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der schlüssel für die tür nach draußen

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gefühlsvisualisierung 342 | S!|art

Wie geht’s mir eigentlich?

Psyche im Alltag: Körperliche Zipperlein fallen einem schnell auf. Ein bisschen Kopf oder Bauch – und wer hat heute eigentlich nicht Rücken? Die psychische Gesundheit dagegen gerät oft aus dem Fokus. Dabei braucht auch die Seele Aufmerksamkeit

Der war schon immer ein bisschen depri“ oder „Die spinnt doch“: Solche Zuschreibungen kommen einem rasch über die Lippen.

Doch statt andere küchenpsychologisch zu bewerten, sollte man den Blick besser auf seine eigene psychische Gesundheit richten, findet die Psychotherapeutin Lena Kuhlmann. Im Interview verrät sie, wie das geht – und was zu tun ist, wenn sich ein Problem anbahnt.

Frau Kuhlmann, Sie stellen Ihrem Buch „Psyche? Hat doch jeder“ ein Zitat aus Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ voran, das im Grunde besagt, dass wir alle verrückt sind. Ist das so?

LENA KUHLMANN: Ich wollte mit dem Zitat für mehr Akzeptanz werben. Wir sind alle indirekt oder direkt von psychischer Krankheit betroffen. Mein ehemaliger Oberarzt aus der Psychiatrie hat mir einmal scherzhaft gesagt: „Manchmal unterscheidet uns von den Patienten eigentlich nur der Schlüssel für die Tür nach draußen.“ Wir sollten psychische Erkrankungen also nicht totschweigen.

»Manchmal unterscheidet 
uns von den Patienten nur 
der Schlüssel 
für die Tür nach draußen«

Andererseits plädieren Sie aber auch dafür, nicht zu viel Küchenpsychologie zu betreiben. Wo verläuft sie denn nun, die Linie zwischen noch gesund und schon krank?

KUHLMANN: Da gibt es keine klare Linie, es geht ineinander über. Ein Anzeichen für Krankheit ist aber, dass einen etwas im Alltag einschränkt. Also, wenn zum Beispiel jemand aus Angst nicht mehr Bahnfahren kann und deshalb zu Hause bleibt. Wir sprechen dann vom sogenannten Leidensdruck. Ein gewisser Leidensdruck ist häufig auch Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Es
kommt vor, dass wir erstmal eine Therapie starten und diese dann aber unterbrechen, weil der Leidensdruck einfach momentan noch nicht groß genug und die Veränderungsmotivation zu gering ist.

Was sind die allerersten Anzeichen für eine beginnende psychische Erkrankung?

KUHLMANN: Es kommt auf die Störung an. Erste Anzeichen für eine Depression sind zum Beispiel, dass man das Interesse an Dingen verliert, die man eigentlich gern gemacht hat, oder Antriebslosigkeit oder wenn die Stimmung immer im Keller ist.
Panikattacken sind ein Zeichen für eine Angststörung. Was man Betroffenen und auch allen anderen raten kann: den Blick mehr auf die eigene Psyche und seelische Gesundheit zu richten. Dass man immer wieder prüft: Wie geht’s mir heute eigentlich? Dazu gehören durchaus auch banale Sachen: Habe ich Durst? Tut mir was weh? Bin ich müde? Wie ist meine Stimmung?

Gibt es dafür Techniken?

KUHLMANN: Achtsamkeit ist ein guter Weg. Dafür gibt es mittlerweile Planer, die man sich kaufen oder ausdrucken, oder Apps, die man herunterladen kann. Auch Meditation ist hilfreich. Oder ganz banal: eine Skala machen von eins (sehr schlecht) bis zehn (sehr gut) und täglich eintragen, wie es einem geht. Das hilft, zu reflektieren. Denn normalerweise antworten wir auf die Frage „Wie geht
es dir?“ reflexartig „gut“ ohne darüber nachzudenken wie es wirklich in uns aussieht.

Was kann ich tun, wenn ich dabei feststelle, dass es mir häufig schlecht geht? Wie finde ich heraus, ob ich eine Therapie machen muss oder ob es sich um ganz normale Launen handelt?

KUHLMANN: Es gibt seit über einem Jahr eine psychotherapeutische Sprechstunde. Die wird vermittelt über die kassenärztlichen Vereinigungen. Da kann man bei den Terminservicestellen anrufen und sich binnen vier Wochen einen Termin bei einem Psychotherapeuten in der Nähe vermitteln lassen. Der bietet ein Erstgespräch an und schätzt dann ein, ob es sich um eine
behandlungsbedürftige Symptomatik handelt und was also zu tun ist: Abwarten? Eine ambulante Therapie oder besser stationär?

Es ist in Deutschland aber extrem schwierig, einen Therapieplatz zu bekommen. Wo soll man sich hinwenden, wenn man eine Therapie machen möchte?

KUHLMANN: Erstmal am besten auf die Warteliste bei mehreren Therapeuten setzen lassen. Man kann auch bei der Krankenkasse nachfragen, denn manchmal haben die Mitarbeiter dort einen ganz guten Überblick. Interessant ist eventuell auch das Kostenerstattungsverfahren. Das läuft über Psychotherapeuten, die keinen Kassensitz haben. Die sind deshalb nicht schlechter, sie
haben zum Beispiel bei der Vergabe der Sitze einfach Pech gehabt oder nicht die finanziellen Mittel, sich einen Sitz zu kaufen. Sie dürfen im Bedarfsfall über eine Sonderregelung auch Kassenpatienten behandeln. Einige Krankenkassen erschweren das neuerdings leider. Für die Zeit bis man einen Therapieplatz hat, kann man auch über eine Online-Therapie nachdenken. Ich habe
gehört, dass ein paar Versicherer solche Angebote unterstützen. Zudem besteht die Möglichkeit, sich an eine Institutsambulanz zu wenden oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Ansonsten gibt es noch die Telefonseelsorge und Onlineberatungsstellen.

»Die Entstehung 
einer psychischen Erkrankung 
hat meist mehrere Ursachen«

Idealerweise kommt es gar nicht erst soweit. Kann man auch selbst dazu beitragen, dass die Seele gesund bleibt?

KUHLMANN: Zuerst ist wichtig: Es kann in unserem Leben immer wieder Vorkommnisse oder Bedingungen geben, die unsere psychische Gesundheit gefährden. Das haben wir nicht immer in der Hand. Jemandem, der nach einem schweren Schicksalsschlag eine Depression bekommt, kann man hinterher nicht sagen: Hättest du mal mehr Sport gemacht! Das wäre vermessen. Die Entstehung einer psychischen Erkrankung hat meist mehrere Ursachen. Es gibt trotzdem ein paar Dinge, die man selbst tun kann, um die Chancen zu erhöhen, dass man gesund bleibt oder die man tun kann, wenn man bereits erkrankt ist: Darauf achten zum Beispiel, was und wer einem gut tut. Nein sagen, wenn einem jemand zu nahe kommt oder man etwas nicht möchte. Sport tut gut, er hilft gegen depressive Episoden. Sonne ist gut für die Psyche. Aber auch, dass man sich kreativ ausdrücken kann und seinen
Gefühlen Raum gibt – sei es über Musik oder was immer einem liegt. Auch der Austausch mit Freunden ist wichtig. Wer das mag, kann Achtsamkeitsübungen in den Alltag integrieren. Die sind ganz einfach und kosten nicht viel Zeit.

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Achtsamkeitstraining
Wer im Alltag ständig unter Strom steht, bekommt das früher oder später auch körperlich zu spüren: Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Magenbeschwerden sind mögliche Auswirkungen, wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) erläutert. Um vorzubeugen, sollte man Erholung und Regeneration nicht ausschließlich auf den Urlaub verlagern. Denn der Jahresurlaub reiche auf Dauer nicht, um sich ausreichend zu erholen, betont Iris Hauth, Präsidentin der DGPPN. Die Erholung des Urlaubs sei bereits nach zwei bis vier Wochen wieder vorbei – „je nach Qualität des Urlaubs und der anschließenden Arbeitsbelastung“.
Deshalb ist es wichtig, Erholung in den Alltag zu integrieren. Dabei sollte man gedanklich vom Job abschalten können und in der Freizeit Freude und Genuss empfinden. Hauth schlägt ein Achtsamkeitstraining vor. 
„Durch das Trainieren von Achtsamkeit kann man sich darin schulen, bewusst Distanz zu Dingen zu schaffen, die im Hier und Jetzt eigentlich keine Rolle spielen, sondern den Moment nur überlagern.“ 
Eine verbreitete Form des Achtsamkeitstrainings sind MBSR-Kurse. Die Abkürzung steht für „mindfulness based stress reduction“, also Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Dieses Anti-Stress-Programm wurde von Jon Kabat-Zinn 1979 in den USA entwickelt. Ein solches Training läuft über mehrere Wochen. Einige Krankenkassen bezuschussen mittlerweile solche Kurse. 

dpa/wr | NW

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Die Autorin

Lena Kuhlmann wurde 1985 geboren und ist approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit tiefenpsychologischem Schwerpunkt in Frankfurt/Main und Berlin.

Sie schreibt Artikel rund um die Psyche und bloggt im Internet unter freudmich.wordpress.com.

Das Buch von Lena Kuhlmann: Psyche? Hat doch jeder, ist am 3. August 2018 bei Eden Books erschienen. 256 Seiten, 16,95 Euro, ISBN: 9-7839-5910-1509.


