielt mit etwas von mir, was noch nicht geschlüpft ist, noch wachsen muss, noch verborgen bleiben möchte.
Der zupft mich mit der Nadel aus dem Ei. Der trinkt mich aus, wien Spitzzahnfuchs ein Ei.
Dem bin ich Genuss. Dem ist meine Angst und mein Noch-nicht-aber-bald: Lust.
Das überfordert mich.
Das ist nicht zu erzählen. Schon gar nicht dem Arschloch.
Dessen Sohn auch son Typ wird, wetten?
Ich sag nichts. Ich bereus auch nicht. Ich schreibs hier, weil ich gefragt wurde von soner Frau mit verwundeten Augen und soner Wut, dass ihre Sätze in der Luft steheblieben: Hat man dir auch? Bist du auch? Was hat dich? Wer?
Die 7-Jährigen wissen alles und wissen nichts. Ich wusste, dass Arschlöcher einen genauso schlimm wie und schlimmer kriegen als Pommestypen.

Hat die Frau Autorin aber abgenommen. Sieht gut aus. Die Frau, geschlüpft aus der Nussschale. Ist ne andere Weichheit an ihr, um sie herum. Die Frau ist richtig schön. Da fass ich mal hin, mal sehen, wie sie reagiert. So am Arm und bei der Begrüßung an die Hüfte. Ah, macht sie gar nichts. Geht doch. Wange an Wange. Ist wien Spiel. Ich spiel das gerne. Ich passe jetzt in die Sachen rein. So richtig. Sie stehen mir, und in ihnen stell ich mich anders in die Welt. Ich bin hochgradig autoerotisiert. Passt. Sind alle derzeit. Geile Schuhe, geile Beine, geile Haare. Find ich nichts falsch dran. Mach ich jetzt mit. Bin älter als die meisten, steh aber in der Dorfdisko nicht am Rand. Steh mitten im Licht und tanze. Leute, ich tanze. Und der. Der kapiert das unglaubliche Geschöpf, das ich gar nicht bin. Der ist ein Augenmann. Besteht zu 99 Prozent aus Augen. Die Augen sehen nicht, was es bedeutet, dieses Outfit zu planen und zusammenzustellen. Die Augen sehen nur das Outfit. Ich sehe nur den schrecklichen Hemdkragen an dem Mann und die nicht gezupften Haare an der Nasenwurzel und die Zähne vorne unten. Ja, die Autorin war ein braves Mädchen. Hat so fein gelesen, das Haus gefüllt. Ein feines Weibchen. Hat gegurrt und gesummt, und da kamen die Kater und Katzen. Sehr fein. Hat sich ein bisschen erhoben bei der Lesung, wurde ein bisschen Lichtgestalt. Aber nur ein bisschen, das krieg ich gelöscht. Solche Feuer krieg ich mit Hand aufs Knie und Na, gefällt Ihnen Ihr Hotelzimmer? ganz gut aus. Hätt ich nen Vertrag, würd drinstehen: Ich danke Ihnen für Ihre Anfrage und dass ich für Ihr Publikum lesen darf! Gerne komme ich vorbei und tue mein Bestes, meine Arbeit, mich und Ihre Vorstellung von mir auszufüllen. Nach der Lesung erbitte ich ein Taxi zum Hotel und dort noch die Möglichkeit, eine warme Mahlzeit einnehmen zu können. Alleine. Danke. Dann roll ich mir die Halterlosen runter und schlafe selig ein.
Ich spiel so gern. Ich spiele so gerne das Hallo-wie-gehts-Spiel.
Dann schreibt immer einer: „Auf was stehst du?“ Und dann wirds so öde.
Der von mir begehrteste Mann schrieb mir: Du warst die Erste, bei der ich nicht copy und paste drückte. Und es war das schönste Tinderkompliment. So wenig schon so geil. Ist genau mein Spiel. Wenig Einsatz, hoher Gewinn. Oft werd ich gefragt, ob ich Jüdin sei, als ob es was ausmachte. Selbst wenn ich Ja sagte, wüsste ich nicht, was es zwischen meinen Beinen änderte. Zwischen meinen Brauen wüsst ichs wohl. Die zeig ich alle an und block sie alle tot.
Ja. Ich sag jetzt nur noch Ja. Ja, wenn der Junge meiner Tochter zwischen die Beine fasst. Ja, wenn er sie an den Haaren zieht, Ja, wenn er ihr was von seinem Snickers abgibt, wenn er sie seltsam langsam streichelt an ihrem zarten Arm und ich alles beobachte am Rand des Spielplatzes. Ja, weil sie eben nicht mehr fünf sind, sondern fünfzehn. In so einem immensen Ja steckt meine ganze Lebenszeit drin. So ein Ja mag blind machen, über einen Kamm scheren. Meine Tochter lächelt noch immer, bis sie weint, und weint immer, bis sie lächelt. Ich sage nur noch Ja, weil das Nein den Jungen seiner Mutter als Monster vorführte. Und das will man nicht. Mutter eines Monsters sein. Das zwingt einen selbst ja, genetisch zu mutieren. Muss sie dann auch ein Monster werden. Nein, das will keiner. Also sage ich Ja, rauche eine am Rand und geh mit dem Hund weiter und bete am Abend, dass er einfach einen schlimmen Schnupfen kriegt und stirbt. Weil ich nicht glaube, dass jemand den Jungen reparieren kann für die Welt, für mein Mädchen.

Mich ständig für meinen Penis rechtfertigen zu müssen kränkt mich irgendwie. Ich belästige niemanden mit ihm. Das ist in der Regel auch mein Problem. Also zu wenig vom Guten: zu wenig Sex. Die, die ihn in der Hose behalten, kriegens am ärgsten ab, weil sie nichts gemacht haben und trotzdem mit den ganzen Triebtätern in einem Topf rumgerührt werden. Das kränkt mich. Ich halte Türen auf, weil es nicht höflich ist, sie nicht aufzuhalten.Ich starre nicht auf Dekolletés und Hintern in Jeans, nicht mal auf Nacken und Haaransätze, obwohl ich die wirklich mag und die ja noch fast unverfänglich sind. Ich will kein mieses Gefühl zu meinem Körper entwickeln müssen. Unsere Mutter hat uns früh erklärt, dass der Körper ein Wunder ist und jeder in einem Wunder herumläuft und man mehr vom Wunder des anderen abbekommt, wenn man aufrichtig ist, alles auf Relevanz und Eleganz prüft. Sie war Tanztherapeutin.
Ich hab mich oft in Grund und Boden geschämt für sie. Sie hat mich zweimal beim Masturbieren erwischt, nichts gesagt, die Tür geschlossen, sich einmal später bei mir entschuldigt. Es war mir peinlich, wie peinlich mir das war. Heute vermiss ich sie oft. Ich mag meinen Schwanz. Ich mag es, ihn so zu nennen. Er gehört zu mir, seine Form ist ganz gut. Könnte größer sein, aber das erschreckt Frauen dann auch wieder. Wenn mich eine Frau fragt, was ich mag, also im Bett, sage ich: deine Lust. In Indianergeschichten hab ich von Göttern gelesen, die ihre Penisse abtrennen können im Wasser. Der Penis schwimmt zu den badenden Mädchen in der Flussbiegung und penetriert sie. Aber ich hab eine Sendung gesehen über Sex. Eine Therapeutin hat die Schamlippen, die ganze Vulva, alles erklärt, war seltsam anturnend, abschreckend. So viel, was ich nicht wusste und weiß. Woher auch. Lauter Missverständnisse und Unwissen voneinander. Sie hat auch darüber gesprochen, wie es ist, abzublitzen. Sie hat gesagt: Sie haben ein Angebot gemacht. Das Angebot lag auf dem Tisch. Der andere Mensch hat es abgelehnt und ist weitergezogen. Das heißt nicht, dass Ihr Angebot schlecht ist. Grausam ist an meinem Schwanz, dass er ein Angebot für Sex niemals ablehnen würde. Obwohl. Manchmal bin ich krank. Oder fühle ich mich nicht „in mir“, aber das ist selten.

An der Bar. Da esse ich nur die Nüsse und trinke Coke Zero. Da kann der mir noch so viele Gläser hinstellen lassen. Ich lächle, wenn ich von Guy Delisle hochblicke und kurz nicht in Birma und seinen Zeichnungen bin. „Hallo“, lächle ich. „I wanna fuck you“, lächelt er. Das kann ich mir gefallen lassen. Muss nicht, aber kann ich. Das halt ich aus. An diesem Ort von dem. Der Barkeeper ist nett. Der lächelt: „cooles Buch.“
Alles nicht soooo unschuldig hier. Ich bin schließlich die Einzige von uns mit ner Vagina. Und für die
trägt frau Verantwortung. Dunkles Dickicht. Die Frau ist im Geheimen immer eine Art dunkler Kontinent. Insgeheim wissen die meisten Männer, dass Frauen schneller und klüger sind, wenn man sie lässt. Die Netten ängstigt und bedroht das nicht. Die lieben Frauen dafür. Frauen sind schnell gelangweilt. Maulwurfweibchen werden verkorkt, Mädchen erstochen. An der Bar sitz ich und hab den Kopf n bisschen schräg, so wie ne Frau, die im Ganzen jünger ist als ich. „Wanna fuck now?“, lächelt er. Ich denke mir, wenn er nur wüsste, wie wenig ich ihn in Betracht ziehe.
Spürt er wahrscheinlich. Mein Gott, wie mich das frustrieren würde, wenn man so viel Falsches gelernt hätte als Männchen über das Weibchen. Ich erkläre in meinem Lächeln: „Lass es. Ich bin eine hart arbeitende Frau. Ich lese hier mein Buch. Bin vielleicht eine Bitch, das kann sein. Das nehm ich in Kauf. Aber eine Bitch, nur weil ich nicht gleich auf dich reagiere wie eine Mutter auf ein schreiendes Kind, das find ich schwach.“ Der Barkeeper ist nice. Ich gehe jetzt und überlege, wie ich das mache … ihm signalisieren, dass ich es nett fände, würde er nachher klopfen bei mir. So eine ist sie. Eine herrliche Frau.

