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die gewichtung der moral - oder: 3 seelen wohnen ach in meiner brust

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die gewichtung der moral - S!NEDi-bildbearbeitung

ABSCHIED VOM CDU-VORSITZ

Mir ist der Hype um Angela Merkel unheimlich


Von Henryk M. Broder | WELT.de - Meinung

broder - S!|bildbearbeitung
Angela Merkel gibt den CDU-Vorsitz nach 18 Jahren ab. Es wurde auch Zeit. In demokratisch verfassten Gesellschaften werden Politiker gewählt und abgewählt. Es gibt für sie keine Beschäftigungsgarantie – und keinen Kündigungsschutz.


Was ist eigentlich so sensationell daran, dass ein Politiker oder eine Politikerin nach 18 Jahren ein Amt aufgibt? Dass sie oder er nicht noch einmal kandidiert, sondern einfach sagt: „Danke, das war’s.“ Angela Merkel wurde im April 2000 mit 96 Prozent der Stimmen ohne einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin zur Vorsitzenden der Union gewählt.

Das war vor 9/11, vor der Griechenlandkrise, vor dem Brexit, vor der Annexion der Krim durch Russland, vor dem Sturz von Saddam Hussein, vor der Kölner Silvesternacht, vor dem „Sommermärchen“ von 2006, vor der Pleite der Lehman Brothers Bank, die zu einer weltweiten Finanzkrise führte; das iPhone von Apple war noch nicht auf dem Markt, Barack Obama ein No Name, die Energiewende weder ein Begriff noch eine Option, Youtube noch nicht erfunden und die AfD auf keinem Wahlschein zu finden.

Es war eine andere Welt und eine andere Zeit. Wer heute 18 ist, kann sich ein Leben ohne Facebook, WhatsApp und Kim Kardashian nicht vorstellen.

Zugegeben, verglichen mit den 49 Jahren, die Fidel Castro als Staats- und Regierungschef amtierte, sind 18 Jahre nicht übermäßig lang. Aber der Kubaner, der stundenlange Reden hielt und seinen Kampfanzug nur zum Schlafen ablegte, taugt nicht unbedingt als Vorbild. In demokratisch verfassten Gesellschaften werden Politiker gewählt und abgewählt, es gibt für sie keine Beschäftigungsgarantie und keinen Kündigungsschutz.

Viele begreifen das erst, wenn es zu spät ist. Unvergessen die Klage der bei ihrer Wiederwahl gescheiterten Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis: „Und was wird dann aus mir?“

Auch Andrea Ypsilanti, ebenfalls SPD, die unbedingt mithilfe der Linken hessische Ministerpräsidentin werden wollte, brauchte eine Weile, bis ihr klar wurde, dass sie sich verkalkuliert hatte. Immerhin, die Partei dankte es ihr mit einem sicheren Listenplatz, den sie bis zur vergangenen Hessenwahl behalten durfte.

Mir ist der Hype um Angela Merkel unheimlich. Ihre Entscheidung, auf den Parteivorsitz zu verzichten, verdiene „Respekt“, heißt es allerorten. Warum denn?

Man könnte meinen, sie habe sich geopfert, der Partei und der Staatsräson zuliebe. Auf welchem Fürstenhof sind wir gelandet? Schulden wir Angela Merkel Dank? Dann legen wir zusammen und schenken ihr eine Damenuhr von Tissot. Oder eine Kreuzfahrt auf der „MS Deutschland“, all inclusive. Das wäre endlich mal eine echte Alternative.

DIE WELT © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten.

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merz, akk, merkel - S!NEDi-bildbearbeitung

🔴 zu dieser "meinung" des berühmt-berüchtigten henryk m. broder schrieb ich einen kommentar im leserbrief-forum auf "welt.de":

SI
sinedi

 ja - so "hart" und unbarmherzig ist ein politiker(innen)leben - das ist richtig - aber auch um friedrich merz wird ja ein ähnlicher hype veranstaltet - der chefredakteur dieser "welt" ordnet sein demokratisch ganz offen gelaufenes scheitern vor aller welt gar - wörtlich - als eine "kulturelle katastrophe" ein - mit dem verzweifelten ruf: "wer folgt ihm jetzt nach" ... ??? ...

demokratie ist schwer - und eine demokratur zwischen verschiedenen lagern und bei verschiedenen erwartungshaltungen ist noch schwerer - und das kennen wir ja von der wm in russland: ein frühes ausscheiden eines vermeintlichen weltmeisters löst fast massenhysterien aus ...

frau merkel facht diesen hype um ihre person und ihrem amt ja gar nicht an - und dieses ewige "respekt"-zollen - das ist so eine deutsche floskel, wie "herzliches beileid" etwa - oder in bayern das "vergelt's gott" ...

da ist es schon eine andere hausnummer, wenn man quasi hier [gemeint ist in der "welt"] an anderer stelle die wahlniederlage eines "parteifreundes" - sagt man wohl in der cdu - fast als kulturellen untergang des abendlandes transportieren möchte ... 

interessant ist für mich die redaktionelle "gewichtung" der ereignisse [in der "welt"]: 
  • nach 15 jahren der parteipolitischen abstinenz von merz nun sein früher und untrainierter faux pas - 
  • und gleichzeitig die souveräne unspektakulär schlichte "abdankung" vom vorsitz der cdu von frau merkel - 
  • ja - und die jubelnde und überschäumende freude über die neue vorsitzende, die ja immerhin die mehrheit der cdu-delegierten statutengemäß hinter sich gebracht hat: 
irgendwie frieren sich diese [tatsächlichen oder ausgebliebenen] szenen zu diesem prozedere zu eiszapfen ein - obwohl der wetterbericht meint, für die jahreszeit sei es zu mild ...
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HS
hardy s.

Haben Sie vergessen ihre Medikamente zu nehmen, sinedi?

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SI
sinedi

 @hardy s. : nee - ich schrieb ja: "für die jahreszeit ist es zu mild" - aber danke für ihre sachbezogene und gar nicht übergriffige und faire anmerkung ... - das ist endlich mal eine profunde antwort auf meine fragezeichen und anmerkungen ... - aber drehen sie sich wieder um, hardy - es ist alles gut - um mich machen sie sich bitte keine sorgen ..., das kann ich gar nicht annehmen ...
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TS
Thomas S.

@Sinedi: haben Sie verstanden, worin die kulturelle Katastrophe bestünde?
Können Sie etwas Konkretes an der Meinung vom Herrn Poschardt kritisieren?

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SI
sinedi

@ Thomas S.: ich schrieb ja in meinem beitrag: es geht mir um die für mich (!) eigenartige "gewichtung" in der "welt"-redaktion: 
  • die niederlage eines eines seit 15 jahren parteipolitisch abstinenten kandidaten bei der plötzlichen wahl zum cdu-vorsitz wird als eine "kulturelle karastrophe" von herrn poschardt an die wand gemalt - mit dem völlig abstrusen verzweifelten ruf: "wer folgt diesem - eigentlich seit jahren nicht vorhandenen schemen - denn nun nach" ???
  • und broder beschwert sich fast an gleicher stelle über den "hype" der um merkel gemacht würde - die in den 15 jahren der merz-abwesenheit den kopf hingehalten hat - und meines erachtens ja gar nicht sooo schlecht ...
  • und den angemessenen glückwunsch-willkommensgruß von akk durch einen "welt"-redakteur habe ich dann eben doch vermisst bei einer "liberalen" grundhaltung, die herr poschardt für sich auch im hinblick auf seine journalistische und persönliche sozialisation immer wieder betont - und seinem wunsch: auf zu neuen ufern ...

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