NEUE WESTFÄLISCHE, Montag, 10.09.2018, Beilage LEBENSLUST

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manchmal fängt es ja mit dem flauen gefühl im bauch an. und dann wächst das wie im märchen zu großen wackersteinen - und liegt schwer im magen ...

und es hilft dann nicht immer der "magenbitter" oder sonst ein alkoholisches getränk oder die pille, die oma noch im schrank hat ...

da hilft es, zu forschen: wann und woraufhin hat sich das flaue gefühl eingenistet - und ist es etwas aktuell bedrückendes - oder schwebt es schon länger auch über andere familienmitglieder als damoklesschwert - sind es auch oft unausgesprochene und unaufgearbeitete familiengeheimnisse, die vielleicht schon 100 / 80 Jahre zurückliegen und über die "transgenerationale weitergabe" uns überkommen sind, aber über die nie offen gesprochen wurde: was hat opa im dritten reich gemacht - und warum wird von onkel berthold kaum noch gesprochen - woran ist der eigentlich damals gestorben...???

das alles sind die inneren "achtsamkeitsfilme", die man sich mal vor seinem inneren auge abspulen sollte ...


wie das joggen oder die mucki-bude sollte man sich auch ganz bewusst diesen inneren filmen und fragen stellen - und sich die zeit nehmen, der sache auf den grund zu gehen - mit einem training, mit einer selbsterfahrungsgruppe - mit klugem gegoogle, das man allerdings nicht mit einer eigenen diagnose verwechseln sollte - oder eben mit einer psychotherapie ... - aber einfach verdrängen geht nicht - das macht pickel und noch viel mehr ... 

wat sacht denn icke dazu ...

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ich weiß gar nicht, ob es nach der sommerpause - hin zum herbst - immer eine pr-kampagne gibt für das "psychische". 

gestern habe ich ja schon einen artikel kommentiert  aus meiner heimatzeitung zu psychischen verstimmungen und einem psycho-buch dazu. heute nun ein beitrag aus der "welt" zum thema "selbstwertgefühl" ...

ich fand darin einige ratschläge doch womöglich so hilfreich, dass ich mich entschloss, heute mich nun dieses themas anzunehmen.
vor allem der tipp, darauf zu achten, wie man mit sich selber "spricht" in diesem zusammenhang, ist hier zu nennen:

welches "selbstwertgefühl" habe ich also gegenüber mir selbst: muss ich mich andauernd trösten, oder lache ich mich andauernd aus, werte ich mich ab - und wie meldet sich "mein inneres kind", das ich einmal war - bedeutet es mir noch etwas oder ist das alles "kinderkram"???

schon gestern habe ich ja geraten, neben den fitness-übungen auch an regelmäßige übungen für psyche und seele zu denken - ein psycho-training - allerdings, ohne "selbstsüchtig" oder narzisstisch zu werden: mit inneren rollenspielen und probehandeln - mit einer durchaus auch selbstkritischen selbstwahrnehmung: denn nur wenn ich weiß, wo ich hinwill - wer ich sein will - kann ich mit mir das auch innerlich einüben: und steter tropfen höhlt den stein ... - aber ein persönlicher unverwechselbarer kern muss doch noch bleiben: "so ist er/sie eben".(punkt)
  

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PSYCHOLOGIE

Das starke Ich

Der Selbstwert eines Menschen wird schon früh in der Kindheit angelegt. Ratgeber, Coaches und Crashkurse versprechen, Menschen mit schwachem Selbstbewusstsein zu helfen – mit einfachen Tricks.

Von Julia Friese

Lea Vogel ist Lebenscoach. Ihr Spezialgebiet ist das, was vielen fehlt, was auch ihr fehlt, von dem so viele nicht mal wissen, was es eigentlich genau ist. Selbstbewusstsein. Ihre Praxis liegt im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Einem Ort, der idyllisch wirkt, so, als sei er und mit ihm die ganze Welt mit weißem Flor ausgelegt. Als lebten die meisten Menschen gemeinsam, in Familien, in denen sich alle aber auch selbst verwirklichen, und das dann Arbeit nennen. Lea Vogels Sprechzimmer hat weißen Flor, es sieht sehr schön aus, aber die Tatsache, dass es existiert, erzählt eben auch, dass selbst den Menschen mit dem weißflorigsten Leben etwas fehlt.



Die Klienten kommen einzeln zu ihr. Sie sitzen auf einen Stuhl, Vogel auf der Couch. Sie gießt ihnen Wasser aus einer Karaffe ein. Das ist ein angenehmes Geräusch.

Der Blick des Coaches liegt ganz auf seinem Gegenüber, und Konzentration im Raum.

Ruhe.

„Was ist das eigentlich, Selbstbewusstsein?“

Vogel sagt: „Im Grunde bedeutet es, dass man weiß, wer man ist, und sich so, wie man eben ist, akzeptiert. Unabhängig von dem, was außen passiert.“

Die Psychologie definiert Selbstbewusstsein als Selbstwertschätzung, die zu Teilen genetisch, zu Teilen durch Erfahrungen bedingt ist. Etwa ab einem Alter von zwei Jahren kann der Mensch ein Selbstwertgefühl empfinden. Zunächst ist es ein unbedingt positives. Ein schlechter Selbstwert kann sich erst um das dritte Lebensjahr entwickeln. Dann aber bleibt er.

„Ein geringer Selbstwert entsteht, wenn Kinder die Erfahrung machen, dass sie ihren Eltern nicht vertrauen können, wenn sie zum Beispiel allein gelassen wurden, ob faktisch oder gefühlt. Ein niedrige Selbstwertschätzung basiert immer auf einem partiellen Erziehungsversagen der Eltern“, sagt die Psychologin Stefanie Stahl. Ihr Selbsthilfebuch zum Selbstbewusstsein „Das innere Kind in dir muss Heimat finden“ ist seit 2015 auf dem Markt, und seitdem immer wieder auf den Top-Rängen der „Spiegel“- und Amazon-Verkaufscharts.

Mit einem niedrige Selbstwert ist man also kein Einzelfall. Inwiefern die mit den Eltern gemachten Erfahrungen ein Kind aber prägen, hänge auch von der genetischen Disposition des Kindes, also zum Beispiel von seiner eigenen Sensibilität, ab, sagt Stahl. Es seien meist die introvertierten, die sensibleren und ängstlicheren Persönlichkeiten, die zur geringen Selbstwertschätzung neigten.

Bereits 1965 hatte der amerikanische Soziologe Morris Rosenberg herausgestellt, dass Menschen mit geringer Selbstwertschätzung auch eine hohe Disposition zur Depression aufweisen.

Zu Lea Vogels Coaching kommen Menschen, denen es objektiv betrachtet gut gehen müsste. Sie haben Beziehungen, Familie, gute Jobs. Klar, denn so ein Coaching, das ist immer auch eine Investition. Aber all diese äußeren Marker für ein gelungenes Leben ändern eben doch nichts am Inneren. Denn durch Erfolge und Errungenschaften lässt sich kein Selbstwert erzielen. Zumindest nicht dauerhaft. Warum eigentlich nicht?

Lea Vogel geht zu einem Whiteboard und malt einen Eisberg darauf, der im Wasser steht. Die Grafik soll das von dem Psychologen Eric Berne aufgestellte Modell der Transaktionsanalyse vereinfacht darstellen. „Unser erwachsenes Ich“, sagt Vogel, „ist der Teil, der aus dem Wasser herausragt. Wenn etwas passiert, das uns verunsichert, weil es genau in die Kerbe ältester Verletzungen schlägt, dann schmelzen wir. Es reißt uns unter Wasser. Wir handeln nicht mehr wie selbstbewusste Menschen, gehen unter in unserem Kind-Ich, wo wir uns dann ohnmächtig unseren alten Verletzungen gegenüber ausgesetzt sehen.“

Sie erklärt das Modell an einem Beispiel aus ihrem eigenen Leben. Ihre Großeltern, sagt sie, seien im Krieg aufgewachsen. Ihre Ideale gaben sie an ihre Eltern weiter, eines davon: Arbeit muss hart sein. Relativ früh in ihrem Leben habe Vogel also so viel gearbeitet, dass sie ein Burn-out bekam. Sie sortierte sich mittels eines Lebenscoaches neu und ließ sich am Ende selbst zum Coach fortbilden.

Als sie Letzteres einem Studienfreund erzählte, sagt er ihr über einem Kaffee, dass das ja ein cooler, ja, geradezu wahnsinnig angenehmer Job sei. „Und das war nett gemeint von ihm, aber eben doch ein Trigger für mich“, sagt Vogel.

Sie ging heim, verfiel in ihre älteste Panik: „Scheiße, ich leiste nicht genug.“

Der innere Kritiker hatte sie in der Hand und drückte sie unter Wasser.

Ist es denn überhaupt möglich, sich nur über dem Wasser aufzuhalten?

Stefanie Stahl sagt, dass jeder Mensch seine Selbstwertschätzung zumindest verbessern könne, sobald er sich einmal vor Augen geführt habe, dass diese Schätzung eine vollkommen willkürliche Prägung sei und damit eben nicht notwendig. Sondern vergleichbar mit einer Brille mit getrübten Gläsern, die man absetzen könne.

Lea Vogel rät ihren Klienten dazu auf die Art und Weise, wie sie mit sich selber reden, zu achten. Ein gesundes Selbstbewusstsein bedeute im Grunde nur, dass die Stimme, mit der man mit sich selber spreche, eine sei, die mit einem befreundet sei. Wessen Stimme einen also immer auslache, der habe kein positives, sondern im Gegenteil stark negatives Selbstbewusstsein.

Die Frage ist: Wie ändert man seine innere Stimme?

Lea Vogel sagt, sie hatte mal einen Klienten, der sei in Staus grundsätzlich ausgeflippt. Habe auf das Lenkrad geschlagen, geschrien, seiner Freundin habe das Angst gemacht, sie haben gestritten. Jedes Mal. Vogel habe ihn gefragt, warum er das überhaupt mache. Er habe sie angesehen, brüskiert, habe gesagt: Frau Vogel, ich habe nicht das Gefühl, dass ich eine Wahl habe.

Wahr sei aber, Menschen hätten immer eine Wahl. Gefühle müssen einen nicht im Griff haben. Man könne sie nicht unterdrücken, dann würden sie zum Wasserball und kämen immer wieder hoch, aber man könne sie und ihre Entstehung beobachten.

„Angenommen, ich bekäme jetzt weniger neue Klienten als sonst, dann kann ich mir denken, das geht bestimmt so weiter, nächstes Jahr bin ich bestimmt arbeitslos“, sagt Vogel. „Ich könnte dann weiterdenken: Es war eh klar, dass das passieren wird, denn mein Job macht mir viel zu viel Spaß, und was Spaß macht, kann keine richtige Arbeit sein.“

Was dann entstehe, sei Angst. Und sicher, Angst könne ein Antrieb sein, sich besonders viele neue Ziele zu stecken, um in kurzer Zeit über sich hinauszuwachsen. Aber es sei nie gut, in einer starken Emotion gefangen zu sein. Gesünder wäre es, sich, während man all das denkt, zu beobachten. Zu denken, das ist interessant, dass ich all das denke, ich könnte aber auch, genau jetzt in diesem Moment, etwas anderes denken.