Jedoch das Allerschlimmste,
Das haben sie nicht gewusst;
Das Schlimmste und das Dümmste,
Das trug ich geheim in der Brust.
Heinrich Heine

Nora Gomringers Text erscheint am 23. Juli in dem Sammelband Sagte sie. 17 Erzählungen über Sex und Macht. Hg. von Lina Muzur. Hanser Berlin, 224 S., 20 €.

Als "Monologe aus dem Dazwischen" abgedruckt in der WELT, DIE LITERARISCHE WELT, Samstag, 21.07.2018, S. 29 -  DIE WELT © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten

ich liebe ja diese echtzeit-protokolle diverser kopfkino-szenen. nora gomringer ist es meiner ansicht nach gelungen, ein heikles thema frank und frei aus verschiedenen blickwinkeln hart aber fair auszuleuchten - und auch ein augenzwinkern in diese an sich ja vom duktus her gar nicht so verhärtete "angelegenheit" zu bringen.  
ich finde auch nicht, dass hier etwas verharmlost oder - im gegenteil - hochgepusht wird: es ist für mich ein beitrag, auch den alltäglichen alltag mal mit einer badedecke über die gegenseitigen verdächtigungen und anfeindungen und entzweiungen zu legen und damit ein paar auswüchse hinüber und hernüber abzudecken. jedes ding hat nämlich mindestens zwei seiten - und diese #metoo-debatte ist echt son ding ...ich weiß da nie - ob ich auch lachen darf oder meine augen niederschlagen muss - ob ich all das gedöns dazu ernst nehmen soll ... es ist eben ein das lebenlang uns begleitendes ding - und wie man(n)s macht ists falsch - es kann der frömmste nicht in frieden leben - wenns der bösen nachbarin halt nicht gefällt... S!
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alle photo|graphiken: S!|art


Marta Herford: rot & vernetzt - Chiharu Shiotas Arbeit "Secret Passage" (Geheimgang)

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Chiharu Shiotas Arbeit "Secret Passage" (Geheimgang) ist eine von sechs raumgreifenden Arbeiten in der Marta-Ausstellung in Herford:  
"Willkommen im Labyrinth - Künstlerische Irreführungen".


"Vor der Tür ist hinter der Tür", sagt dazu Friederike Fast vom kuratorischen Team des Marta über diese Arbeit "Secret Passage" der in Japan geborenen Künstlerin Chiharu Shiota. Denn 5 alte Türen hat sie in einen blutroten, netzartigen Fadenkokon verwoben, den die Besucher auf unterschiedlichen Wegen durchschreiten können. Ihre "Anderswelt" kann bedrückend oder unheimlich wirken, aber auch Geborgenheit vermitteln.

Chiharu Shiota (jap. 塩田 千春, Shiota Chiharu
 * 20. Mai 1972 in der Präfektur Osaka) ist eine japanische Installations- und Performance-Künstlerin. Sie lebt seit 1996 in Berlin. 
Shiota studierte von 1992 bis 1996 an der Seika-Universität Kyōto. 1996 wechselte sie an die Hochschule für Bildende Künste Hamburg und studierte dann von 1997 bis 1999 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. 1999 wechselte sie an die Universität der Künste Berlin und beendete ihr Studium dort 2003. Sie war Schülerin von Marina Abramović und Rebecca Horn. 
Von 2010 bis 2013 war sie Gastprofessorin an der Seika-Universität Kyōto und 2011 am California College of the Arts. 


Für ihre Installationen nutzt Shiota häufig Fundstücke, wie etwa Schuhe, Fenster oder Koffer. Zu einem Markenzeichen entwickelten sich Gespinste aus schwarz-grauen - neuerdings wie in Herford aus knallroten Wollfäden, die die Künstlerin in Ausstellungsräume webt. Diese umhüllen Kleider, aber auch Musikinstrumente, Stühle, Betten oder eben wie in Herford: Türen. (nach WIKIPEDIA)

alle Fotos: S!|art






kunstmuseums-kinder

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Foto: Roland Weihrauch/dpa



Kinder verbessern ein Museum

▇  Die Bänke sind unbequem, der Eingang ist schwer zu finden und der Tresen mit der Kasse ist zu hoch. Hui! Ganz schön viel Kritik. Danach hatten die Leiter des Museums aber auch gefragt.

Das Museum, um das es geht, ist die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die Stadt liegt im Westen von Deutschland. Dort wurden Kinder einer Grundschule um ihre Meinung gebeten. Die Leiter wollten wissen: Wie kann man die Ausstellung für Kinder besser machen?

Die Kinder finden zum Beispiel, dass die Schrift auf den Schildchen neben den Gemälden schwer zu lesen ist. "Da habt ihr echt recht", sagte die Chefin des Museums.

Außerdem schlugen die Schüler vor, Blumen, Sitzbänke und Sonnenschirme am Eingang aufzustellen. Sie wünschen sich ein paar Stufen, um über den Tresen gucken zu können. Und eine bequeme Sitzecke, in der man sich gut unterhalten kann. "Das eine oder andere können wir sicher übernehmen", sagte die Museums-Chefin.

© 2018 Neue Westfälische
03 - Bielefeld Süd, Montag 23. Juli 2018


toll - wenn kinder ins museum gehen - und nicht nur dort die obligatorisch angeknabberten und für sie bereitgestellten unsortierten buntstiftdosen und zeitungspapierrollenreste vorfinden - und die "spiel-" oder "mal-ecke" - zum "toben" ...

kinder wollen ab einem gewissen alter nicht mehr in diese abgesonderten extra-bereiche zum "herumkrickeln" oder in den extra-"malraum" (in erster linie: damit sie nicht "stören"), sondern sie wollen mit mama & papa vielleicht nicht ganz so ehrfürchtig vor den gezeigten exponaten stehen - und die frank & frei nach ihrem gusto beurteilen und kommentieren und staunen und in ihre fantasie aufsaugen - das muss nicht zwingend "ist-doch-langweilig" sein ...

das sicherlich angebrachte und hervorragend moderierte fachchinesisch bei "führungen" durch eine examinierte museumspädagogin stört da oft nur - und dämmt auch die eigenen persönlichen entdeckungen und wahrnehmungen ein.

deshalb brauchen auch kinder lesbare werktitel-angaben und angaben zum künstler, sie brauchen platz, um den kunstwerken "auch in augenhöhe" begegnen zu können - und eine ihnen gemäße angebots-auswahl später im museums-café mit ihnen angemessenen gemütlichen sitzgelegenheiten.

so "ehrfurchtsvoll" wie mama & papa vor den ölschinken stehen wäre sicherlich zuviel verlangt - allerdings sollte die abstandhalterungs-markierungen schon streng eingehalten werden. aber kinder wollen vielleicht mit einem purzelbaum das bild auch mal für sich auf den kopf stellen - das muss ja nicht gleich wieder zum "austoben" aus-art-en ...

vor allen dingen, sollten kinder mit ihren handys - falls vorhanden - ihre bilder knipsen - mit ihren entdeckten lieblingsausschnitten und besonderheiten... - die postkarte zum kunstwerk gibt es ja meist vorne im museumsshop...

im übrigen glaube ich daran, dass "kunsterziehung" auch mit den besuchen von guten und herausragenden museen einhergeht - und dem ganzen späteren leben in all seinen entwicklungen etwas bieten und bringen kann.

ich bin auch mit erwachsenen menschen "mit einem besonderen förderbedarf" (früher sagte man wohl: geistigbehinderten menschen) schon ein paar mal in kunstmuseen gewesen - und habe jedesmal sehr viel auch für mich mitnehmen können - besonders die spontanen äußerungen - der erste blick - sind oft frappierend - und die wahrnehmunsperspektiven - in die ich mich dann auch mit viel empathie einzufinden hatte: heraus kommt dabei oft ein "ganz anderer" oder oft auch genauerer und auch vollgültiger betrachtungsduktus - durchaus eine bisher zu wenig geförderte "kompetenz-ressource" ... 

ach - und übrigens: meine virtuelle "kunstgalerie" von sinedi|art ist völlig barrierefrei und auch tag & nacht & und auch montags geöffnet & und auch auf dem handy erreichbar - im übrigen also ganz kindgerecht zu erreichen ... S!

özil und das sommerloch - regt euch nicht auf und dreht euch wieder um ...