In Lea Vogels Fall zum Beispiel, dass sie bald einen Anruf mit einem richtungweisenden neuen Auftrag erhalten werde und genießen sollte, dass nun gerade Sommerloch sei.

Ein Tipp, den sowohl Stahl als auch Vogel all ihren Klienten geben, ist es, sich zu loben. Für banale Dinge. Gerne auch schriftlich. Um Demut gegenüber dem eigenen Leben, der eigenen Existenz und nicht zuletzt auch gegenüber dem eigenen Handeln zu entwickeln. Um langfristig freundlicher zu sich zu werden.

Stahl sagt, Coachings und Selbsthilfebücher funktionieren für Neurotiker und für leicht im Selbstwert gestörte Menschen, schwerer wiegenden Fällen sei immer zu einer Therapie geraten. In jedem Fall aber braucht das Erlernen eines neuen Umgangs mit sich Zeit.

Coaching-Versprechen à la „In 30 Tagen selbstbewusst“ sei eher zu misstrauen, sagt auch Lea Vogel.

Sicher gäbe es Menschen, die, wenn sie wirklich mitarbeiteten, innerhalb von sechs Coaching-Treffen ihr Leben ändern könnten. Es gäbe aber auch viele, die das Coaching genössen und blieben.

Im Unterschied zu einer Therapie ist der Austausch mit einem Coach persönlicher. Er baut einen auf, er motiviert und feuert einen an. Auf das weißflorige Feld hinaus muss jeder allein.


DIE WELT © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten - photos: S!|s/w-photography

idlib

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die schlacht um 
idlib ist vorbei

auch trümmergeröll kann "schön" sein
wenn der staub verweht ist
da ist kein einziger vogel im himmel
nicht mal ein geier
aber da spielen auch keine kinder
da ist kein mensch

der 7-jährige krieg
der 17-jährige krieg
so hat es bin laden gewollt
schaut in den schlund
seines vermächtnisses
und ich sehe das bild 
von mohamed atta
im flugzeug mit kurs
auf die türme 
ich meine immer noch
beim heiseren klang 
seiner stimme sei ewiges eis 
aus dem himmel gestürzt

da ist kein einziger vogel im himmel
nicht mal ein geier
seit 7 jahren
werden die karten neu gemischt
aber da spielen jetzt 
keine kinder mehr mit
und keine geier
ausgezockt - verzockt

sinedi

shortlist

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Sechs Romane der Extraklasse

Shortlist zum Deutschen Buchpreis veröffentlicht


Frankfurt/Main (dpa). Vier Autorinnen und zwei männliche Kollegen stehen mit ihren neuen Romanen auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Der Wettbewerb um den besten deutschsprachigen Roman des Jahres wird am 8. Oktober entschieden.

Der Gewinner der wichtigsten Auszeichnung der Branche wird zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse benannt. Er erhält 25.000 Euro; die übrigen Finalisten bekommen 2500 Euro. Die Auszeichnung wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben.

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María Cecilia Barbetta

Nachtleuchten

Der Roman erzählt von der gespenstischen Atmosphäre am Vorabend eines politischen Umsturzes. Die Protagonisten aus der ganzen Welt haben sich in Buenos Aires eine Existenz aufgebaut. Dort kämpfen sie, jeder auf seine Art, für die Revolution und eine bessere Zukunft. Doch politische Spannungen zerreißen das Land, Aberglaube und Gewalt schleichen sich in die Normalität.(S. Fischer, 528 Seiten, 24 Euro)

Maxim Biller

Sechs Koffer

Eine Familiengeschichte und ein virtuoser literarischer Kriminalroman, politisch hochaktuell. In jeder Familie gibt es Geheimnisse und Gerüchte, die von Generation zu Generation weiterleben. Hier reicht die böse Kraft eines solchen Gerüchts bis in die Gegenwart. Die Geschichte einer russisch-jüdischen Familie wird aus sechs Perspektiven erzählt. Opfer: der in der Sowjetunion hingerichtete Großvater des Berliner Erzählers. Unter Verdacht: die eigene Verwandtschaft. Eine Geschichte über unsere moderne zerrissene Welt.(Kiepenheuer & Witsch,208 Seiten, 19 Euro)

Nino Haratischwili

Die Katze und der General

Alexander Orlow, ein russischer Oligarch und »Der General« genannt, hat ein neues Leben in Berlin begonnen. Doch die Erinnerungen an seinen Einsatz im Tschetschenienkrieg lassen ihn nicht los. Da ist er schuldig geworden, und nun ist der Zeitpunkt der Abrechnung gekommen. Der Roman lotet die Abgründe aus, die sich zwischen den Trümmern des zerfallenden Sowjetreichs auftun – eine psychologisch tiefenscharfe Geschichte über den Krieg in den Ländern wie in den Köpfen.(Frankfurter Verlagsanstalt,750 Seiten, 30 Euro)

Inger-Maria Mahlke

Archipel

Ein großer Familienroman von der Peripherie des Kontinents: von Teneriffa, der Insel des ewigen Frühlings. Die junge Rosa kehrt auf die Insel zurück. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Dort, wo Julio noch mit über 90 Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg und Gefangener der Faschisten – und Rosas Großvater.(Rowohlt, 432 Seiten, 20 Euro)

Susanne Röckel

Der Vogelgott

Eine grimmige Geschichte, groß erzählt. Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen. Doch der ist mehr als nur ein Mythos: In einer elenden Gegend der Erde leben die Verehrer des Vogelgotts. Aber ihre geheime Welt entpuppt sich als die unsere, in der uns die Natur die Freundschaft aufkündigt.(Jung und Jung,272 Seiten, 22 Euro)

Stephan Thome

Gott der Barbaren

China, Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine christliche Aufstandsbewegung überzieht das Kaiserreich mit Terror. Ein idealistischer deutscher Missionar, der bei der Modernisierung des Reiches helfen will, reist nach Nanking, um sich ein Bild zu machen, und gerät zwischen die Fronten eines Krieges, in dem er alles zu verlieren droht. An den Brennpunkten des Konflikts begegnet der Leser einem Ensemble so zerrissener wie faszinierender Persönlichkeiten. Der Roman wirkt wie ein Vorgriff auf unsere krisengeschüttelte Gegenwart. Die Rebellen errichten einen Gottesstaat, der in verstörender Weise auf die Terrorbewegungen der Moderne deutet.(Suhrkamp, 720 Seiten, 25 Euro)

Quelle. WESTFALEN-BLATT - Kultur - Mittwoch, 12. September 2018, S. 21

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nachdem ich hier die longlist vorgestellt habe neulich - nun die von einer jury ausgewählte shortlist von 6 top-romanen. 

und doch habe ich gestern noch einen beitrag gehört oder gelesen, dass der neue ikea-katalog kaum noch bücherregale enthält, weil das "zielpublikum" jüngerer jahrgänge kaum noch gedruckte bücher konsumiert.

bücher werden "gehört" beim autofahren oder in der straßenbahn oder beim fahrradfahren oder joggen per kopfhörer, aber so papierwälzer kauft wenigstens diese "zielgruppe" kaum noch. alles wissen dieser welt ist als info-häppchen per smartphone in echtzeit abrufbar - und es gebe sogar die ersten abiturienten, die nie im leben ein buch zur hand genommen hätten - mir ist nicht bekannt, ob davon jemand anschließend "germanistik" oder "literaturwissenschaft" studiert hat.

man muss das zur kenntnis nehmen: aber wenn jetzt schon im internet die zeitungsartikel mit leseminuten gekennzeichnet werden, werden vielleicht auch bald die bücher statt mit seitenzahlen mit "hördauer" angegeben -  ...

und schon früher habe ich beim anblick gewaltiger lp-sammlungen oder auch cassetten-sammlungen und inzwischen vielleicht cd-sammlungen gedacht: wann will der sammler das jemals alles hören - so alt kann ja niemand werden ... - da ist das "haben-wollen" und "haben-müssen" das wichtigere ...

man muss schauen, wieviel lebenszeit man in welche medien - mit gewinn - investieren will ...



angekreidet

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Foto: dpa|NW



Kunst mit Kreide

Straßenkreide ist klein und leicht. Man kann sie überall mit hinnehmen. Das nutzen die Künstler der Gruppe KLUB7 aus Berlin aus.

Sie malen mit Kreide riesige Kunstwerke auf den Boden oder auf Wände.

Das machen sie immer dort, wo sie gerade sind. Sie waren zum Beispiel in den Ländern USA, Frankreich und Israel.

„Wir benutzen verschiedene Materialien wie Sprühdosen oder Drucktechniken. Straßenkreide finden wir besonders praktisch, weil man damit spontan arbeiten kann“, sagt der Künstler Ingo Albrecht.

Er und die anderen Künstler überlegen nicht lange, was sie malen wollen. Wenn sie einen guten Platz für ihr Bild gefunden haben, legen sie zusammen los: Einer fängt an und zeichnet etwa große Linien, Kreise oder Blätter auf den Boden. Die anderen malen etwas anderes, bis ein großes Bild entsteht.

„Am Anfang weiß bei uns niemand, wie das Kunstwerk am Ende aussehen wird“, sagt Ingo Albrecht. „Viele Leute freuen sich, wenn sie unsere Kunstwerke sehen“, sagt er.

aus: Neue Westfälische, Donnerstag, 13.09.2018   

das gemeinschaftskunstwerk aus lehrerkreide ist ja wohl mehr eine kreide-collage: ein paar künstler fügen ihre ideen zueinander und zu einer arbeit zusammen.

interessant ist ja auch die "halbwertzeit" eines solchen angekreideten gemeinschaftswerkes - gerade in unserer schnelllebigen zeit: wenn man es nicht extra "fixiert" ist es im nu wieder abgewischt und ergibt den grund für etwas neues.

und alle assoziationen und idee-schlagwörter kann man gleich mitnotieren und geben dem ganzen eine besonders dynamische note.

warum meine zeitung das aber wohl etwas hochnäsig herabblickend auf die "kinderseite" abgedruckt hat und nicht auf "kultur" ist für mich schon bedenklich. ich finde wenigstens: "kinderkram" sind diese collagen beileibe nicht - und auch selbst die straßenkreide-werke von kindern auf dem pflaster vorm haus können vollwertige "art-brut"-kunstwerke sein ...

und vorsichtig: du kennst ja die geschichte von der putzfrau und der "fettecke" von beuys 💧 - und noch etwas: manchmal hat auch ein wolf nur kreide gefressen 😼 ...

erna kronshage - leidensporträt in einfacher sprache & grafik - ein yumpu-magazin zum blättern

Vorschau: ab 03.Oktober im Kino: "Euthanasie"-Opfer &"Euthanasie"-Täter - 3-Std.-Epos in Anlehnung an die Familiengeschichte Gerhard Richters

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show more
dieser neue film von florian henckel von donnersmarck hangelt sich entfernt an der biografie vom deutschen ausnahmekünstler gerhard richter entlang: besonders hervorstechend bei diesem 3-std. epos ist die tatsächliche verstrickung des nazi-"euthanasie"-schicksals einer tante gerhard richters mit einem onkel, der gleichzeitig ns-"euthanasie"-arzt in dresden war - und der die todesurteile auf den fragebogen zum leistungsvermögen der infragekommenden klientel mit anzukreuzen hatte: opfer und täter also in einer familie ...

der film läuft am 03. oktober 2018 in den deutschen kinos an und ist der deutsche beitrag für die oscar-verleihung im frühjahr 2019.

anma(a)ßend

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S!|art: anma(a)ßend
an-maaßen-d: ja - der titel der arbeit hätte auch "lüge" heißen können - oder "sich drehen & wenden" - oder "wie das fähnchen auf dem turme - sich kann drehn bei wind und sturme" - oder: "dem minister zu kreuze kriechen", "eingeschleimt" oder passend zu den lokalitäten des vorfalls: "wendehals" ... da ist das zurechtrücken der wahrheit und das drehen und wenden und beugen - was nicht passt wird passend gemacht - und auch das klammern an strohhalmen und das leben wie in einer wolke, während es unten tobt - und die "amtsmüdigkeit" - aber man nimmt ja gern mit, was man kriegen kann ...


S!|photohraphy: Tillmans' Treppe

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sinedi|photography: tillmans' treppe

keine selfies im museum ...

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Selfies

Keine Fotos im Museum!

Ich gestehe, auch ich habe es getan. Ich habe Kunst fotografiert. Und noch schlimmer: Ich habe Menschen vor Kunst fotografiert. Warum überhaupt?

Von Tim Ackermann

Selfies: Sooo klein? Dafür gibt's ja Zoom. Besucher im Louvre vor der Mona Lisa © Pedro Fiúza/Getty Images

Von ihrem Logenplatz an der Wand im Louvre hat die Mona Lisa schon viele merkwürdige Dinge gesehen. Seit einigen Jahren sind es vor allem Hinterköpfe. Wir sprechen hier nicht nur von den Häuptern amerikanischer Rap-Nobilitäten wie Beyoncé, Jay-Z, Eminem oder P. Diddy. Oft dreht gleich die gesamte erste Besucherreihe der berühmten "Joconde" den Rücken zu, um sich selbst für die eigenen Handykameras wirkungsvoller in Pose zu werfen. Ein Selfie mit der Mona Lisa! In den hinteren Reihen werden Leichtgewichte von ihren Partnern auf die Schultern gehoben, um den besten Winkel für die Aufnahme über die Massen hinweg zu ergattern. Wer den Wahnsinn nicht vor Ort erleben möchte, dem sei das Internetfilmchen Mona Lisa Selfie (iW3) des britischen Künstlers Daniel McKee empfohlen. Danach folgt sofort die Bereitschaftserklärung zum Digital Detox.

Ich gestehe, auch ich habe es getan. Ich habe Kunst fotografiert. Nein, noch schlimmer: Ich habe Menschen vor Kunst fotografiert. Zuletzt meine Frau in einer Installation bunter Lampengirlanden von Pipilotti Rist, Pixel Forestbetitelt, im Museum der Fondation Luma in Arles. Und am Tag darauf haben wir ein gemeinsames Selfie vor dem Pont du Gard gemacht. Wenn ich solche Fotos später wieder anschaue, beschleicht mich stets das schlechte Gewissen, den abgebildeten Werken – egal ob Kunst oder kulturelle Sehenswürdigkeiten – nicht wirklich gerecht geworden zu sein.

Die Bilder zu posten käme mir allerdings nicht in den Sinn. Das ist wohl auch besser so. Denn bei der Frage, welche Kunst im Museum fotografiert und in den sozialen Medien geteilt werden darf, ist die Rechtslage unübersichtlich. Museen geben eine grobe Antwort in ihrer Besucherordnung. So erlaubt das Städel in Frankfurt Fotos für private Zwecke, außer es ist bei einzelnen Werken anders gekennzeichnet. Für eine Veröffentlichung braucht man dagegen eine Genehmigung. Ähnlich handhaben es die Pinakotheken in München, die aber manche Sonderausstellungen und interessanterweise auch das Museum Brandhorst von der Erlaubnis ausnehmen. Solche Fotografierverbote haben nicht zuletzt mit dem Urheberrecht zu tun, das erst 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers erlischt. Zudem ist die Frage, wann ein Posting auf Instagram als privat und wann als Veröffentlichung anzusehen ist, ein rechtlicher Graubereich. Eigentlich müsste man von allen Werken, die man fotografieren möchte, die entsprechenden Hinweise lesen. Oder man lässt Kamera und Handy einfach ausgeschaltet in der Tasche.

Aus Mangel an Achtsamkeit haben Besucher bei der Selbstablichtung schon Werke zerstört. 2017 kam es in einer Galerie in Los Angeles zu einem fatalen Domino-Effekt, bei der eine ganze Sockelreihe mit fragilen Skulpturen umfiel. Offensichtlich gerät die Kunst in Gefahr, wenn sie an den Rand des Betrachterinteresses rutscht. Doch die Massen strömen weiter. Ein Renner sind klar Yayoi Kusamas vollverspiegelte Infinity Mirror Rooms: Beim Schlangestehen überprüfen die Wartenden ihre Internetverbindung, bevor sie dann 30 Sekunden allein ins transzendente Kunsterlebnis entlassen werden. Das umgehend gepostete Beweis-Selfie, der Auslösende immer schön zentral in der Bildmitte, dokumentiert die erfolgreiche Teilnahme am Kulturevent. Als ideale Fototapete für die Selbstdarstellung bieten sich natürlich auch die It-People der Kunstgeschichte an – Botticellis Venus, Klimts Paar beim Kuss. Der einleuchtende Vorteil: Wer sich neben der Mona Lisa inszeniert, macht ein Selfie mit einem Promi, der nicht weglaufen kann.

Doch verrät man nicht die Seele eines Meisterwerks, wenn man es auf seinen Status als Besuchermagnet reduziert? Die Qualität eines großartigen Gemäldes setzt sich aus der Art und Weise zusammen, wie künstlerisch innovativ es zu seiner Entstehungszeit wirkte, und aus den zahlreichen intensiven und auch gegensätzlichen Gefühlen, die es heute beim Publikum erzeugt. Zwei Größen also, die sich nicht sinnvoll quantifizieren lassen. Der Blick auf das winzige Pixeldisplay des Handys bedeutet jedoch zwangsläufig eine emotionale Distanzierung von der gelegentlich auch überwältigenden Präsenz der Kunst.

Man braucht es ja nicht dogmatisch zu sehen: Nichts spricht dagegen, lieben Freunden den Schnappschuss einer malerischen Preziose zu mailen, die man in einem Provinzmuseum entdeckt hat. Doch sehr viele berühmte Bilder findet man schon in bester Qualität im Internet. Das Städel stellt seine Sammlung online zur Verfügung. Wie könnte man das als Hobbyfotograf übertreffen?

Zumal sich eine wirkliche Verbindung zur Kunst erst durch intensives Hinschauen einstellt – mitunter auch bis zu einem heilsamen Punkt der Langeweile. Nach unserem Besuch des Pont du Gard saßen wir noch lange im Schatten der Platanen am Ufer, picknickten, lasen und registrierten das Treiben der Besucher und die allmähliche Veränderung der Szene durch den Stand des Sonnenlichts. "Schau mal, durch die Farbe des Sandsteins wirkt es, als würde die Brücke über dem Fluss schweben", sagte meine Frau. Ich habe gleich versucht, den Effekt zu fotografieren. Das Bild ist leider nichts geworden.