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merke: auch wenn man 2 x fast das gleiche macht - ist das noch lange nicht das selbe ...














Mesut Özil
Integrationsmaskottchen wider 
Willen

Mesut Özil war einst das Gesicht eines modernen, weltoffenen Deutschlands. Nun hat er einen Fehler gemacht, wird rassistisch beschimpft und tritt zurück. Was ist da nur schiefgelaufen?

Von Christoph Sydow | SPIEGEL.de

Um das Drama des Mesut Özil zu begreifen, lohnt es sich, acht Jahre zurückzuschauen. Der 8. Oktober 2010 ist im Rückblick der Tag, an dem die Tragödie ihren Anfang nahm. An jenem Freitag spielte die deutsche Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen die Türkei.

Die Mehrzahl der 76.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion drückte der Türkei die Daumen. Sie pfiffen Mesut Özil bei jeder Ballberührung gnadenlos aus - weil er sich für Deutschland entschieden hatte. Anders als Nuri Sahin und die Zwillingsbrüder Hamit und Halil Altintop, die an jenem Abend in Berlin das Trikot der Türkei trugen. Die drei kamen genau wie Özil als Kinder türkischer Einwanderer im Ruhrpott zur Welt, entschieden sich aber gegen eine Karriere in der DFB-Elf und für die türkische Nationalmannschaft.

Trotz der Pfiffe der türkischen Fans machte Özil damals ein überragendes Spiel, der damals 21-Jährige war Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels. Er schoss das 2:0, auf den Torjubel verzichtete er aus Respekt vor seinen türkischen Wurzeln. "Ausgerechnet unser Özil", jubelte die "Bild" am nächsten Tag.

Merkel besucht die Nationalmannschaft in der Kabine

Nach dem 3:0-Sieg eilte Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Kabine der deutschen Mannschaft. Sie wollte sich im Glanz des türkischstämmigen Profis sonnen, der plötzlich für ein weltoffenes und erfolgreiches Deutschland stand. Ein Fotograf des Bundespresseamts schoss ein Foto, das Özil seither verfolgt: Merkel schüttelt dem Nationalspieler die Hand, der mit freiem Oberkörper in der Kabine steht. Das Foto sollte zeigen: Özil gehört zu Deutschland. Der schüchterne Mittelfeldspieler wurde plötzlich zu Deutschlands Integrationsmaskottchen.

An jenem Abend traf Özil aber noch jemand anderen: Recep Tayyip Erdogan. Der damalige türkische Regierungschef und die Bundeskanzlerin hatten das Spiel gemeinsam auf der Ehrentribüne verfolgt. Heute undenkbar, damals selbstverständlich. Während seines Berlin-Besuchs rief Erdogan damals die in Deutschland lebenden Türken dazu auf, sich zu integrieren. "Da bin ich selbstverständlich dafür, dass die Menschen türkischer Abstammung hier in Deutschland sich integrieren für ihr eigenes Glück", sagte Erdogan. Hätte Özil damals für ein Foto mit dem türkischen Premier posiert, hätte sich wohl kaum jemand aufgeregt.

Doch seit 2010 hat sich vieles verändert: Erdogan hat sich als autoritärer Herrscher entpuppt, der Menschenrechte mit Füßen tritt. Deutschland ist ein Land, das mit seiner Rolle in der Welt hadert und noch immer keine Haltung im Umgang mit Migranten und ihren Nachfahren gefunden hat. Und Merkel ist eine Politikerin geworden, die Bilder mit Flüchtlingen oder Migranten inzwischen lieber meidet. Und Özil ist inzwischen zu einem Weltstar mit 31 Millionen Facebook-, 23 Millionen Twitter-, und 17 Millionen Instagramfollowern geworden, der nirgendwo so kritisch gesehen wird wie in Deutschland.

Özil spielt seit 2010 in Madrid und London, in Mannschaften mit Profis aus aller Herren Länder, in denen allein Leistung zählt und nicht der Reisepass. Er selbst hat sich in all den Jahren mit Statements zu Politik und Integration zurückgehalten. Durch Interviews hangelte er sich mit den üblichen Fußballerphrasen.

Nur einmal, 2015, macht er seiner Wut Luft. Er ärgerte sich öffentlich darüber, dass er noch immer als "Deutschtürke" bezeichnet werde. "Nur ich werde so bezeichnet. Bei Sami Khedira sagt keiner 'der Deutsch-Tunesier' oder bei Lukas Podolski und Miroslav Klose 'der Deutsch-Pole'", sagte Özil damals der "Sport-Bild". "Viele vergessen, dass ich in Gelsenkirchen geboren wurde, in Deutschland aufwuchs."

Der Ball liegt beim DFB und der deutschen Öffentlichkeit

Mit der AfD haben inzwischen jene Teile der deutschen Gesellschaft ein Sprachrohr im Bundestag gefunden, die der Ansicht sind, dass Deutsche mit türkischen Wurzeln wie Özil grundsätzlich nichts in der Nationalmannschaft verloren haben. Sein Foto mit Erdogan gab ihnen den willkommenen Anlass, ihre rassistischen Ressentiments in die Welt hinauszuposaunen.

Als die NPD 2006 einen WM-Planer herausbrachte, auf dem ein Foto des schwarzen, damaligen Nationalspielers Patrick Owomoyela zu sehen war, begleitet mit der Parole: "Weiß. Nicht nur eine Trikot-Farbe! Für eine echte NATIONAL-Mannschaft!", sorgte das für einen Aufschrei in Sport und Politik. Wenn heute AfD-Bundestagsabgeordnete wie Martin Hohmann eine Nationalelf ohne türkischstämmige Spieler fordern, sorgt das nur noch für Schulterzucken.

Für Özil war das zu wenig.

Übrigens: Streng genommen ist Özil gar nicht zurückgetreten. Er schrieb, er wolle nur so lange nicht mehr für Deutschland spielen, wie er "Rassismus und Respektlosigkeit" empfinde. Der Ball liegt damit beim DFB und der deutschen Öffentlichkeit.


dankbar bin ich dem spiegelredakteur sydow, dass er mal bei dem ganzen hin & her auch in den rückspiegel blickt ...

also - ich glaube, dass es bei diesem schauspiel um knete geht - und um pr- und werbeagenturen, die das sommerloch füllen müssen - es geht wieder mal um "brot und spiele", damit die werbeverträge bestehen bleiben nach der wm-pleite - und neue hinzukommen - und dafür müssen eben auch mal ein paar köpfe rollen ... - für die gibt es dann hohe abfindungssummen -  sei's drum ...

letztes jahr in der sommerpause gab es den wahlkampf mit papierkügelchen - aber die leute haben sich wenigstens amüsiert - dieses jahr ohne wm-titel und noch ohne bundesliga muss man halt etwas anderes lostreten ...

für mich steht fest, dass özil dieses 3-fach-pamphlet seines schrittweisen rücktritts von gestern abend nicht selbst verfasst hat. da gibt es bei ihm als selbstvermarkter und "ich-ag" ja ein management im hintergrund, ein rudel pr-leute, berater - auch aus dem verwandtschaftlichen umfeld und mit vielen verbindungen in die türkei - ebenfalls beim mannschaftskollegen gündogan - und von wo pikanterweise auch der bundestrainer sich managen lässt ...

da wird im hintergrund gezockt, im gegenseitigen hinüber und hernüber, auch mit den verschiedenen medien, denn: "die nächste sau muss durchs dorf getrieben werden", wenn die werbeeinnahmen während des sommerlochs nicht einbrechen sollen - die clicks und die auflagenhöhe: das ist wie mit dem flaschenpfand, der in den ferien und im urlaub ja nicht so kontinuierlich eingelöst wird ...

die tatsächlichen hintergründe - und wer was gewusst hat - und wer da an welchem stuhl sägt - aus verbands- oder parteipolitischen gründen, das werden wir wohl in gänze nie erfahren... - das ganz wird irgendwann als "unvollendete" in die annalen eingehen - un gutt is ..

und wenn der ewige zocker aus münchen nun tönt, özil habe zuletzt vor 2014 den letzten zweikampf gewonnen - führt der vielleicht auch nur damit wieder etwas im schilde: marktpreise kaputtreden - zocken, um anderswo vorteile zu erschleichen - und alle üblichen verdächtigen sind wieder mit dabei ... und da will der hoeneß seinem ex-ministerpräsidenten seehofer aber auch in nichts nachstehen: poltern und unsinn quatschen - irgendjemand wird's schon schreiben ... ...

all diese ränkespiele und intrigen haben mit özil oder gündogan oder erdogan oder merkel oder löw usw. als personen wenig zu tun: die bekommen ihre termine - und machen gute miene zum bösen spiel - denn "der krug geht solange zum wasser, bis dass der henkel abbricht" ... - S!

"deutschland" - mal ganz nüchtern betrachtet

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deutsch

Durch diese leidige Özil-Debatte wird nun allerorten besonders auch in den Leserforen der "seriösen" Zeitungen vieles hintereinander und durcheinander gemixt - von wegen was "deutsch" und "Deutschland" ist - und deutsche "Kultur" und deutsches "Sosein" und deutsche "Ehre"...