Dieser Artikel stammt aus der Weltkunst, Heft Nr.147/2018. - 
Hier eine Kopie aus: https://www.zeit.de/kultur/kunst/2018-09/selfie-kunstwerke-fotografieren-museum-handy


MONA LISA SELFIE (iW3)



dieser artikel packt mich schon auch gehörig bei meinem verstohlenen opportunismus: was wäre dieses blog hier, wenn ich nicht per copy & paste interessante artikel, die ich auffinde im world-wide-web, hier hochlade und auf meine art kommentiere - oft bildhaft, um mir 1000 worte zu ersparen - oft flankiert also von meinen eigenen creativ-embeds jeweils dazu ...

aber - das gebe ich ja unumwunden zu - soviel anders ist diese entstehungsart im kern ehrlicherweise ja auch nicht, als wenn ich mich nun als "konsument" vor der mona lisa ablichten würde ...

und doch - mir macht das alles mit allem drum & dran großen spaß - nun schon seit 8 jahren: die entdeckung, die fixierung/das festhalten/die auswahl, die bearbeitung, die einstellung hier in meinen blog - als mein "kunst"-wahrnehmungs-tagebuch ("blog" meint ja auch "logbuch") - und gleichzeitig als anregung erst einmal für mich, selbst etwas kreatives zu basteln mit kamera und fotoshop und filter-gedöns - aber auch vielleicht als anregung für dich als leser dieser zeilen und betrachter dieser bilder...

und das ist ja auch "gestalten" - einen beitrag in die welt setzen: vielleicht auch meine "väterlichen" ambitionen einzusetzen - etwas ganz a-septisch zu er-zeugen ... - etwas zu "hinterlassen" ("das netz vergisst nicht") ... - und beim selfie ist das dann das eigene "ab-bild" vervielfältigen ...

okay - mit "selfies" direkt hat das, was ich hier mache, oberflächlich gesehen erst einmal nur wenig gemein: ich habe hier noch nie ein "selfie" vor irgend einem kunstwerk eingestellt - und ich fände das auch albern - ich mag auch keine katzenbilder und gebe auch keine küchentipps oder -rezepte... - betzreibe allerdings ab und zu etwas "küchen-/alltagspsychologie" - ich bemühe mich aber schon darum, etwas "anspruchsvolles" mit eigenem unverwechselbaren "stil" zu "hinterlassen": das meiste soll auch ein simples "spurenlegen" sein: wie eine handvoll sägemehl hier als post auf dem blog - als wegzeichen für eine erholsame und anregende "schnitzeljagd": auf zu neuen ästhetischen ufern ...

und kein geringerer als der große olli kahn sagte ja: "weiter - immer weiter" ...


macbeth - 4. akt - und anderswo ...

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BAZON BROCK

RWE wird untergehen – wie Macbeth im Wald von Birnam

Von Bazon Brock

Regie: Frank Castorf, Bühne: Bert Neumann? - Berliner Volksbühne? Nein, die Räumung im Hambacher Forst - Quelle: dpa| WELT



Die Bilder aus dem Hambacher Forst sehen aus wie eine Theaterinszenierung. Das ist kein Zufall. Was der gewaltsame Protest mit dem 4. Akt aus Shakespeares „Macbeth“ zu tun hat – eine Geschichtslektion.

Die Macht der Geschichte besteht darin, stets alle Herrschaftspläne und Allmachtsfantasien zu verwirklichen – und sie damit zu vernichten. Die weitsichtigen und deshalb Hexen genannten Frauen, heute Greenpeace-Aktivistinnen, prophezeien bei Shakespeare dem machtgeilen, angemaßten Möchtegernherrscher Macbeth, dass er untergehen werde, wenn sich der Wald von Birnam in Bewegung setze.

Nun ist es für RWE so weit: Der Hambacher Forst wird lebendig durch die Vertreibung der wahren Kronen der Schöpfung aus seinen Wipfeln. RWE wird enden wie Macbeth, dabei aber weit mehr als sich selbst zerstören.


Aufmarschplatz für Gespenster: der historische Birnam Wood - Quelle: National Geographic/Getty Images | Photo by Dean Conger | WELT



Gesellschaften, die den offensichtlichen Wahnsinn nicht nur zulassen, sondern fördern, vernichten mit Hunderten anderer Irrsinnigkeiten der gleichen Sprengkraft jedes Vertrauen in die Vernunft der Parlamente, Regierungen und der Justiz. 

Es ist Irrsinn, gleichzeitig die Gewinnung von Braunkohle zu erlauben und deren Verbrennung radikal einschränken zu wollen, weil zu müssen. Das Geschehen im Hambacher Forst ist die bisher angemessenste Inszenierung des „Macbeth“, die jedes feuilletongepriesene Regietheater weit übertrifft. Peymann, Castorf, in den Wald!

Wie kindisch naiv unsere Regiegrößen glaubten und leider weiter glauben, mit ein bisschen Bühnenhopsasa Einfluss auf das gesellschaftliche Geschehen zu nehmen! Höhepunkt dieses Getues war 1977 der Aufruf von Claus Peymann, für die zahnärztliche Versorgung der RAF-Häftlinge in Stammheim zu spenden. Dabei hätte der Herr Intendant mit einem Verzicht auf die Hälfte seines Jahreseinkommens nicht nur den sieben Häftlingen, sondern darüber hinaus allen bedürftigen Bühnenarbeitern, Schauspielern und Dramatikern seines Hauses zu Goldmündern verhelfen können.

Künstler sind keine Seismografen

Ohnehin ist märchenhaft, wie Künstler glauben können, Seismografen des Kommenden und Aufklärer des Gewesenen zu sein. Wahrscheinlich haben sie missverstanden, was einst den Tätertypen wie Augustus von ihren Küchenliteraten gesagt wurde: Selbst Heldentaten werden erst geschichtlich, wenn Dichter sie in Literatur verwandeln.

Erst der rühmende Gesang feierte den Helden als historische Größe und damit als Figur der Geschichte. Durch die Dichter wurde das Vergangene zu dem, was nicht vergeht, denn wenn es verginge, wenn es niemand mehr erzählte, besänge, dramatisierte, in Bild und Monument vergegenwärtigte, hätten wir ja keine Vergangenheit.

Deshalb sind zum Beispiel Shakespeare-Dramen immer noch aktuell, weil sie das vor Augen stellen, was als Grundform des gesellschaftlichen Daseins gilt. Wir haben uns eingebildet, Geschichte als Erzählung über die großen Veränderungen aufzufassen, als Fortschritt unter dem Druck des Neuen. Umgekehrt erst entsteht Geschichte: wenn man in allen Veränderungen darstellt, was gleich bleibt.

Unterlassen ist wichtiger als Handeln

Gleich bleibt zum Beispiel das Verhältnis von Handeln und Unterlassen. Die anmaßliche Geschichtsklitterung orientiert sich nur an dem, was geschah. Wahrhafte Geschichte stellt das als wirksam heraus, was unterlassen wurde, und geschichtlich gesehen ist das Unterlassen die bedeutendste Form des Handelns. Es ist ja nicht ein passives Nichtstun, sondern eben ein Nicht-Tun.

Genau diese Aspekte des Geschichtlichen den Zeitgenossen vor Augen zu halten, ist Aufgabe der Bühnenkunst wie aller Kunst. Anders als Beckett für die Bühne, Duchamp für die bildende Kunst, Cage für die Musik, Benn für die Dichter und ihre wenigen Assoziierten haben sich unsere Regietheatergrößen kaum je mit diesem Verständnis der Geschichte beschäftigt.

Es wäre eine intellektuelle und ästhetische Wonne, wenn Peymann und Co. es als ihre größte Erkenntnisleistung unterlassen würden, zu glauben, dass ihre Fähigkeiten die der amtlichen und alternativen Experten für den Bau der Gesellschaften übertreffen.

Offenbar sehen sie sich in der Nachfolge der großen Propheten des Neuen und der kapitalistischen Verpflichtung auf das Neue. Aber die Funktion des Neuen ist gerade das Gegenteil dessen, was unsere Freihandinterventionisten glauben.

Das Neue ist erst einmal sinnlos

Wenn etwas tatsächlich neu ist, hat es gar keine Bestimmung. Man kann es nur leugnen oder zerstören, wie die lange Geschichte der Bilderstürmerei belegt. Wie aber vernünftig umgehen mit dem Neuen jenseits von Leugnung und Zerstörung?

Die einzig sinnvolle Funktion des Neuen ist, einen neuen Blick auf das Alte zu ermöglichen, eine Begründung von neuen Traditionen. Denn wahrhaft neu ist nur, was uns zwingt, das vermeintlich Alte und Überkommene mit völlig neuen Augen zu sehen und damit als gegenwärtige Kraft der Wandlung zu nutzen.

So erschließt der Blick aus dem Hambacher Forst die Shakespearsche Episode, 4. Akt „Macbeth“; das Stück als Schlüssel zum Geheimnis des Geschichtlichen in der Gegenwart. Und RWE wird uns bemerkenswert als ein folgenreiches Beispiel der Geschichtsvergessenheit kapitalistischer Unternehmer, die sich mit dem Glanz des Neuen doch immer nur eine Narrenkrone aufsetzen.

Bazon Brock ist emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung und Gründer der Berliner Denkerei.

DIE WELT © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten.


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ich sage es ja hier immer wieder: "bilder sagen mehr als 1000 worte"- und bazon brock hat hier mit ein paar zeilen solche ("bühnen")bilder skizziert, die die sinnlosigkeiten dieser zeit vielleicht auch noch mit intellektuellen vergleichen verdeutlichen können.

der WELT danke ich, dass sie trotz ihrer erzkonservativen, manchmal schon rost ansetzenden ausrichtung, solche überraschenden notizen "von links außen" von einem inzwischen 82-jährigen bazon brock übernimmt und abdruckt - sei es nun, um der auflage bzw. der clicks willen - sei es aus tiefster bunter überzeugung, sei es, um ihrem manchmal etwas rechtslastigen publikum erneut "ein stein des anstoßes" zu servieren, damit die vielen "empörten" leserbriefschreiber (neudeutsch: forenautoren) sich abreagieren können in ihren rechtslastigen schreibautomatismen ("vogel friss - oder stirb") ...

erst neulich hat der WELT-chefredakteur ulf poschardt den neubau der benachbarten "taz" schon einmal vorab besucht - und enthusiastisch seine eigene "marktverliebtheit" beschrieben, die ihn zu diesem rot-rot-grünen mitbewerber trieb ... und ihm jede existenzberechtigung vollgültig zusprach - (vielleicht auch deswegen mal ab und zu den ollen brock bringen und ab und an alan posener neben dem ollen henryk m.).

und natürlich wird dann in jenen leserbrief-"foren" gleich das "brock" von bazon brock richtig als "schwätzer"übersetzt, der "irgendwie" mit solchen aufsätzen "geld verdienen muss, wenn man sonst nichts gelernt hat" ... doch schon brocks wikipedia-eintrag führt augenzwinkernd aus: "der name bazon (griechisch für „schwätzer“) stammt von brocks lateinlehrer". 