Ein Schreiber behauptet gar, "wir" hätten dieses Land ja "geerbt" - und "Zugezogene" müssten sich erst einmal "bewähren" - wohlgemerkt: in der Diskussion auch um Mesut Özil, der 92 Spiele für die DFB-Auswahl (!) absolvierte - und dabei eine sagenhafte Passquote aufstellte - und nach seiner Geburt und seinem Aufwachsen zufällig hier im Pütt und dem Besuch der dortigen Fußballschule "Auf Schalke" - der nun als Millionär in Britannien kickt: ich weiß nun nicht, ob der Kommentarschreiber das als ausreichende "Bewährung" durchgehen lassen würde: Bewährung - für was ??? - Und "dieses Land" geerbt ??? (Guthrie-Song: "This Land is your Land - this Land is my Land"... ???) - von wem: vielleicht vom Opa das Baugrundstück mit 480 qm - schön ... - aber ist das "dieses Land"  - und was ist "dieses Land" ???

Ich schreibe ausdrücklich "DFB-Auswahl" - weil man mit einem zusammengewürfelten Millionärskader besonders guter Fußballer mit einem solchen willkürlich erfundenen Phantom wie einer "Deutschen Nationalmannschaft" dem Publikum nur Sand in die Augen streut: ein internationales Phämomen übrigens ("Weltmeisterschaften") - eine wellenartig als Pandemie auftretende fixe Idee im grenzüberschreitenden massenhaft-klinisch-psychologischen Sinn mit pathologischen Auswüchsen.

Mit Schwarz-Rot-Gold hat das zunächst einmal - nüchtern betrachtet - nichts zu tun - denn Schwarz-Rot-Gold ist ja überhaupt nur eine willkürliche Farbfolge mit "hehren Zuordnungen" unter besonderer Beugung der Farbpsychologie: eigentlich nur eine gut erfundene "Marke", ein Wiedererkennungszeichen, seinerzeit vom Hambacher Schloss und der Paulskirche, womit man immer noch ein gut geführtes Marketing betreibt oder betreiben will.

Ja - meint der Schreiber also mit "Land" etwa "Deutschland", dieses Zufallsprodukt aus der Geschichte, das immer wieder in seinen Grenzen arg "modifiziert" und zurechtgestutzt wurde ... ???

Das "Deutschland", das hier zur Zeit besungen wird, ist soooo alt ja nun noch nicht: Seit dem 4. Jahrhundert ist der Begriff "deutsch" in althochdeutscher Form belegt. Das ab dem 10. Jahrhundert bestehende Heilige Römische Reich, das aus vielen Herrschaftsgebieten bestand, war wie der 1815 ins Leben gerufene Deutsche Bund ein Vorläufer des deutschen Nationalstaates, des 1871 gegründeten Deutschen Reichs, das sich rasch vom Agrar- zum Industriestaat entwickelte.

Da die heutige Bundesrepublik "Deutschland" aus 16 Bundesländern besteht, wovon "Bayern", aber auch "Sachsen" und "Thüringen" sich gar als "Freistaat" bezeichnet - "Hamburg" als "Freie und Hansestadt" - gibt es also auf "deutschem" Gebiet viele staaten-/nationenähnliche Gebilde - mit zum Teil eigenen und unverwechselbaren Sprach-Idiomen und Charakter-Eigenarten (z.B. ein Friese wird es sprachlich in Bayern nicht einfach haben) ...

Der Ruhrpott hat z.B.einen Dialekt, der durch die geglückte Integration in mindestens 20-30 Jahren (vgl. Fall Özil) von vornehmlich polnischen Mitbürgern ab der Industrialisierung im frühen 20. Jahrhundert besonders ausgeprägt und ausgestaltet ist.

Viele "Nachfahren" dieser polnischen Einwanderer spiel(t)en gut Fußball: z.B. Tilkowski, Kelbassa, Konietzka, Libuda - die ganz alten (z.B. Szepan, Kuzorra usw.) und die gegenwärtigen (Lewandowski, Klose, Podolski, Błaszcykowski und Piszek, die auch in unterschiedlichen Nationalmannschaften antreten - usw.) will ich mal außen vor lassen.

Das zeigt doch aber, wie müßig und künstlich aufgebauscht diese derzeitige Diskussion um Rassismus, Deutschtum und dieses ganze ja irgendwie auch "virtuelle" - unwirkliche Gedöns ist: Wir alle haben irgendwo zumindest in unserer Ahnentafel einen Vorfahren mit Migrationshintergrund von "anderswoher" - zumeist als Wirtschaftsflüchtling - z.T. aber auch angeworben als Tagelöhner, Erntehelfer,  Hilfskraft - von wegen: dieses Land "geerbt" ...

Und die vielen Migranten aus den neuen Bundesländern in die alten Bundesländer sprechen ja auch Bände: Es ist geschichtlicher Zufall, dass diese Bundesländer keine eigenständigen "Staaten" und Nationen sind... Und z.B. Elsass-Lothringen, das Saarland, Tirol, Sudeten, Schlesien, Ostpreußen usw. zeigen ja - wie wandelbar die nationale Zugehörigkeit sein kann.

Und wir kennen die andauernd schwelenden Problematiken um Katalonien, dem Baskenland, zwischen Nordirland und der Republik Irland, zwischen Wallonen und Flamen, den "Bruderkrieg" auf dem Balkan: alles durch politisch menschliche Kopfentscheidungen oder Mehrheitsbeschlüsse als Momentaufnahmen (s.a. Brexit) - oder Konflikte durch verschiedene Glaubensrichtungen und Konfessionen oder gekränkter nationaler Ehre :

Mit Blut und Boden und genetischem Ariertum: weiß, mit blondem Haar und blauen Augen - hat das alles nichts zu tun.S!

____________________________

P.S.: Dieser Beitrag erschien in einer Kurzform als Foren-Kommentar von mir zur "Özil-Debatte" in der WELT ...

Auf diese "Kurzfassung" in der WELT schreibt eine Leserin "Mechthild A.": Nation hat nicht unbedingt was mit Staatsgrenzen zu tun. Ist eine Plattitüde, aber Sie haben es ja nicht verstanden, wie Ihr Beitrag zeigt.

Und ich antworte darauf:

@Mechthild A.: Klären Sie mich auf: Was Ist Nation - ein "hehres Etwas" - sowas wie Glauben ? - Oder ist es doch "Blut und Boden - Rasse, Erbgut" - wie es ja immer mal wieder aus der rechten Mottenkiste gefischt wird??? WIKIPEDIA schreibt: „'Nation' erweist sich als ein Konstrukt, das von seiner diskursiven Reproduktion und materiellen Effizienz lebt. Indem Menschen sich handelnd auf das Konzept der Nation beziehen, wird es für die Beteiligten und Betroffenen wirksam“ ... - also mehr eine "fixe Idee", ein Phantom, ein Mummenschanz ... ???

Ich jedenfalls muss in der Schule gefehlt haben, als "Nation" besprochen wurde - das war aber auch in der Nachkriegszeit (50er/60er Jahre), da wurde der Begriff höchstens noch bzw. schon wieder im Sport verwandt ...
Mir scheint in mir diese "diskursive Reproduktion und materielle Effizienz", die dann wirksam wird, wenn sich Menschen handelnd auf das Konzept beziehen genetisch nicht angelegt zu sein ... 
Ich beziehe mich nicht handelnd auf ein Konzept "Nation" - und Herr Özil als "Ich-AG" wohl auch nicht bzw. eher in Richtung Erdogan, wenn der Scheck dafür an sein Management auch stimmt - und wenn der passt, posiert er auch gern wieder mit Angela Merkel oder Präsident Steinmeier - er kennt das ja schon von seinen Vereinswechseln und seinen inter-nationalen Einsätzen von jugendauf: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
Und die vielen Nachkriegsflüchtlinge zumeist von Ost nach West hatten sicherlich auch die oben geschilderten Identitätsprobleme zu einer "nationalen Zugehörigkeit" ... - ein unlösbares Problem, was eben nur als "fixe Idee" an und ab abgerufen wird von Menschen, die ebenso ab und an sich dieses Gens erinnern, wenn es im Moment opportun ist - und denen es bei ihrer Orientierung wichtig zu sein scheint. Mir geht das einfach ab ... 
Was machen denn heute die Rekruten einer "Nationalen (!) Volksarmee" ???  
Und unter welchem Geist außerhalb der jeweiligen Staatsgrenzen (Argumentation von Frau A.) findet die Nationen(!)wertung beim CHIO-Springreiten in Aachen statt ...??? Die Pferde jedenfalls fressen zumeist das Eichenlaub ihrer Medaillen-Halsbänder, die sie umgehängt bekommen ... S!

traum & traumata

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Was
Träume
wirklich
bedeuten
Wundersame Geschichten: Des Nachts produziert unser Geist absurde, beängstigende, lustige und rätselhafte Bilder. Traumforscher Michael Schredl erklärt, was es damit auf sich hat und räumt mit Fehlinterpretationen auf.

VON ELLI BRUMMEL


Wir fliegen wie Vögel, wir reiten den Tiger, wir fallen, wir fliehen,wir werden verfolgt, wir sehen Tod und Verderben,wir feiern und lieben: Träume sind grenzenlos. Alles ist möglich. Träume sind auch rätselhaft, immer noch. Von je her beschäftigen die geistigen Bilder während des Schlafs die Menschen. Michael Schredl hat ihnen sein Berufsleben gewidmet. Der Professor aus Mannheim ist Traumforscher am Zentralinstitut für seelische Gesundheit. Seine Erkenntnisse helfen bei der Traumdeutung.Sie räumen so manchen Irrglauben aus und beweisen Traumunterschiede zwischen den Geschlechtern, die sicher nicht alle gerne hören.

Zur Trauminhaltsanalyse schreiben Hunderte Probanden des Instituts in Mannheim ihre Träume unmittelbar nach dem Erwachen auf, entweder zu Hause, hin und wieder auch im Schlaflabor. Bei der Auswertung der Daten war das Geschlecht des Träumenden den Wis­senschaftlern nicht bekannt, es kam aber dabei heraus,  dass in Träumen von Männer mehr physische Gewalt vorkommt, während Frauen deutlich häufiger von Kleidung träumen", wie Schredl ausführt, ohne daraus generelle Aussagen über Frau und Mann abzuleiten. Allerdings deckt sich der Befund mit der Tatsache, dass physische Gewalt bei Männern auch im Wachzustand eine deutliche größere Rolle spielt als bei Frauen.


Ein Interpretationsklassiker der Hobbydeuter von Träumen hingegen wird vom promovierten Psychologen beiseite geräumt: Wenn wir den Tod eines nahen Angehörigen oder einer anderen Person träumen, heißt das nicht, dass wir eine Vorsehung haben und dass dieser Mensch tatsächlich bald sterben wird. Die Bedeutung hinter solchen Träumen ist viel komplexer. "Tod im Traum drückt Verlustangst aus", erklärt Schredl. Worauf sich diese dann bezieht beim Träumenden, hängt von der individuellen Lebensumständen ab.

Es gehe nicht um das konkrete Ereignis wie zum Beispiel den Tod, sondern um das dahinter stehende Gefühl. Das wird im Traum "intensiviert", wie Schredl sagt. "Unser Geist ist dabei wie ein guter Filmregisseur", erklärt der Traumforscher, "er macht aus einer Angst ein größtmögliches Drama". Es ist im Wortsinn "unser nächtliches Kopfkino", wie Schredl es mit in dem Titel eines seiner Bücher über Träume ausdrückt. Der Tod ist das maximal dramatische Sinnbild für einen Menschen, der fürchtet, allein da zu stehen oder sich von etwas trennen zu müssen.

Unser Geist ist
wie ein guter
Regisseur - er
macht aus Angst
größtmögliches
Drama."
 
Michael Schredl
Traumforscher
Mannheim

Das Sterbe-Beispiel verrät ein Grundmuster von Traumbildern. Bei den Projektionen geht es um den Gefühlszustand des Menschen. Ängste, Sorgen oder andere Schwierigkeiten werden im Wachzustand oftmals übertüncht oder verdrängt. Der Mensch muss funktionieren. Für die Verdrängung gibt es zahllose Strategien: Arbeiten, Sport, Konsum oder andere Ablenkungen. Im Schlaf jedoch
bahnen sich die unterschwelligen Gefühle ihren Weg,vor allem im so genannten REM-Schlaf. REM steht für "Rapid Eye Movement" und beschreibt die eher flachere Schlafphase. Geträumt wird auch während des Tiefschlafs, aber die Erinnerung an die Bilder fällt nach der REM-Phase deutlich leichter.



Träume bieten einen Blick auf den eigenen mentalen Zustand. "Sie sind wie der Wink mit dem Zaunpfahl", sagt Schredl. Denn der Geist ist offensichtlich kreativ genug, um diese Gefühle intensiv auszudrücken. Werden wir verfolgt, geht es laut Schredl um das Thema Vermeiden. Wir drücken uns im Leben vor irgend etwas, wollen vor einer Entscheidung wegrennen, uns nicht stellen. Haben wir Fallträume, steht dahinter das Gefühl von Hilflosigkeit. Es ist die Angst, eine Situation nicht bewältigen zu können und den Boden unter den Füßen zu verlieren.


Träume sind außerdem voller Symbole, Tiere zum Beispiel. Traumforscher Schredl warnt jedoch davor, allzu einfache Verbindungen zwischen Gefühl und Kreatur herzustellen, wie es manche esoterisch geprägte Deuter bevorzugen. Wofür Hund, Pferd oder Löwe wirklich stehen,"hängt stark vom Verhältnis des Träumende zu diesen Tieren ab", erklärt Schredl. "Für einen Hundeliebhaber hat der Hund im Traum eine vollkommen andere Bedeutung als für einen Menschen, der Angst vor Hunden hat." Für den einen steht das Tier für Zuneigung und Liebe, für den anderen für ein Gefühl tiefer Abneigung.

Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Muster von Träumen: Sie bleiben immer noch ein Rätsel. Warum träumen wir überhaupt? Und woher kommen die Bilder? Unstrittig ist, dass sie eine Funktion haben.Sie verankern neue und alte Informationen.

"Gedächtniskonsolidierung" nennt das der Traumforscher. Auf die Frage nach der Quelle der Geistesprojektionen muss aber auch er passen. Produziert das materielle Gehirn immaterielle Träume? Das ist logisch betrachtet ausgeschlossen. Wissenschaftler Schredl sagt dazu nur ein Wort: "Magie".

Text: aus der Neuen Westfälischen - das magazin - Dienstag 24.Juli 2018 - S. 4 und 5

sooo viel neues sagt uns der traumforscher da gar nicht. mit einem satz zusammengefasst, kommt der alte lapsus: "träume sind schäume" dabei heraus.

und doch ist es vielleicht wichtig, in der eigenen traumanalyse nicht so sehr die "gegenstände" und die "personen" zu bewerten, sondern eher, für was, für welche gefühle quasi "traumsymbolisch" die einzelnen traumsequenzen stehen mit ihren jeweiligen kulissen und akteuren und welche "grundstimmung sie repräsentieren.

ich stelle in meinen träumen immer wieder fest, dass die "schauspieler" oft alte bekannte sind in immer wieder neuen rollen - die meiner seele etwas vorgaukeln - auch scheint es markante wege, straßen und gegenden zu geben, an denen ich gleich erkenne, wo ich gerade bin, was aber einer überprüfung mit der wachen tatsächlichen realität nie standhalten würde.

und den schurken gibt immer der gleiche "typ" - und die autoritätspersonen und ihre schnodderige herablassende art, wird oft von ähnlichen akteuren verkörpert, denen ich so auch im "echten leben" begegnet bin.

ich drehe den spieß manchmal um: und tagsüber, wenn ich in einem café sitze, assoziiere ich, ich sei das publikum und die echte straßenszene mit ihren kleinen überraschungen wären der tagtraum, den ich aus meinem logenplatz betrachte - manchmal äußerrst amüsiert, manchmal auch traurig - je nachdem ...

träumt schön - und achtet auf eure träume - sie haben mit euch ganz tief innen zu tun - und vielleicht auch mit überkommenen und vererbten gefühlen, ängsten und traumabewältigungen - auf denn - S!

herumgebolze

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es soll euer schade nicht sein ...


Grindels letzter Schuss

Fußball: Der schwer angeschlagene DFB-Präsident hat ein großes Projekt zu stemmen - Die Bewerbung um die EM 2024. Der Gegner heißt Türkei

Von Nicolas Reimer | in der NW | © NWSport v. 25.Juli 2018


Neun Wochen. Diese schier endlos lange Zeit muss Reinhard Grindel noch überstehen. Irgendwie. Und wenn am 27. September bei der Vergabe der Europameisterschaft 2024 dann wirklich alles so ausgeht, wie es sich der schwer angezählte DFB­-Präsident wünscht, schaut die Welt für ihn schon wieder anders aus. Und wenn nicht? Dann hat der 56-Jährige wohl keine Zukunft beim Deutschen Fußball-Bund.

"Das wäre eine fantastische Geschichte,wenn wir das hinbekämen", hat Grindel stets betont. Eine Niederlage im Wettstreit mit der Türkei würde ihn sogar "noch trauriger machen" als der Verlust des WM-Titels, sagte er. Die Worte des CDU-Politikers erlangen vor dem Hintergrund der hitzig diskutierten Causa Özil noch mehr Gewicht. Und Grindel darf tatsächlich auf (s)ein Happy End hoffen: Noch tendiert die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder im UEFA-Exekutivkomitee zu Deutschland. Damit das so bleibt und in Nyon am Ende nicht doch der türkische Konkurrent jubelt, muss Grindel seinen Laden im Frankfurter Stadtwald aber endlich in den Griff bekommen. In seiner mittlerweile 27 Monate langen Amtszeit hat er sich schon mehrfach - um es vorsichtig auszudrücken - nicht mit Ruhm bekleckert: Die Aufarbeitung des Sommermärchens ist längst ins Stocken geraten, beim Videobeweis mangelte es an der  richtigen Kommunikation. Für sein Verhalten im Umgang mit Mesut Özil wurde Grindel ebenso scharf kritisiert wie für die verfrühte Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw.