"Es ist Irrsinn, 
gleichzeitig die 
Gewinnung von Braunkohle 
zu erlauben 
und deren Verbrennung 
radikal einschränken zu wollen, 
weil zu müssen."

ein solches im wahrsten sinne des wortes "theater" - scheintheater - absurdes theater - dieses einzigartige sich vor unseren augen real abspielende tatsächliche nonsens-dilemma und tragik-drama: nämlich wenn man seinen kopf (rwe) trotz allem zeitgeist-getöse und wider jedem besseren wissen unbedingt durchsetzen will bzw. durchzusetzen hat - das in eine solche ebene zu transferieren, das ist diesem bazon brock jedenfalls hervorragend gelungen - und es hält allen akteuren den spiegel vor: es ist ein einziges riesiges kostspieliges absurdes desaster: "bei allem was recht ist" ...

du musst nicht ins theater - sondern hier unter scheinwerferlicht und über vollgepinkelten polizisten spielt sich die absurde realität unserer zeit, unserer politik, unserer verdrossenheit ab - jeden abend in der "aktuellen stunde" ganz öffentlich-rechtlich zu besichtigen ...

neulich in dieser "aktuellen stunde" des wdr wurde ein rwe-sprecher vom redakteur befragt: und der spulte aus dem stegreif oft relativ weitausholend aber druckreif ohne jede emotionale beteiligung seine statements ab, wie man es ihm aufgetragen hatte und er das auswendig runterrasseln konnte. 

wenn irgendwo inzwischen ein roboter und "ki" (künstliche intelligenz) seine berechtigung haben, dann auf dem firmensprecher-sessel von rwe ... - und folglich wohl auch im innenministerium von nrw - und entsprechenden entscheiderebenen anderswo.


sinedi-art: tagebau-verwerfung




wat dem einen sin uhl - is dem annern sin nachtijall ...

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tja - da besucht der "chefredaktör von 'welt digital'" - wie es im impressum heißt - den nachbarn, nämlich den neubau der "taz" - die sich aus der rudi-dutschke-straße zurückziehen wird um zur friedrichstraße umzuziehen - ulf poschardt besucht also den neubau zu einer vorab-besichtigung und ergeht sich dann in dritter person über diesen besuch und diese kontaktaufnahme - eben eines gewissen ulf poschardt dort - das wort "ich" kommt in seinem begehungsbericht nämlich nicht vor. 
taz-bau (ausschnitt aus poschardts-"welt"-besprechung)

man spürt dem text regelrecht ab, wie ein "großer", ein "tausendsassa", ein "alleskönner" und  "neoliberaler" sich herablässt, seinen "kleinen" nachbarn artig und brav auch im übertragenen sinn seine blümchen zu überbringen - und stilmäßig nicht etwa rasch aus der brache nebenan
taz-aussicht
(ausschnitt aus
poschardts-"welt"-besprechung)
abgerissen - nein, da hat sicherlich ein "fleurop"-unternehmen seine hände bei dem gebinde mit im spiel gehabt - und die flasche "dom perignon" musste es auch sein - als alternative zum ewigen taz-laberwasser-schampus vom aldi/lidl oder aus der öko-ecke des kdw - natürlich auch, um die "feindlinien" zu unterlaufen.

nein - chef ulf war gewiss ehrlich bemüht um auge in auge gegenüber diesen kleinen rotrotgrünen schmuddelnachbarn - und schrieb von seiner großherzigen "marktverliebtheit", die ihm gebietet, auch den kleinen "mitbewerber" zu ehren - und auf die virtuellen bezugssysteme in vielerlei hinsicht zum ollen axel springer hinzuweisen ... - da ist unser aller ulf ganz braver sohn und eloquent eingenordet.


nur im eigenen haus stimmt es noch nicht so richtig bei herrn poschardt: der chefredaktör der digital-erzeugnisse bekommt es nun schon zum wiederholten male nicht hin, eines seiner kleinen flaggschiffe, die "welt.edition", pünktlich auch täglich an seine pc-leser zu bringen ... - da hakt es und stolpert es - nun schon wieder seit 5 tagen - und um 19 uhr sehe ich immer die "edition" vom letzten freitag - und nichts tut sich - da erscheint kein entschuldigungssschreiben - da wird erst auf anruf ein bezugsrabatt eingeräumt, nicht etwa von sich aus - und auch in der täglichen "mittagsbenachrichtigung" unseres herrn redakörs: nix - dabei steht und fällt ja ein "digital-chefredaktör" mit dem funktionieren des "digitalen" ... - wenn nun seit 5 tagen die rotationsmaschine keine print-ausgaben mehr bedrucken könnte im springer-haus, würden bestimmt befreundete druckereien gesucht, die das vorübergehend bewerkstelligen könnten - auch wenn es bei der druckerei der "taz" wäre.


seit 5 tagen das dauer-sendebild auf "welt.edition" beim pc - ich kann es jetzt auswendig ...


aber hier lächelt man ohne jede scheu von jedem vielleicht selbstverfassten leitartikel als als selbstbewusstes konterfei, aber bekommt tagelang die ware nur mit minderleistung an die digitalen pc-kunden.
"ich weiß noch nicht - wann sie wieder die "welt.edition" ohne probleme auf den pc bekommen - ich überweise ihnen einen bezugsrabatt wegen dieses ärgers auf ihr konto zurück", meinte die dame am digital-service-telefon  ...
okay - dann lese ich in dieser zeit eben die "taz" - die kommt pünktlich als pdf auf den pc - und die schlägt auch immer im takt meines herzens: "taz zahl ich" - schon lange ...

lieber herr seehofer: verarschen kann ich mich selbst - wut und betroffenheit - und tschüss ...

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unser aller wertesystem - click here

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VERBOTEN

Guten Tag,

meine Damen und Herren!

Hochspannung in Berlin! Den ganzen Tag über

großes Rätselraten, wie es mit Hans-Georg
Maaßen und der Koalition weitergeht. Wie 'verboten'
noch vor Robin Alexander weltexklusiv
erfuhr, hat sich nun auch Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron in die Debatte über den
deutschen Verfassungsschutzchef eingeschaltet.
Dieser Maaßen sei ein gutes Beispiel dafür,
dass jeder, aber auch wirklich jeder einen Job
finden könne, der „bereit und motiviert“ sei,
erklärte Macron. Man müsse nur die Branche
wechseln. Und zwar vom

Bock zum Gärtner.


g.funden i. d. taz 




nun werden die parteien der großen koalition noch mehr an glaubwürdigkeit und zuspruch verlieren: die "beförderung" von herrn maaßen wird nun endgültig dieses land spalten.

es wird sich später einmal als der größte fehler offenbaren, den man miteinander aushecken konnte: "ihr da oben - wir hier unten" ... - das alte lied kann nun wieder gesungen werden - und: "eine krähe hackt der anderen..."

was sollte das denn - ist das weitsicht? ist das cleverness? - damit gibt sich "die politik" der lächerlichkeit preis.
so etwas löst bei mir nur pure wut aus!

die frage stellt sich ja auch - wen seehofer von seiner bisherigen staatssekretär-armada in die wüste schickt, um einen platz für maaßen zu schaffen. sein ministerium war ja sowieso schon bis unter das dach aufgebläht - denn die "heimat" lässt ja grüßen ...

auch hierzu zeichnet sich inzwischen ab, dass ein spd (!)-staatssekretär namens adler (55) im innenministerium in den einstweiligen ruhestand versetzt werden soll - sozusagen als bauernopfer für herrn maaßen ... - wenn frau nahles das alles offenen auges gestern mitbeschlossen hat - sollte sie schleunigst abdanken ...

inzwischen sickert ja durch, dass maaßen als staatssekretär weiter für "innere sicherheit" zuständig sein wird - und den verfassungsschutz weiterführen wird, bis ein nachfolger gefunden ist. damit will sich seehofer "zeit lassen und nichts überstürzen" ... - und auch dann wird maaßen ja "übergeordnet"über den neuen leiter des verfassungsschutzes sein: das alles ist von herrn seehofer eine grenzenlose verarsche des wählervolkes - damit wird seine csu bei der wahl keinen blumenpott gewinnen - und das ist auch gut so ...

es ist empörend, wie "feudal" da in berlin mit dem wahlvolk umgegangen wird - und so treibt man der afd immer noch mehr und noch mehr wähler zu - bis zum totalen super-gau ...

hier betreibt man politik nach gutsherrenart - ganz öffentlich - und damit verlässt man alles bodenständige und seriöse.

das alles ist einfach unfassbar - unfassbar - (kopfschüttel) ...

wohlgemerkt: die letzte bundestagswahl war vor fast einem jahr: da benötigt man wochen nach der letzten wahl, um überhaupt mal anzufangen mit einer regierungsbildung. nach 4 wochen scheitern dazu die gespräche (jamaika). dann verharrt das land in schockstarre bis zum karnevalsende - dann trägt man die spd zum koaltionsaltar und der bundespräsident muss eine not- und zwangstrauung durchführen - und nach "masterplan" und immer wieder "flüchtlingskrise" jetzt dieser gewaltige lapsus ... - unfassbar - 
und tatsächlich regiert wird immer noch nicht ... - da sei der herr vor ...

ich kann ein solches kasperltheater nicht mehr ernst nehmen! - und tschüss ..

das fürchten und das gelingen

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man sagt nicht einfach: "lebewohl" - lebewohl klingt einfach viel zu "final": ein selbstmörder sagt wahrscheinlich "lebewohl", ehe er seine jeanstaschen leert und sich richtung bahndamm begibt.

und was heißt das überhaupt: "lebe wohl" ...: ich wünsche dir, dass es dir in deinem weiteren (vielleicht aber schon in deinem bisherigen) leben wohlergehe ...

oh - wie wohl ist mir am abend ... also - was ist das: "wohlergehen"? - welche kriterien stehn für ein wohlfühl-erleben: genug geld, keine afd, seriöser urlaub im land ohne flugplatz-abflug- und ankomm-wartezeiten, eine perfekte klimaanlage im ic und auch im ice und deren pünktlichkeit, ein kleines glas leitungswasser zum espresso, kein nachbar mit röhrendem deckenventilator, eine handbreit wasser im spülstein und keine sperrung der spülmaschine wegen dürre - 
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beherzter zufallsschnappschuss


und nun noch - jetzt - im moment: das aufschlagen eines bibelspruchs nach dem zufallsprinzip: - da heißt es - im moment - jetzt ganz aktuell - in markus 1,15: "es ist soweit: jetzt wird gott seine herrschaft aufrichten und sein werk vollenden. ändert euer leben und glaubt dieser guten nachricht." gnb

und luther dichtete ja - und das fällt mir dazu ein: "und wenn die welt voll teufel wär' / und wollt' uns gar verschlingen, / so fürchten wir uns nicht so sehr, / es muss uns doch gelingen!"[p.s. ist 'wohlergehen' - wohl auch ein 'gelingen'???]

und das wäre doch auch ein trost - angesichts der derzeitigen "maaßen-seehofer-affäre" - mit all der umfallerei von frau nahles und der kanzlerin und der schlitzohrigkeit eines horst seehofer - und all der kommenden affären - (der krug, der geht so lange zum wasser - bis dass der henkel abbricht) ...