Dass der DFB seinem Boss (noch) den Rücken stärkt, hat einen simplen Grund: Die EM 2024.Grindels Hauptaufgabe: die so genannten Regierungsgarantien, in denen die Bundesregierung dem Ausrichter in verschiedenen Bereichen Kooperationsbereitschaft zusichert. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte zuletzt bestätigt: "Diese Regierungsgarantien sind gegeben worden." Sie sind dringend notwendig. Denn die Türkei versprach der UEFA "eine noch nie da gewesene staatliche Unterstützung".Der DFB-Gegner würde eigenen Angaben zufolge "alle Garantien ohne jeden Vorbehalt geben, inklusive zusätzlicher Garantien, die den wirtschaftlichen  Erfolg des Turniers absichern werden".Sollten die Zusagen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und die damit verbundenen, sehr verlockenden Aussichten letztlich doch den Ausschlag geben,wäre der DFB gescheitert. Und mit ihm Grindel. Es würde ins Bild passen.

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aha - nachtijall ick hör dir trapsen: da war scheinbar ja schon das "corpus delicti", das "getürkte" foto mit erdogan und özil und gündogan ein "wahlkampftrick" - aber nicht (nur) für die türkische präsidentschaftswahl, sondern in erster linie und in einem atemzug auch, um die vergabe der europameisterschaft 2024 zu beeinflussen, um sie letztendlich zu ergattern. 

und dabei helfen dann die rein türkisch durchsetzten agenturen und beraterstäbe der beiden spieler gern mit, die ja eher als vogelfreie "ich-ag's" mit eigener "vermarktung" international auftreten - denn es soll sicher auch pekuniär ihr schade nicht sein: die türkei hat ja versprochen, der uefa auch "zusätzliche garantien zu geben, die den wirtschaftlichen erfolg des turniers in der türkei absichern werden"...

und ich bin bei diesem ganzen bohey um özil (von der rolle gündogans dabei redet man ja irgendwie nicht mehr ...) davon überzeugt, dass das hinüber und hernüber: von dfb und türkischem fußballverband, von erdogan und den worten dazu sogar von merkel und anderen hochrangigen deutschen regierungsangehörigen (man spricht ja bei der deutschen em-bewerbung offen über "regierungsgarantien") dass die em-bewerbung im "endspiel" zwischen deutschland und der türkei die eigentliche triebfeder ist, die hinter dem ganzen dilemma steckt. 

diese em-bewerbung in einer zeit, wo fake news und gerüchte wohl auch von den wahl"männern" in nyon vielleicht wichtiger genommen werden als "objektive" bewertungen ...

eine uefa-europameisterschaft - in deutschland oder in der türkei - ist ja ein enormer wirtschaftsfaktor mit all seinen vermarktungsstrategien rundherum - und da lässt sich der sieggewohnte dfb doch nicht von einem einflusshungrigen türkischen despoten ans bein pinkeln ... - da wird gebolzt und geklotzt und mit ganz versteckten fouls und auf-zeit-spielen gearbeitet ...

man schießt aus allen rohren, um diesen frontalangriff auf die deutsche integrität bei der em-bewerbung irgendwie zu retten: die hoffnung stirbt zuletzt - aber vielleicht erzeugt man damit schlichtweg das gegenteil, denn das gebolze und gerangel von beckenbauer und den dfb-konsorten bei der austragung des "deutschen sommermärchens" 2006 hat sich ja in europa beispielgebend herumgesprochen - und eine uefa-europameisterschaft wird auch von osteuropäischen und "populistischen""sportgesandten" mitbestimmt - und von blanko-schecks in der jacken-tasche ... 

vielleicht ist das ja tatsächlich notwendig nach dem jämmerlichen ausscheiden der dfb-auswahl in russland und den jetzigen "rassismus"-vorwürfen eines zurückgetretenen in gelsenkirchen geborenen und aufgewachsenen fußballspielers der dfb-auswahl mit deutschem pass, der sich nun aber seine rücktritts-stellungnahmen häppchenweise als "spannungsbogen" von dafür angeheuerten mitarbeitern aus seinem für ihn arbeitenden clan schreiben und verbreiten lässt - und der nur noch ein kleiner herumgeschubster statist ist in diesem abgekarteten kampf um die gewinnbringende deutungshoheit. 

und auch die schroffen einlassungen zu özil von bayern-präsident hoeneß, dem alten nimmermüden zocker, scheinen im licht der em-bewerbung in einem anderen licht. der will seine bayern-allianz-arena natürlich gern als em-austragungsstätte gleich mit anbiedern - und da kann man dann auf der haben-seite wieder etwas verbuchen.

und die "bild"-zeitung kocht ihr süppchen mit, denn eine deutsche em lässt sich "journalistisch" gut vermarkten - und kämpft so mit seibert und merkel hand in hand mit deren "regierungsgarantien" im rücken für die em-bewerbung.

auch die scharfen angriffe "özils" gegen grindel bzw. auch umgekehrt: die harschen worte grindels gegen özil (wer hat angefangen? - was war zuerst?) sind ein zweikampf außerhalb des rasens um knete und reputation, denn z.b. in der türkei liegt der tourismus und damit die staatswirtschaft weiterhin im argen - auch wenn frau merkel ja jüngst, nach der aufhebung des "ausnahmezustands" dort, wieder sanktionen der bundesrepublik und damit verbundene reisewarnungen ausgesetzt hat - sicherlich mit dem hintergedanken: wenn die deutschen touristen erst einmal wieder fliegen, kann man doch die em-bewerbung getrost auch den deutschen überlassen.

aber die uefa hätte bestimmt auch nicht die europameisterschaften in ein land vergeben, das sich im "ausnahmezustand" befindet und weiterhin journalisten wegen "falschen meinungen" einlocht - aber nun vor dem dilemma steht, das deutschland dem "rassismus" durch einen bekannten ex-auswahlspieler bezichtigt wird. 

da wird jetzt herr erdogan noch rasch etwas "kreide fressen" und die "augen özils küssen", damit das auch mit 2024 klappt - und zur endgültigen vergabe sind es ja nur noch 9 wochen...

da wird mit unfairen haken und ösen getrickst und sand in die zuvor geknutschten augen gestreut. mal sehen, was uns das sommerloch in den nächsten neun wochen dazu noch für überraschungen liefert...

der özil-clan um den berater erkut sögüt (der pikanterweise mit dem löw-berater harun arslan geschäftlich verbamdelt ist!), dem vater mustafa özil, mutter gülizar und bruder mutla, cousin serdar und die freundin antine gülse wird hand in hand und in online-verbindung zu den einzahlungen auf den geschäftskonten "ganz selbstlos" zu der bewerbung der türkei stehen - und mesut wird derweil einfach still trainieren, wie er es immer gemacht hat - und wenn auf seinem zeitplan eben ein termin eingetragen ist, wird er dem nachkommen - wo und mit wem auch immer ...

und die türkei reagiert auf özils rücktritt aus der dfb-auswahl sehr positiv und mit vielen komplimenten. der erdogan-berater hamza yerlikaya schrieb auf twitter: »wir 82 millionen haben dir einstimmig die grenzen unserer herzen geöffnet, mein bruder.« präsident erdogan sagte özil in einem telefonat "die volle unterstützung" (!) zu. und in devrek, dem heimatbezirk von özils familie am schwarzen meer, hat der bürgermeister ein plakat mit dem bild des fußballers austauschen lassen. auf dem schild, das zur mesut-özil-straße weist, ist nun in großformat das umstrittene foto von özil und erdogan angebracht. zuvor zierte die straße ein bild mit özil im dfb-trikot.

die türkei glaubt, diesen eklat zu benötigen, um "an den tee" der uefa zu kommen: und wir haben ja schon bei der vergabe der fifa-weltmeisterschaft nach katar und beim "deutschen sommermächen" und auch bei der wm in russland gesehen, wie der hase läuft - und wer da wen anzapfen muss - und mit welchen bandagen da gebolzt wird.

politik - und längst auch der fußball - sind ein dreckiges geschäft. - S!

kristallisation eines 10-jährigen vorbeifahrenden augenblicks


tunnelblick

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Bannons Plan zur Erschütterung Europas

»Ich regiere lieber in der Hölle, als im Himmel zu dienen«

Washington(WB/dd/dpa). Steve Bannons Ankündigung, im Europäischen Parlament nach der Wahl 2019 eine »rechtspopulistische Supergruppe« bilden zu wollen, sorgt für Aufsehen. Was steckt dahinter?

Der einstige Chef-Stratege von US-Präsident Donald Trump plant demnach eine Stiftung mit dem Namen The Movement (Die Bewegung). Sie solle eine Verbindung zwischen rechtspopulistischen Gruppen in Europa und der Trump nahe stehenden Gruppe Freedom Caucus schlagen. Als Sitz ist Brüssel im Gespräch. Zehn Mitarbeiter seien zunächst eingeplant, die durch Umfragen, Analysen und Beratungen den nahestehenden Parteien unter die Arme greifen könnten.

S!-photo|bearbeitung: steve bannon


Bannon befeuert mit seinem Ziel einer »ernsthaften Störung des parlamentarischen Prozesses« die Urängste in Brüssel. Denn ein gravierend erstarkter rechter Block könnte die Arbeit der Volksvertretung zumindest ausbremsen, wenn nicht sogar lähmen. Erst vor wenigen Wochen warnte Julian King, EU-Kommissar für Sicherheit, in einem Interview vor Versuchen, die Europawahl im Mai 2019 mit Fake News zu manipulieren. Das Erstarken rechtspopulistischer, rechter und europakritischer Parteien bereitet den EU-Vertretern große Sorgen. Schließlich gab es schon 2014 einen Rechtsruck in der Union – und das war noch vor der Migrationskrise. Bei der damaligen Europawahl gaben 27,5 Prozent der Briten ihre Stimme den EU-Gegnern, 26 Prozent der Dänen, 24 Prozent der Franzosen, 21 Prozent der Italiener und 19 Prozent der Österreicher. In Deutschland holten die AfD sieben und die NPD ein Prozent. Bannon glaubt fest daran, dass sich dieser Anteil noch deutlich steigern ließe – auch durch mehr Zulauf aus weiteren Mitgliedstaaten.

Bannon spricht von der Europawahl im Mai 2019 als der ersten richtigen Konfrontation zwischen dem Populismus und den Eliten in Europa: »Das wird ein enorm wichtiger Moment für Europa«, sagte der 64-Jährige dem Nachrichtenportal »The Daily Beast«.

Die AfD im fernen Deutschland zumindest reagierte reserviert. »Einen Coach brauchen wir sicherlich nicht«, sagte Parteichef Jörg Meuthen in der ARD auf die Frage, ob seine Partei gerne Unterstützung von Bannon hätte.

Bannon war nach eigenen Worten erstaunt, dass die nationalistischen Gruppen in Europa ihre Fähigkeiten nicht vereinen und ihre Ideen nicht mit Gruppen in Nachbarländern oder weltweit teilen. Inspiriert zeigte er sich vom Erfolg der Brexit-Befürworter in Großbritannien sowie vom guten Abschneiden des rechten Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini bei der Parlamentswahl in Italien. Salvini ist derzeit Innenminister.

Bannon sagte dem Portal, dass er nach dem Zwischenwahlen zum US-Kongress die Hälfte seiner Zeit in Europa verbringen wolle – allerdings nicht im Hauptquartier seiner Stiftung, sondern unterwegs quer durch den Kontinent.

Trump hatte Bannon während seines Wahlkampfes 2016 zum Chefstrategen und nach der Wahl zum Chefberater im Weißen Haus gemacht. Wegen Meinungsverschiedenheiten trennten sich die Wege der beiden jedoch im August vergangenen Jahres.

Seine Ambitionen, den Einfluss über die USA nach Europa auszuweiten, begründete Bannon unter anderem so: »Ich regiere lieber in der Hölle, als im Himmel zu dienen.« Dies ist ein bekanntes Zitat aus dem 1667 veröffentlichten Buch von John Milton »Paradise lost« (Das verlorene Paradies).

Text: WESTFALEN-BLATT Nr. 171 - Meinung & Hintergrund - Donnerstag, 26.Juli 2018



der bannon spielt da die quadratur des kreises aus - typisch amerikanisch: er fragt sich, warum die rechten kräfte im für ihn winzig erscheinenden uropa nicht alle "vereint" an einem strang ziehen - besonders für die uropa-wahl 2019: aber er bedenkt dabei nicht, dass in uropa ja diese rechtspopulistischen bewegungen ein vereintes uropa ablehnen und dagegen ankämpfen und stramm nationalistisch fokussiert und "fremdenfeindlich" im tunnelblick denken - und damit auch grenzüberschreitende aktivitäten im grunde ihres herzens ablehnen - das würde ja ihre ego-nationalistischen anliegen unterlaufen.

zwar sah man gelegentlich fotos mit frauke petry (früher mal afd - inzwischen aus frust freischwebend)) gemeinsam mit frau le pen (rechtspopulisten frankreich) und mijnheer wilders (rechtspopulisten niederlande) - aber das war's denn auch schon  mit der uropäischen "einigkeit".

gewiss - über facebook und twitter und in den leserforen zu einschlägigen artikeln der presse wird immer der rechtspopulismus als "freie meinung" ("das wird man ja wohl noch oder wieder sagen dürfen ...") durch eine handvoll menschen mit jeweils vielen schein-mailadressen und pseudonymen und extra inszenierten entsprechenden #hashtags zum scheinriesen hochstilisiert - aber ein kleiner nadelstich genügt oft - und es geht die heiße luft raus - und das "thema" verschwindet mit der "sau" hinter der "globalen dorfecke", weil dann ja schon die nächste kommt, für die man wieder twittern muss ...

die rechtspopulisten - das will ich gar nicht verkennen - sind natürlich eine uropaweite erscheinung - aber alle denken doch sehr nationalistisch - und wollen die u höchstens als melkkuh für knete anzapfen - ansonsten ist ihnen die uropäische "einigkeit" ziemlich egal.

aber vielleicht will bannon nur vorübergehend brüssel aufmischen: um damit auch weltwirtschaftlich mr. trump entgegenzukommen - und nach dem erfolgreichen "brexit" quasi einen "urexit" auszulösen, ein zusammenbrechen der u als wirtschaftsmacht - aber dann ginge all den von rechtspopulisten regierten u-staaten die knete aus - und dann wäre schluss mit lustig...

mr. bannon - man kann - logistisch gesehen - wohl kaum kleinteilig in kästchen nationalistisch denken wollen im kleinen vielstaatlichen uropa und sich gleichzeitig zu einer großen grenzüberschreitenden bewegung ("the movement") zusammenfinden wollen - das wäre ja die quadratur des kreises ... - und wenn sie mal die komplizierte gemengelage z.b. auf der balkanhalbinsel analysieren, wir ihr "movement" geradezu pulverisiert.  

aber all diese gruppierungen haben ihre anliegen ja sowieso noch nie "zu ende" gedacht: sie bilden jeweils nur die schnelllebige "nächste sau, die durch's globale dorf getrieben wird" - zumindest bei der nächsten nationalen wahl oder der uropa-wahl 2019 - koste es was es wolle - der wähler bezahlt ja ...: und fröhliche treibjagd auch - horrido - S!

und es geschehen zeichen & steine ...

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Statt Stolpersteinen

Erste Erinnerungstafeln an Münchner NS-Opfer enthüllt

So groß wie eine Hand ist eine Erinnerungstafel aus vergoldetem Edelstahl. Zwei sind jetzt an einer Hausfassade Königinstraße in der Münchner Maxvorstadt angebracht, darauf die Namen und Fotos des jüdischen Ehepaares Franz und Tilly Landauer. Die Erinnerungstafeln setzen einen Schlusspunkt hinter einen jahrelangen Streit.

Von: Stefanie Wagner | BR

Den Namen Landauer kennen viele in Zusammenhang mit dem FC Bayern und dessen berühmten Präsidenten Kurt Landauer - Franz war sein Bruder. Mit seiner Frau Tilly hat Franz Landauer in der Münchner Königinstraße gelebt, bevor das Ehepaar von den Nazis verfolgt wurden. Die Erinnerungstafeln sollen auf ihr Schicksal aufmerksam machen.

Erste Erinnerungstafeln in München überhaupt
Die Erinnerungstafeln in der Maxvorstadt sind die ersten überhaupt in der Stadt. Zusammen mit zwei Stelen wurde sie jetzt von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, SPD, übergeben. Mit dabei waren auch Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde sowie ein Familienangehöriger.

Jahrelanger Streit um Stolpersteine
Um die Form des Gedenkens war in der Landeshauptstadt jahrelang gerungen worden. Die einen wollten so genannte Stolpersteine für ihre Angehörigen im Boden verlegen, wie dies europaweit in mehr als 1000 Orten möglich ist. Kritiker empfanden dies als unwürdig.

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Knobloch: Erinnerungszeichen sind würdige Gedenken
Zu den entschiedensten Kritikern der Stolpersteine in München gehört Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie zeigte sich mit den Erinnerungszeichen zufrieden.
"Mit den neuen Erinnerungszeichen beschreitet München einen eigenen Weg des würdigen und nachhaltigen Gedenkens." Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
Knobloch hatte die Stolpersteine abgelehnt, weil sie das Andenken der Opfer durch das Verlegen auf der Straße in den Schmutz gezogen sah. Und weil sie als Kind den NS-Terror in München miterlebt hatte. "Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Menschen, auf die man schon auf dem Boden liegend immer weiter eintrat und die mit schweren ledernen, stahlbekappten Stiefeln in die Transporter getreten wurden", so Knobloch.

Erinnerungstafeln: Erinnern auf Augenhöhe
Vor drei Jahren hatte der Münchner Stadtrat die Stolpersteine nach heftiger Diskussion abgelehnt und sich für die Erinnerungstafeln und Stelen entschieden. Mit diesen Erinnerungszeichen sollen Passanten den Opfern des NS-Regimes auf Augenhöhe begegnen. Die Entwürfe für die Tafeln und Stelen stammen vom Münchner Künstler Kilian Stauss.

Wandtafeln und Stelen als Erinnerungszeichen
Neben der Wandtafel wurden der Schwabinger Mandlstraße 21 die erste von vier Stelen übergeben. Diese erinnert an Friedrich Crusius. Er war eins von vielen Euthanasie-Opfern der Nazis und wurde im Schwabinger Krankenhaus behandelt, bevor er als gemeingefährlich eingestuft und später dann umgebracht wurde.