Staatsaffäre Maaßen-Seehofer: Die Mogelpackung - ein durchsichtiger Taschenspielertrick ...

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O-Ton Kanzlerin: 

Deshalb hätten die drei Vorsitzenden der Koalitionsparteien entschieden, dass Maaßen in Zukunft für diese Aufgabe nicht mehr zuständig sei, „weder als Präsident des Bundesamtes noch im Bundesinnenministerium.Ich glaube, das war eine richtige und wichtige Entscheidung“.

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O-Ton Seehofer: 

Von zwei Beamteten Staatssekretären wird Maaßen im Bundesinnenministerium als höherbesoldeter Staatssekretär die Bereiche Cyber- und Informationssicherheitübernehmen sowie das Ressort Öffentliche Sicherheit, zudem wird er für die Bundespolizei zuständig. Seehofer hat zugesichert, dass Maaßen auf seinem neuen Posten nicht mit Angelegenheiten des Verfassungsschutzes zu tun haben wird.   
Lassen sich die Aufgaben des Verfassungsschutzes, Gefahren im Inneren des Landes zu erkennen und abzuwehren, überhaupt von Maaßens neuer Stelle trennen? Wie eine saubere Abgrenzung aussehen soll, ist Seehofer offenbar selbst noch nicht klar. Er halte das Problem für "absolut lösbar", sagte er über den Geschäftsverteilungsplan in seinem Ministerium. "Notfalls formuliere ich das selbst."    

"... möchte ich Sie noch höflich bitten, mir folgende Fragen zu beantworten"

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Gedenkkultur

Die unerträgliche Wahrheit

Aus einer Gedenkstätte für die Opfer der Kranken-Ermordung durch die Nazis in Kloster Irsee wird wohl ein Kunstwerk entfernt, weil es nicht mehr der aktuellen Gedenkkultur entspricht

VON SABINE REITHMAIER | SZ

Der Anblick des Triptychons ist nicht leicht auszuhalten: ein sich verzweifelt aufbäumender Bub, der von zwei Frauen hochgezerrt wird. Wie eine Kreuzigungsszene mutet das dreiteilige Werk an, das eines der gequälten Kinder zeigt, die in der "Bayerischen Heilanstalt für Geisteskranke" in Irsee während der Nazizeit durch Spritzen ermordet wurden oder durch gezielt eingesetzte Magerkost verhungerten. 

Der rechte Flügel des Triptychons:
Das gepeinigte Kind wirkt in seiner
Haltung wie der gekreuzigte Christus.
Foto: Beate Passow, VG BildkunsT Bonn 2018
Beate Passows Werk hängt in der Prosektur dieser ehemaligen Anstalt. Vielleicht sollte man besser sagen, noch hängt es da - denn die Münchner Künstlerin ist davon überzeugt, dass ihr Werk entfernt werden soll. Ob ihre Annahme richtig ist, dazu wollte sich der Besitzer des Triptychons, der Bezirk Schwaben, nicht äußern. Jedenfalls nicht vor der Sitzung des zuständigen Werkausschusses, der an diesem Donnerstag tagt und über eine Neukonzeption der Gedenkstätte berät.

"Die Prosektur als solche bedarf einer Neukonzeption, um den heutigen Ansprüchen an eine produktive didaktische Gedenkstättenarbeit zu genügen", teilte die Pressestelle des Bezirks mit. Ein artiger Satz, fast so artig wie der Titel des Triptychons:"... möchte ich Sie noch höflich bitten, mir folgende Fragen zu beantworten". Passows Werk hängt seit 20 Jahren in dem kleinen Gebäude, das versteckt auf der Nordseite der ehemaligen Klosteranlage Irsee liegt. Nach der Säkularisation wurde es erst als "Kreis-Irrenanstalt", dann als Zweigstelle der Pflegeanstalt Kaufbeuren genutzt. In der Prosektur sezierten die Ärzte die Leichen der Patienten, um ihre Todesursache festzustellen, auch dann, wenn sie, wie in der Nazi-Zeit genau wussten, woran die Patienten gestorben waren. 1972 wurde die Irseer Abteilung für psychisch Kranke aufgelöst, wenige Jahre später in ein Bildungszentrum des Bezirks Schwaben umgestaltet. Seither hat sich viel verändert. Nur in der Prosektur, die Mitte der Neunzigerjahre in eine Gedenkstätte für die Opfer des sogenannten Euthanasie-Programms umgewandelt wurde, sieht es noch genauso aus wie damals, abgesehen von Passows Triptychon im Vorraum. Das Werk überfällt den Betrachter übrigens nicht unerwartet. Zugänglich ist die Prosektur nur für diejenigen, die sich zuvor den Schlüssel beim Hauspförtner holen.

Der Titel des Triptychons: "... möchte ich Sie noch höflich bitten, mir folgende Fragen zu beantworten". (Foto: Beate Passow, VG BildkunsT Bonn 2018)


Der dreiteilige Siebdruck ist ursprünglich auch nicht für diesen Ort entstanden. Michael von Cranach, langjähriger Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, dem es in erster Linie zu verdanken ist, dass die Geschichte der Kaufbeurer und Irseer Anstalt während der Nazizeit so präzis aufgearbeitet worden ist, hatte Beate Passow Originalaufnahmen übergeben und sie ermuntert, daraus ein Werk zu schaffen. Vom Ergebnis war Cranach sehr beeindruckt. Auch Rainer Jehl, damals Leiter des Bildungszentrums, faszinierte das 1996 in einer Ausstellung des Kunsthauses Kaufbeuren gezeigte Werk so, dass er es für die Prosektur erwarb.

Michael von Cranach, der auch am soeben erschienenen "Gedenkbuch für die Münchner Opfer der nationalsozialistischen 'Euthanasie'-Morde" mitgearbeitet hat, schätzt das Triptychon noch immer sehr. Aber manchmal frage er sich inzwischen, ob das Werk in der jetzt präsentierten Form noch der aktuellen Gedenkkultur gerecht werde, sagt er. Zum ersten Mal sei ihm das bewusst geworden, als vor fünf Jahren die Arbeitsgemeinschaft der Euthanasieforscher und Gedenkenstättenleiter in Irsee tagte und manche Kollegen es entwürdigend fanden, Täterbilder von den Opfern zu zeigen. Das Argument, es handle sich um Kunst, wollten sie nicht gelten lassen. Genauso wenig wie die Mitarbeiter aus Behinderteneinrichtungen, die Cranach während seiner Führungen durch die Prosektur darauf hinwiesen, es sei mit Artikel 5 der UN-Behindertenrechtskonvention nicht vereinbar, Behinderte in derart diskriminierender Weise zu zeigen.

Als auch eine von Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Vorjahr initiierte Tagung, die sich mit der Frage der Namensnennung von Euthanasieopfern beschäftigte, zu dem Ergebnis kam, Namen und Daten der Opfer sollten zwar veröffentlicht werden, nicht aber diskriminierende Täterdarstellungen oder deren falsche Diagnosen, setzte das große Nachdenken ein. Seither machten sich die Bezirke Gedanken darüber, ob sie ihre Gedenkstättenkultur verbessern müssen, sagt Cranach. Er selbst würde Passows Bild nicht abhängen. "Ich habe den Vorschlag gemacht, in Irsee eine kleine Tagung mit Experten und Beate Passow zu veranstalten und darüber zu diskutieren, was man tun kann." Vielleicht reiche ein ergänzender Kommentar zur Geschichte der Gedenkkultur.

Passow, 1945 als Tochter eines Nationalsozialisten und einer polnischen Köchin geboren, beruhigt das im Moment nicht. Dass Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, bei dem sie sich am 14. August brieflich nach der Zukunft ihres Werks erkundigte, bis heute nicht reagiert hat, ärgert sie schon. Erst im Vorjahr für ihre konsequente künstlerische Haltung mit dem angesehenen Gabriele-Münter-Preis ausgezeichnet, arbeitet sie seit vielen Jahren gegen das kollektive Vergessen an. Ihre Kunst - von der Fotografie über Collage und Installation bis zur Aktion - ist immer politisch. Auch wenn sie nicht glaubt, dass sich mit Hilfe der Kunst etwas ändert, ist sie doch von deren emotionalen Potenzial überzeugt. Und auch davon, dass die Wahrheit dem Menschen zumutbar ist.

sueddeutsche zeitung

ich habe versucht, verschiedene z.t. verzerrte wiedergaben im netz einigermaßen als gesamteindruck des triptychons von beate passow zu "rekonstruieren" ...
(Quellen hierzu: lkaelber|www.uvm.edu - beate passow, vg bildkunst bonn 2018 - vdt.ev - bearbeitung: sinedi|art)

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mich erinnert dieser "fall" an die auseinandersetzung um das gedicht "avenidas" von eugen gomringer an der fassade einer berliner hochschule, das wegen einer angeblichen sexistischen interpretierbarkeit nun mit einem anderen text übertüncht wird.

und auch an die auseinandersetzung um die "stolpersteine" in münchen, die der rat dort auf geheiß von von frau knobloch von der jüdischen gemeinde ablehnte, "weil man nicht erneut mit stiefeln auf die namen der holocaust-opfer herumtrampeln darf" ...

deutschland insgesamt tut sich schwer mit einer angemessenen gedenk- und erinnerungskultur - jetzt 80 jahre nach den geschehnissen in nazi-deutschland. und nazi-deutschland, das waren nicht irgendwelche monster von einem anderen stern: das waren unsere vorfahren und verwandten, opa und oma und (groß)onkel und (groß)tante - das waren nicht etwa irgendwelche fremden migranten von anderswo her, das waren nachbarn und biedere bürger ...

doch meines erachtens versucht man jetzt mit "angemesseneren zeitgemäßeren formen des gedenkens" auch immer mehr die tatsächlichen  taten und geschehnisse und übergriffe und morde auszublenden und ebenfalls nach und nach zu übertünchen - und ich werde dabei den verdacht nicht los, dass das auch geschieht unter der allgemeinen prämisse: "nun muss es doch auch endlich mal gut sein" ...

die beiden frauen, die die kinder oder das kind auf den triptychon-abbildungen hochzerren waren ja höchstwahrscheinlich seinerzeit ganz einfache  k r a n k e n -    s c h w e s t e r n - vielleicht sogar ordensschwestern ...

während also der afd-höcke schwadroniert, das berliner holocaust-mahnmal sei "ein denkmal der schande" und er "eine erinnerungspolitische wende um 180 Grad" einfordert, meint sein parteivorsitzender gauland, die nazi-diktatur sei lediglich ein "vogelschiss" in der geschichte deutschlands gewesen.

und genau in diesem verleugnungs-prozess platzt nun die idee zur umgestaltung der erinnerungskultur in kaufbeuren-irsee mit umgestaltung oder gar dem verzicht des triptychons von beate passow.

20 jahre hat dieses tritychon die besucher dort - zugegebenermaßen recht eindrücklich - zum nachdenken gebracht und die unvorstellbaren grausamkeiten dort in erinnerung gerufen und plastisch vor augen geführt, und nun werden plötzlich argumente gefunden aus dem "political-correctness"-katalog, das aus ethisch-ästhetischen überlegungen heraus "täterbilder von 'euthanasie'-opfern" nicht gezeigt werden sollten - und dass nach artikel 5 der un-behindertenrechtskonvention behinderte menschen nicht in derart diskriminierender Weise abgebildet werden sollten.

aber hier werden ja nicht behinderte menschen zur schau gestellt - sondern es werden doch quasi wie in einer anwaltsakte tatsachen der grausamen nazi-menschenverachtung per tatortfotos mit-geteilt und "bewiesen" - besonders auch der nachwelt, die davon vielleicht vor lauter scham und verleugnung und verdrängung in den familien vielleicht noch nie davon gehört hat - und sich kaum ausmalen kann, was da in nächster nachbarschaft oder gar in der eigenen familie abgegangen ist

und da manche videospiele bedeutend brutalere abbildungen mit aktiven handlungsanweisungen zeigen und kombinieren, kann man auch nicht davon sprechen, diese drei triptychon-bilder seien unerträglich. natürlich sollten die besucher dort schon eine gewisse persönliche reife erlangt haben.

diese drei bilder rütteln in erster linie auf - und brennen sich vielleicht auch ein - aber ich z.b. bin durch einen besuch mit meiner konfirmandengruppe in einem heim für schwerstbehinderte kinder in bethel damals auf die idee gekommen, dort einmal meinen zivildienst abzuleisten - weil die wahrnehmung der menschen dort meine zuneigung und meinen schutzinstinkt geweckt haben.

man darf vor lauter "political correctness" die tatsächlichen geschehnisse damals nicht heutzutage andauernd versuchen zu relativieren ... - gerade nicht zu einer zeit, beim dem nationalistisch-populistische bewegungen neu befeuert werden und hochkochen ...

endlich fallen tropfen vom himmel

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floating window - sinedi-art




endlich fallen tropfen vom himmel
unsere gebete pressen die wolke aus

'löschpapier' was ist das für ein blödes wort
in diesem zusammenhang

ob mit dem fallenden tropfen
sich ein vogel im flug
mit schlagendem gefieder
sein mütchen kühlt
das ist nicht überliefert

vogel, saug oder stirb
dein gepfeife war so krächzend geworden

und jeden augenblick
wird die welt neu geschaffen

sehnsucht und politik und paradies
und der apfel, der paradiesapfel
mit dem dunkelrot lackierten zuckerüberzug

jeden moment - aber der zug
hat heute verspätung
wegen des wochenendverkehrs

jeden moment hält die welt inne
um sich neu zu erfinden
aus balsaholzlatten
hat man die grundkonstruktion
zusammengepappt

da sollten wir nachbessern
wir haben das vertrauen verloren
statt es wiederherzustellen
und endlich fallen wieder 
tropfen vom himmel

sinedi

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Vom 23.09. - ca. 10.10. bin ich offline ...

wie deutschland über nacht zur anarchie fand ...

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liebäugeln mit der herrschaftslosigkeit | S!|art


Wissen die noch, was sie nicht tun?

Von Henryk M. Broder

WELT-Autor Henryk M. Broder ist sich sicher: Besser als eine kleine Regierung wäre nur: gar keine


Henryk M. Broder - S!|art
Die große Koalition will zur „Sacharbeit“ zurückkehren. Unser Autor fragt sich, ob das überhaupt notwendig ist. Nach der Bundestagswahl kam die Republik wochenlang ohne funktionierende Regierung aus. Das Land regiere sich längst allein.

Ein Jahr nach der Bundestagswahl und ein halbes Jahr nach dem Zustandekommen der großen Koalition hat die Regierung bekannt gegeben, sie wolle „zur Sacharbeit zurückkehren“. Was sich wie ein großes Versprechen anhörte, war eher ein semantisches Missverständnis.

Zurückkehren kann man nur an einen Ort, an dem man schon einmal war. Und der einzige Vorwurf, den man der jetzigen Regierung nicht machen kann, ist der, sie habe sich bei der Sacharbeit übernommen.

Dabei war sie durchaus fleißig. Es wurde spekuliert und intrigiert, es wurde nach Auswegen und Kompromissen gesucht, es wurde bis tief in die Nacht verhandelt, und wenn dann völlig erschöpfte Minister im Morgengrauen vor die wartenden und ebenso erschöpften Journalisten traten, waren sie „glücklich“ und „total zufrieden“, als hätten sie beim Aufräumen einer Rumpelkammer eine Flasche Château Lafite aus dem Jahre 1869 gefunden.

Nun gut, wenn man sich nach langen Verhandlungen darauf geeinigt hat, die „Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern“, dann kann man schon stolz auf das Erreichte sein. Auch wenn sich das Ergebnis aus der Perspektive der Ferkel ganz anders anfühlt.

Wenn man dann aber sieht, wie zaghaft die Digitalisierung voranschreitet oder dass die Regierung die Wohnungsnot mit einem „Baukindergeld“ bekämpfen will, dann muss man sich schon fragen: Wissen die noch, was sie nicht tun?

Mir kommt das Ganze so vor, als würden die Ärzte einer Klinik monatelang darüber streiten, ob sie blaue oder weiße Kittel tragen möchten, bis schließlich einer von ihnen ausruft: „Kollegen, es gibt da noch ein paar Patienten, die auf uns warten! Zurück zur Sacharbeit!“

Andererseits: Ein Land, das ein Jahr lang ohne eine funktionierende Regierung auskommt, beweist ein erstaunliches Maß an Reife. Die Müllabfuhr sammelt den Müll ein, die Inflation frisst die Ersparnisse auf, die Tafeln verteilen Lebensmittel an Bedürftige und das Oktoberfest findet, wie immer, im September statt.

Wozu braucht man dann noch eine Regierung, zumal die wenigen Entscheidungen, die getroffen werden, nicht einmal in der Regierung zustande kommen, sondern in einem Gremium namens „Koalitionsausschuss“, das im Grundgesetz nicht vorkommt.

Deutschland regiert sich von allein. Die Regierung stört nur die Abläufe. Es würde wenig helfen, sie zu verkleinern. Besser als eine kleine Regierung wäre nur: gar keine.




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also - wenn dieser broder mal recht hat - und das ist in meinen augen selten genug - dann hat er aber aber tatsächlich sowas von recht: er beschreibt den zustand dieser bundesdeutschen "möchtegern-politik gmbh" harrgenau - und da ahnt man endlich auch, warum so viele menschen in den bundestag wollen: das ist leicht verdiente knete - einfach für nichts und wieder nichts - nix for nothing ...

allerorten werden systeme "outgesourced", große bundesinstitutionen privatisiert (bundesbahn, bundespost usw.), die "staatliche gewalt" wird irgendwelchen wachmannschaften überlassen, lehrer werden angestellt statt verbeamtet (und da wundert man sich, wenn die plötzlich streiken und nur noch ihren "stoff" durchziehen (wissensvermittlung statt pädagogik), alles wird kommerzialisiert: und nun - last not least - hat sich der größte und teuerste bundestag seit menschengedenken selbst von jeder mitarbeit bzw. "sacharbeit" endgültig verabschiedet.

seit einem jahr wird nun so ein modellversuch gefahren und das klappt... - man kann als minister und bundestagsabgeordneter tagsüber anderen noch viel besser bezahlten verpflichtungen nachgehen - , man trifft sich nachts im "kleinen kreis" des "koaltionsausschusses" oder in der "dreier-runde", um emsigkeit vorzutäuschen - und übt sich derweil im fingerhakeln ...- und im kasperlspielen und marionettentheater ...

und so hebelt man auch die afd gründlich aus: die sitzt im bundestag - im "reichstag" - und will dort herumstänkern - aber mangels themen und verbindlichkeiten und der allgemeinen anhaltenden "politikverweigerung" laufen alle einwürfe und "initiativen" ins leere und mutieren zum "großen vogelschiss" der geschichte ...

einfach genial - diese taktik - und damit beschäftigen sich tag für tag all die medien - aber es ist langweiliger als jede 8-stündige schachparty ...: das ist eine neue form des von uns 68ern angestrebten anarchismus: das ist herrschaftloses leben - endlich - ganz ohne revolution ...

und wenn man denkt, es geht nicht mehr - kommt irgendwo ein lichtlein her: wer da noch zu irgendeiner wahl geht - und gefälligkeitskreuzchen macht ist selber schuld - ganz ernsthaft ...


noch ne mona lisa

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