Bis zu 200 Erinnerungszeichen insgesamt
In den nächsten Tagen folgen vier weitere Erinnerungszeichen, quer durch die ganze Stadt: in Bogenhausen, Sendling und in der Isarvorstadt. Insgesamt sind bis zu 200 solcher Erinnerungszeichen geplant.

Stolpersteine in München nur auf privatem Grund
Die Stadtratsentscheidung gegen die Stolpersteine Juli 2015 wurde vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof im Dezember 2017 bestätigt. Trotzdem gibt es auch in München einige der Steine. Der Verein "Stolpersteine für München" verlegte sie kurzerhand auf privatem Grund.

die pietät vor den opfern verbietet es mir, zu diesem jahrzehntelangen streitpunkt um die "stolpersteine" in münchen - bzw. der jetzigen "lösung" mit den "erinnerungszeichen" an hauswänden - eine persönliche bewertung abzugeben. ich habe das in meinen blogs und posts dazu auch schon einige male getan. 
die hauptsache ist, dass für alle opfer des holocaust sowie für die opfer der ns-"euthanasie"-morde "lesezeichen" gesetzt und gelegt und angeschraubt werden, die persönliche erinnerung und gedenken an die einzel-opfer ermöglichen - und die den ausgeführten oder geplanten vandalismus-attacken ganz bestimmter herumschwadronierender klientel widerstehen können. S! 

Emotionen sind Worte - die Theorie von Dr. Lisa Feldman Barrett, Boston

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Gefühle widerfahren uns nicht, sie werden von unserem Gehirn erschaffen. Und in diesen Prozess der neuronalen Gefühlskonstruktion können wir eingreifen, sogar viel stärker, als es der gängigen Theorie zufolge möglich ist. "Sie sind der Architekt Ihrer Erfahrungen. Der Fluss Ihrer Empfindungen mag sich anfühlen, als würde er über Sie hinweg fließen, tatsächlich aber sind Sie die Quelle dieses Flusses", so die These der Neuropsychologin an der Northeastern University in Boston, Dr. Lisa Feldman Barrett.

Die Emotionen, sagt sie, seien der Mechanismus, vermittels dessen das Gehirn die Vorgänge im Innern des Körpers steuert. Alles, was dem Körper guttut, wirke deshalb auch wohltuend auf die Seele.

Viele der Rezepte, die Barrett aus dieser Einsicht ableitet, sind wenig überraschend: ausreichend schlafen, gesund essen, täglich bewegen und dazu am besten noch ein bisschen Meditation oder Yoga. Doch sie wartet auch mit ungewöhnlicheren Empfehlungen auf. Zum Beispiel: neue Wörter lernen!

Das Gehirn benutze Wörter, um abstrakte Konzepte fassen zu können. Menschenscheu, Zuversicht, Verlassenheit, Herrschsucht, Argwohn, Demut: Nur wer eine spezifische Emotion zu benennen vermöge, könne sie auch erleben.

Je differenzierter wir aber unsere Gefühle erspüren, desto besser geht es uns.


Auszug aus: Neuropsychologin entschlüsselt Gefühle: Bin ich verliebt – oder habe ich Grippe? - Sind Gefühle wirklich universell? Eine amerikanische Neuropsychologin stellt in Frage, was die Wissenschaft längst für bewiesen hielt. Von Johann Grolle | SPIEGEL+



erinnerst du dich: in der bibel, in johannes 1,1 steht: "im/am anfang war das wort ..."

und nun hat dr. lisa feldman barrett herausgefunden, dass unsere gesamten emotionen an worte und begriffen gebunden neuronal vom gehirn konstruiert werden ... ganz individuell jeder nach seinem gusto, gemäß seiner "privaten" kultur, seiner frühkindlichen entwicklung und darüber hinaus, eben was man ihm "an begriffen" und fantasierbaren bildern mit in die wiege gelegt hat, oder was er in sich dafür profilhaft "ab-bilden" konnte.

da ist es schwierig, von einem allgemeingültigen und kultur- und individuumübergreifenden lehrgebäude aus 7 "basisgefühlen" zu sprechen, aus denen sich all unsere empfindungen zusammenmixen: nämlich aus furcht, freude, überraschung, ekel, verachtung, wut und traurigkeit ... - und das ist eine in der wissenschaft eigentlich unzulässige vereinfachung und formelhaftigkeit, die sich in der versuchsüberprüfung durch dr. feldman-barrett nicht verifizieren ließ.

denn die menschen, so fand sie heraus, unterscheiden sich erheblich in ihren fähigkeiten, die nuancen ihrer eigenen gefühle zu differenzieren: "granularität" nennt sie das maß dieser begabung.

und sie stellt fest, dass unsere gehirne mit wortformulierungen abstrakte begriffe bilden lernen - und emotionen sind ja abstrakte phänomene: unsichtbar und nur fühlbar ...

also muss jeder mensch lernen, seine verspürten gefühlsregungen zu differenzieren und in für das gehirn lesbare begriffe und wörter und zeichen zu gießen ...

daher kommen unsere individuellen gefühlsbegriffe - die keineswegs universal kulturübergreifend abzurufen wären ... - über die wir jedoch, wenn wir dafür worte finden ("wie soll ich sagen") mit anderen kommunizieren können und die wir im miteinander versuchen können abzugleichen, um sie so eventuell zu einem gemeinsamen vielfältigen system zu kalibrieren - 

aber irgendwie ist das auch wieder wie in der bibel in den pfingstereignissen beschrieben: "als alle, die versammelt waren, plötzlich in anderen und fremden 'zungen' miteinander redeten" (nach apostelgeschichte 1-4) ... - was bei dr. feldman-barrett sicherlich "übersetzt" heißen würde: als alle, die versammelt waren, sich plötzlich sich in ihren ureigensten 'granularitäten' austauschten ...

in unseren emotionen und gefühlen sind wir zunächst alleinige individuelle "ich-ag's" - und auch gruppen-, kohorten-, gesellschafts-, rassen und kultur-un[!]-abhängig ... - wir sollten diese eingenständigkeit auch reklamieren und uns auch nicht von "sozialen netzwerken" oder künstlich erdachten "oberbegriffen" einlullen lassen - "bleib so wie du bist"! ...

und auch vorsichtig mit allen "emojis" und "emoticons": 😆😇😈😣😷😿🙏 - ob peter aus buxtehude und gerda aus stuttgart-stammheim oder shinji aus japan oder boris aus russland oder ali aus afghanistan die genauso lesen wie du - das ist unwahrscheinlich ...

mit einem blick hin zur medizin möchte ich schließen: auch da differenziert man gerade in der pharmazie und bei der festsetzung von "norm-grenzen" (z.b. blutdruckwerte, blutzucker-werte, body-mass-index usw.) kaum zwischen vielleicht individuellen eigenwerten oder zwischen mann und frau, zwischen groß und klein, zwischen altersunterschieden usw. - und selbst die maßgaben und messinstrumente sind ja irgendwann eimal sehr willkürlich genormt worden ...: da war anfangs nicht das "wort", sondern da war anfangs ein ablesbarer messwert, den wir mal nun mit "0" oder mit "10", oder mit "23.634" bezeichnen, je nach gusto des entdeckers, der dann aber sicherlich irgendwann den nobelpreis für medizin dafür verliehen bekam - dafür hat dann die lobby der pharma-industrie mit blick auf ihre erträge und kassenbücher gesorgt ... - S!

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"wenn du dich mit jedem zentimeter 
des universums verbindest - 
mit jeder energie und emotion um dich herum, 
dann bist du erst einmal 
in einem sehr stillen raum, 
in dem du selbst zum sensor wirst. 

du wirst zum teil des ganzen, 
wenn der sensor deiner seele auf empfang steht,
 und den geist und die energie des ortes wahrnimmt 
und in ihm schwingt: 
dann kommt das gefühl des einsseins. 

dann offenbart sich dir 
sogar die natur selbst, 
weil du kein eigenständiges wesen mehr bist: 
genau dann gibt es einen augenblick der intensität und magie -
dann setzt dein herz für einen schlag aus - 
und die situation hat sich diesen herzschlag angeeignet.

wenn du diesen moment einfangen kannst, 
hat er die macht des herzschlags, 
die du ihm geliehen hast".

raghu rai

indischer meisterfotograf
zu seiner tochter 
über die kunst des fotografierens
im arte-film: 
frankreich 2017


raghu rai: mutter teresa


Marta Herford: rot & vernetzt - Chiharu Shiotas Arbeit "Secret Passage" (Geheimgang)

werdet vorübergehende

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es geht alles vorüber - es geht alles vorbei 
ein kommen und gehen
sie huschen vorbei sich
bleiben nicht stehen
weichen meinem blick aus
jede(r) hat
mit sich selbst
ein hühnchen zu rupfen
herz pickpacke voll
mund über
nässt dann beim sprechen 
herz elendig leer
schluckauf die tüte

die krähe auf meinem
schreibtisch
hatte schwarze füße
schwarzfußkrähe
aber sie hatte nur watte intus
und war weich davon
in ihren flugbewegungen

und mit schnabel voll
dann auf den tisch gekackt

sinedi
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